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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Reißverschlüsse, von denen einer kaputt war. Ich musterte die Krageninnenseite. Die Größe war M , also weit genug für einen dicken Pullover, falls nötig. Das Preisschild war an das braune Strickbündchen an einem der Ärmel gesteckt: vierzig Dollar. Ein echtes Schnäppchen. Ist Ihr Gatte wüst und roh? Kratzt sich den behaarten Po? Wollen Sie ihn baden schicken... Burma-Shave wird ihn erquicken. Ich hängte mir die Jacke über den Arm, während ich an den anderen Ständern entlang schlenderte. Ich fand ein blaues Flanellhemd und ein Paar Wanderstiefel.

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    Auf dem Weg hinaus blieb ich stehen und löste den Draht, der die Burma-Shave-Schilder zusammenhielt, und las eines nach dem anderen. Ist Ihr Gatte voller Groll ? Schimpft Ihnen die Ohren voll ? Seine Stimmung wird sich heben , wenn Sie Burma - Shave ihm geben . Ich lächelte vor mich hin. Ich hatte sogar Talent für solches Zeug. Mit meinen Einkäufen in der Hand ging ich wieder auf die Straße hinaus. Ein Hurra auf die gute alte Zeit. Neuerdings geht den Amerikanern ein wenig der Humor aus.
    Auf der anderen Straßenseite entdeckte ich ein Geschäft für Bürobedarf. Ich ging hinüber, besorgte mir Schreibpapier und ein paar Päckchen Karteikarten. Zwei Häuser weiter sah ich eine Filiale von Seimas Bank, wo ich mich vergewisserte, dass ihr Scheck gedeckt war, und mir ein Bündel Zwanzigdollarscheine besorgte, das ich in meine Umhängetasche steckte. Danach holte ich mein Auto, fuhr los und kreiste um den Block, bis ich in der richtigen Richtung unterwegs war. Der Ort kam mir bereits vertraut vor; er war ordentlich angelegt und sauber. Die Hauptstraße war vierspurig. Die Häuser rechts und links waren meist ein- oder zweistöckig und in uneinheitlichem Stil gebaut. Die Atmosphäre erinnerte entfernt an eine Westernstadt. An jeder Kreuzung fiel mein Blick auf einen Bergkamm, und die schneebedeckten Gipfel bildeten eine Art Vorhang, der den ganzen Ort entlang verlief. Es herrschte nicht viel Verkehr, und mir fiel auf, dass überwiegend Nutzfahrzeuge unterwegs waren: Pickups und Kombis mit Skiständern auf dem Dach.
    Als ich wieder bei Selma anlangte, stand das Garagentor offen. Der Parkplatz links war leer. Rechts sah ich einen blauen Pickup neuester Bauart stehen. Als ich aus meinem Wagen stieg, kam zwei Häuser weiter ein uniformierter Hilfssheriff zur Tür heraus. Er überquerte die beiden Rasenflächen zwischen uns und kam auf mich zu. Ich wartete, da ich annahm, dass es sich um Toms jüngeren Bruder Macon handelte. Auf den ersten Blick konnte ich nicht sagen, wieviel jünger er war. Ich schätzte ihn auf Ende Vierzig, aber vielleicht trog sein Äußeres auch. Er hatte dunkles Haar, dunkle Augenbrauen und ein angenehmes, unauffälliges Gesicht. Er war ungefähr einsachtzig groß und von kompakter Statur. Er trug eine schwere Jacke, die an der Taille endete, um schnellen Zugriff zu dem Pistolenhalfter an seiner linken Hüfte zu gewähren. Der breite Gürtel und die Waffe verliehen ihm ein schweres, bulliges Aussehen, das ohne seine Kluft vermutlich nicht entstanden wäre. »Sind Sie Macon?« fragte ich.
    Er reichte mir die Hand. »Genau. Ich habe Sie herfahren sehen und dachte mir, ich komme mal rüber und stelle mich vor. Meine Frau Phyllis haben Sie ja schon kennengelernt.« »Das mit Ihrem Bruder tut mir leid.«
    »Danke. Es war ganz schön hart, das kann ich Ihnen sagen«, erklärte er. Er deutete mit dem Daumen aufs Haus. »Selma ist nicht da. Ich glaube, sie ist vor kurzem zum Markt gegangen. Wollen Sie rein? Die Tür steht meistens offen, aber Sie können auch gern zu uns kommen. Das ist allemal besser, als hier draußen in der Kälte zu stehen.« »Danke, aber das macht mir nichts aus. Selma kommt bestimmt gleich, und wenn nicht, bringe ich die Zeit auch so herum. Ich würde gern morgen oder übermorgen mal mit Ihnen sprechen.«
    »Na klar. Kein Problem. Ich erzähle Ihnen alles, was Sie wissen wollen, obwohl ich gestehen muß, dass wir uns keinen Reim auf Seimas Vorhaben machen können. Worüber zerbricht sie sich eigentlich den Kopf? Phyllis und ich begreifen einfach nicht, was sie ausgerechnet mit einer Privatdetektivin will. Bei allem Respekt, aber das ist doch lächerlich.«
    »Vielleicht sollten Sie das mit ihr besprechen«, sagte ich. »Ich kann Ihnen jetzt schon sagen, was Sie über Tom herausfinden werden. Er war ein so grundanständiger Kerl, wie man selten einen findet. Die ganze Stadt hat zu ihm aufgesehen, mich

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