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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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beantwortet. Wenn man ihn bedrängte, hat er einfach das Thema gewechselt.«
    »Das klingt ganz nach ihm. Und wie war es seit der Schießerei? Glauben Sie, die Frau ist da gewesen?«
    »Das kann ich wirklich nicht sicher sagen. Ich gehe um vier zur Arbeit und komme erst nach Mitternacht wieder. Sie hätte hineingehen können, während ich weg war. Offen gestanden, jetzt, wo ich darüber nachdenke — ich glaube, ich habe gestern jemanden gehört. Und letzte Nacht auch — bevor dieser Motorradheini aufgetaucht ist. Dieses Arschloch. Der Glaser hat gesagt, es kostet mich hundert Mäuse, das Fenster reparieren zu lassen.«
    »Wary, was Sie letzte Nacht gehört haben, das war ich. Ich bin hineingegangen und habe seine persönlichen Gegenstände herausgeholt, bevor das Schloss ausgewechselt wurde. Ich vermute aber, seine Freundin war auch mal da, weil ein paar Dinge, die ich zuvor gesehen hatte, auf einmal gefehlt haben.«
    Inzwischen waren wir wieder am Haus angelangt. Es war an der Zeit, mich auf den Weg zu machen. Ich dankte ihm für seine Hilfe, notierte mir seine Telefonnummer und gab ihm dann eine meiner Visitenkarten, auf deren Rückseite ich zuvor meine Privatnummer schrieb. Wir verabschiedeten uns auf der Treppe voneinander.
    Ich sah Wary nach oben gehen und kehrte zu den Hatfields zurück, um die zwei Matchsäcke und meine anderen Sachen abzuholen. Sie luden mich zum Mittagessen ein, aber ich hatte ja soeben gefrühstückt und wollte schleunigst nach Hause. Wir tauschten Abschiedsgrüße aus. Ich bedankte mich überschwänglich bei den beiden und schloss Dort in meine Dankesbezeugungen mit ein. Ich wagte es nicht, mich unhöflich zu zeigen, denn womöglich hatten sie ja Recht, was ihre Inkarnation betraf.
    Ihre Wohnungstür schloss sich hinter mir, und ich war schon unterwegs zum Auto, als ich zufällig zu der Reihe Briefkästen unter der Treppe hinübersah. Aus dem von Mickey ragten Umschläge heraus. Ich starrte ihn fasziniert an. Offenbar hatten die Cops es versäumt, Mickeys Post abzubestellen. Ich fragte mich, wie viele verschiedene Gesetze ich bereits übertreten hatte. Die eine Übertretung würde meine Strafe bestimmt nicht wesentlich verschärfen. Ich tastete am Boden meiner Tasche entlang, zog meine Dietriche hervor und machte mich über das Schloss her. Es ging so leicht auf, dass es auch einer Haarnadel nachgegeben hätte, ein Gegenstand, den ich allerdings nicht bei mir hatte. Ich zog den Packen Post heraus und sah ihn hastig durch. Der größte Teil davon bestand aus einem dicken, billigen Wochenmagazin für Einzelkämpfer: Anzeigen, in denen Söldner gesucht wurden, Artikel über geplante Waffengesetze, vertuschte Regierungsaktionen und Bürgerrechte. Ich legte das Heft wieder in den Briefkasten, so dass dessen Inhalt unberührt wirken würde. Die restlichen zwei Umschläge steckte ich mir zur späteren Betrachtung in die Tasche. Ich kann Ihnen gleich sagen, dass sie wertlos waren und mich schwer enttäuschten. Ich hasse es, wegen Werbesendungen eine Haftstrafe zu riskieren.
    Als ich um fünf nach halb zwei in Santa Teresa ankam, hob ich die Morgenzeitung von der Türschwelle auf und ging hinein. Ich warf die Zeitung auf die Arbeitsfläche, stellte die Matchsäcke ab und trat an meinen Schreibtisch. Auf meinem Anrufbeantworter waren mehrere Nachrichten eingegangen. Ich spielte sie ab und machte mir Notizen, wobei mir klar wurde, dass es wohl langsam höchste Zeit war, mich mit bezahlter Arbeit zu befassen. Angesichts dieser Notwendigkeit fuhr ich zum Büro hinüber und verbrachte den Rest meines Nachmittags damit, mich um die Klienten zu kümmern, deren Aufträge erledigt werden mussten. Ich bearbeite etwa fünfzehn bis zwanzig Fälle im Monat, von denen allerdings nur ein Teil eilig ist. Obwohl ich Geld auf der Bank habe, kann ich es mir nicht leisten, laufende Angelegenheiten schleifen zu lassen. Gerade hatte ich drei Tage damit zugebracht, Mickeys Lage auszuforschen. Nun war es an der Zeit, mein Berufsleben in Ordnung zu bringen. Ich musste Anrufe erwidern sowie Quittungen verbuchen und in die Bücher eintragen. Zahlreiche Rechnungen mussten getippt und verschickt werden, zusammen mit den abschließenden Berichten, die ich formulieren musste, solange meine Notizen noch frisch waren. Außerdem hatte ich ein paar böse Briefe zu verfassen, mit denen ich Geld von säumigen Zahlern (alle Anwälte bitte herhören) einzutreiben hoffte, und musste darüber hinaus selbst ein paar Rechnungen

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