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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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und überflog den Werbetext: »Das letzte unberührte Paradies der Erde... blendend weiße Strände... azurblaue Lagunen...«
    Trinny sah mir zu. »Die sind von Berlyn.«
    »Wo fährt sie denn hin?«
    »Das weiß sie noch nicht. Sie sagt, Alaska könnte ihr gefallen.«
    »Fahren Sie auch mit?«
    Sie zog ein enttäuschtes Gesicht. »Dazu habe ich kein Geld.«
    »Das ist aber schade. Sieht nämlich gut aus«, sagte ich. »Macht es ihr nichts aus, allein zu reisen?«
    »Ä-äh. Es macht ihr Spaß. Zumindest, wenn es nicht anders geht, sagt sie. Sie hat ja schon diese eine Reise gemacht, im Herbst.«
    »Ehrlich? Wo war sie denn da?«
    »Acapulco. Sie war begeistert. Sie hat gesagt, wenn sie wieder hinfährt, nimmt sie mich mit.«
    »Das ist ja nett. Ich war letzten Sommer in Viento Negro, aber weiter in den Süden bin ich nie gekommen.«
    »Ich bin noch nicht einmal so weit weg gewesen. Berlyn ist schon immer gern gereist. Ich habe kein solches Fernweh. Ich meine, es gefällt mir und so, aber es gibt Dinge, die ich lieber tue.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Ich weiß nicht. Klamotten und Zeug kaufen.«
    Ich versuchte es anders. »Lornas Tod muß ein schwerer Schlag gewesen sein. Werden Sie damit fertig?«
    »Ich denke schon. Für die beiden ist es hart gewesen. Ich meine, Mom und Dad standen ihr ja viel näher. Seit Lornas Tod ist irgendwie alles anders geworden. Und jetzt ist eigentlich nur noch Mom in die Sache verstrickt. Sie redet bloß noch über Lorna. Berlyn fühlt sich verletzt. Es kotzt sie wirklich an. Ich meine, was ist denn mit uns? Zählen wir gar nicht?«
    »Standen Sie Lorna nahe?«
    »Eigentlich nicht. Lorna stand niemandem nahe. Sie lebte in ihrer Welt und wir in unserer. Sie hatte diese Hütte, und sie liebte ihre Zurückgezogenheit. Sie haßte es, wenn jemand vorbeikam, ohne vorher zu fragen. Oft war sie überhaupt nicht zu Hause. Vor allem nachts war sie andauernd irgendwo unterwegs. Sie gab einem deutlich zu verstehen, daß man wegbleiben sollte, außer man hatte zuvor angerufen und sich einladen lassen.«
    »Wie oft haben Sie sie gesehen?«
    »Des öfteren hier, immer wenn sie vorbeikam. Aber in der Hütte vielleicht nur ein- oder zweimal in den drei Jahren, die sie dort gewohnt hat. Berlyn ist gern hinübergegangen. Sie ist von Natur aus ein bißchen neugierig. Lorna war echt geheimnisvoll.«
    »Inwiefern?«
    »Ich weiß nicht. Na ja, zum Beispiel, warum war sie denn so heikel, wenn man einfach mal vorbeigeschaut hat? Was ist denn groß dabei? Wegen uns brauchte sie sich doch keine Sorgen zu machen. Wir sind ihre Schwestern .«
    »Haben Sie je herausgefunden, wo sie nachts hingegangen ist?«
    »Ä-äh. Wahrscheinlich an keinen besonderen Ort. Nach einiger Zeit habe ich sie mehr oder weniger so akzeptiert, wie sie war. Sie war nicht gesellig wie wir. Berlyn und ich sind echte Kumpel. Wir sind wie Freundinnen, gehen zusammen aus und so. Zur Zeit zum Beispiel hat keine von uns einen festen Freund, also gehen wir am Wochenende ins Kino oder zum Tanzen. Lorna hat nie irgend etwas für uns getan. Na ja, ab und zu schon, aber da mußte man sich praktisch auf den Boden werfen und betteln.«
    »Wie haben Sie von ihrem Tod erfahren?«
    »Die Polizei ist hier vorbeigekommen und hat nach Daddy gefragt. Er war derjenige, der es Mom erzählt hat. Es war irgendwie schaurig. Ich meine, wir dachten, Lorna sei verreist. Im Urlaub, hat Mom gesagt. Deshalb haben wir uns nichts dabei gedacht, als wir nichts von ihr gehört haben. Wir haben einfach angenommen, daß sie uns schon wieder anrufen wird, wenn sie wieder da ist. Es ist eine schreckliche Vorstellung, daß sie da gelegen hat und vermodert ist.«
    »Es muß entsetzlich gewesen sein.«
    »O Gott. Ich habe angefangen zu schreien, und Berl wurde weiß wie eine Wand. Daddy hatte fast einen Schock. Mutter hat es am schwersten getroffen. Sie ist heute noch nicht darüber weg. Sie ist herumgestolpert und hat gekreischt und geweint und sich die Haare gerauft. So habe ich sie noch nie gesehen. Zum Beispiel als Grandma gestorben ist. Das war schließlich ihre eigene Mutter. Da hat sie echt die Ruhe bewahrt, Flüge reserviert und unsere Koffer gepackt, damit wir zur Beerdigung nach Iowa fliegen konnten. Wir waren alle noch klein und haben nichts begriffen und herzzerreißend geheult. Aber sie hat alles organisiert, absolut cool. Als wir das mit Lorna erfahren haben, ist sie einfach zusammengebrochen.«
    »Die meisten Eltern rechnen nicht damit, ihre Kinder zu überleben«,

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