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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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seiner eigenen kurz darauf.
    Fünf Minuten später erlebte ich einen dieser erhebenden Momente der Bestätigung, als der Beamte — wie zu erwarten gewesen war — das Aufgebot fand.
    »Oh, wow. Das ist ja sagenhaft. Ist es nicht erstaunlich?«, sagte ich.
    Der Beamte sah ermattet drein. »Ich bin völlig baff.«
    Ich lachte. »Tja, ich freue mich eben, wenn ich Recht habe, vor allem, wenn ich aufs Geratewohl quer durchs Fand fliege.« j
    Er stützte sich auf den Tresen, das Kinn in der Hand, und sah mir zu, wie ich meine Karteikarten herausholte und die Daten notierte. Das Aufgebot war am dritten Juni 1965 bestellt worden. Davon ausgehend, dass es vier Wochen lang gültig war, musste die Hochzeit innerhalb dieses Monats stattgefunden haben. Darlene FaDestro, Alter 22, Beruf Buchhalterin, war die Tochter von Harold und Millicent LaDestro und wohnte an der im Telefonbuch von 1961 angegebenen Adresse. Mark Charles Bethel, Alter 23, Beruf Soldat der U.S. Army, war der Sohn von Vernon und Shirley Bethel mit einer Adresse am Trevillian Way. Weder Braut noch Bräutigam waren schon einmal verheiratet gewesen.
    Beiläufig sagte der Beamte: »Sie wissen, wer er ist, oder?«
    Ich sah ihn interessiert an. »Wer, Mark Bethel?«
    »Nein, LaDestro.«
    »Ich weiß überhaupt nichts über ihn. Was können Sie mir denn über ihn sagen?«
    »Er hat das Patent für irgendein Teil bekommen, das sie bei den Mercury-Raumflügen eingesetzt haben.«
    »Und damit hat er sein Geld verdient?«
    »Klar. Hier in der Gegend ist er richtig berühmt. Ein Autodidakt, ganz exzentrischer Typ. Er hatte nicht mal Kontakt zur Raumfahrtindustrie. Hat einfach vor sich hin getüftelt. Einmal hab’ ich ein Bild von ihm gesehen: Kam mir vor wie ein durchgeknallter Eierkopf. Sein Leben lang hat er herumgebastelt, ohne einen Cent zu verdienen. War verschuldet bis über beide Ohren und hat in einem Loch gehaust. Alle haben ihn als Irren abgeschrieben, und dann kommt er daher und sticht McDonnell-Douglas um die Rechte auf dieses Ding aus. Er ist als reicher Mann gestorben. Ich meine, so richtig reich.«
    »Tja, kaum zu glauben«, sagte ich. »Und was war das für ein Ding, auf das er das Patent bekommen hat?«
    »Irgendein Teil. Was weiß ich? Ich habe nur gehört, dass es bis heute verwendet wird. Die Welt ist voller Leute, die irgendwelche Apparillos entwerfen, für die sie nie Anerkennung bekommen. LaDestro hat einen Patentanwalt engagiert und die Bonzen in die Knie gezwungen.«
    »Unglaublich.«
    »Seine Tochter hat jedenfalls ein Schweineglück gehabt. Ich habe gehört, sie lebt jetzt in Kalifornien auf einem schnieken Anwesen«, sagte er. Er zeigte auf das Aufgebot. »Wollen Sie eine Kopie davon haben?«
    »Kostet?«
    »Zwei Dollar normal, fünf mit Beglaubigung.«
    »Normal reicht mir«, sagte ich.

    Ich fuhr von der Jefferson hinüber zur Third Street, bog links auf den Broadway ein und fuhr nach Osten, bis er in die Bardstown Road einmündete. Ich folgte ihr durch ein Stadtviertel, das »The Highlands« genannt wird. Am Trevillian Way angelangt, fand ich schnell das Haus, wo die Bethels gelebt hatten. Das weiße Fachwerkhaus sah ansprechend aus, nicht groß, aber gut in Schuss und in einem soliden Wohngebiet der Mittelschicht — bedeutend besser als die Gegend, in der Laddie aufgewachsen war. Ich parkte vor dem Haus, ging den langen, leicht abfallenden Weg hinab und stieg die Stufen zur Veranda hinauf. Es war niemand zu Hause, doch ein kurzer Blick auf den Briefkasten verriet mir, dass jetzt eine Familie namens Poynter das Haus bewohnte. Es war idyllisch wie im Bilderbuch: grüne Fensterläden, Stiefmütterchen in Blumenkästen, ein Dreirad auf dem Gehsteig und ein Hundeknochen im Garten. Sämtliche Fensterscheiben glänzten, und die Büsche waren gestutzt. Während ich noch schaute, tappte vorsichtig eine magere graue Katze über den frisch gemähten Rasen.
    Ich kehrte zum Wagen zurück, setzte mich hinein und studierte den Stadtplan. Indem ich die Entfernung der umliegenden Schulen abschätzte, kam ich zu dem Schluss, dass Mark wahrscheinlich zuerst die Highland Junior High und dann entweder Atherton oder St. Xavier, die katholische High School am Broadway, besucht hatte. Womöglich war er auch auf eine Privatschule gegangen — da war ich mir nicht sicher — , aber er wirkte auf mich wie jemand, der stolz auf seinen Hintergrund im öffentlichen Schulsystem wäre. Was nun?
    Ich blätterte die Seiten durch, die ich mir kopiert hatte, und ließ meinen

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