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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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war früher bei der Kriminalpolizei. Dadurch haben wir uns ja kennen gelernt. Wir haben in Santa Teresa bei der gleichen Dienststelle gearbeitet.«
    »Sie sind auch Polizistin?«
    »Früher mal. Jetzt arbeite ich als P.D.«
    »Als Privatdetektivin.«
    »Genau.«
    »Ach, jetzt begreife ich’s. Sie ermitteln in dieser Sache.«
    »Offiziell nicht, aber ich bin neugierig.«
    »He, ich stehe auf Ihrer Seite. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, sagen Sie’s nur.«
    »Danke. Was ist mit dem Fiesling? Könnte er nicht derjenige sein, der auf Mickey geschossen hat? Mir kam er vor wie ein Irrer.«
    »Nee, da hab’ ich meine Zweifel, Wenn er’s gewesen wäre, würde er nicht daherkommen, gegen die Tür donnern und sich einbilden, Mickey würde ihm aufmachen. Der Kerl, der auf Mickey geschossen hat, muss glauben, er sei tot.« Wary sah auf die Uhr. »Ich muss los. Wie lange bleiben Sie noch hier?«
    »Keine Ahnung. Eine Stunde vielleicht.«
    »Kann ich Sie zum Frühstück einladen? Dahin bin ich nämlich gerade unterwegs. Um die Ecke gibt’s ein Café. Würde nicht länger als ‘ne halbe Stunde dauern, falls Sie wieder zurück müssen.«
    Ich erwog kurz das Für und Wider. Eigentlich wollte ich das Haus nicht verlassen, aber im Grunde gab es nichts mehr zu tun. Wary konnte sich als nützlich erweisen. Außerdem war ich am Verhungern. Ich sagte »klar« und entschuldigte mich kurz, um Cordia Bescheid zu sagen, wohin ich ginge.
    Wary und ich stiegen plaudernd die Vordertreppe hinab. Ganz beiläufig sagte er: »Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen nach dem Frühstück, wo er angeschossen wurde. Es ist nur zwei Häuserblocks weit weg.«

13

    Die Frühstücksunterhaltung lasse ich aus. Es gibt nichts Langweiligeres, als anderen Leuten dabei zuzuhören, wie sie sich kennen lernen. Wir plauderten. Wir tauschten kurze, stark geschönte autobiografische Skizzen aus, Geschichten über Mickey, Theorien über den Anlass der Schießerei. Dabei stellte ich fest, dass ich Wary Beason mochte, obwohl ich all seine persönlichen Daten auf der Stelle wieder vergaß. So brutal es klingt, ich nahm nicht ernsthaft an, dass ich ihn je wieder sehen würde. Wie bei dem Passagier, der auf einem Inlandsflug neben einem sitzt, — man kann mit jemandem Kontakt aufnehmen, ohne dass die Begegnung etwas bedeutet und weitere Konsequenzen hat.
    Es kam mir sehr gelegen, dass er mir die Stelle zeigte, wo Mickey niedergeschossen worden war, ein nichts sagender Streifen Gehsteig vor einem Münz- und Schmuckgeschäft. Das Schild im Fenster pries seltene Münzen, seltene Briefmarken, Taschenuhren, Antiquitäten und Zubehör für Münzsammler an. »Wir gewähren günstige Kredite«, stand außerdem auf dem Schild. Um drei Uhr morgens war Mickey vermutlich nicht dort gewesen, um nach einem Kredit zu fragen.
    Wary schwieg, während ich eine Minute lang dastand und die benachbarten Läden musterte. Auf der anderen Straßenseite war ein Billardsalon. Ich nahm an, dass sich die Detectives dort umgehört hatten. Ebenso in der Bar namens McNalley’s, die einen halben Block weiter weg lag.
    »Sie haben erwähnt, dass Sie öfter mit Mickey im Lionel’s einen getrunken haben. Ist das Lokal in der Nähe?«
    »In der anderen Richtung«, antwortete Wary und zeigte hin.
    »Wäre es möglich, dass Mickey in jener Nacht vorher dort gewesen ist?«
    »Ausgeschlossen. Mickey hatte Hausverbot im Lionel’s, bis er seine Zeche bezahlt hatte.« Wary setzte die Brille ab und säuberte die gelben Gläser am Saum seines T-Shirts. Er hielt die Brille ans Licht, um sie nach Streifen abzusuchen, dann setzte er sie wieder auf und wartete auf meine nächste Frage.
    »Wo war er dann? Haben Sie einen Tipp?«
    »Also, im McNalley’s war er jedenfalls nicht, weil dort nämlich ich war. Ich weiß, dass die Cops sämtliche Kneipen die Straße rauf und runter abgeklappert haben. Sie haben rein gar nichts rausgekriegt — das haben sie zumindest behauptet.«
    »Er war unterwegs, um irgendetwas zu tun, und zwar zu Fuß.«
    »Nicht unbedingt. Ich meine, nur weil er sein Auto verkauft hatte, heißt das nicht, dass er gelatscht ist. Es könnte ihn auch jemand abgeholt und irgendwohin mitgenommen haben. Auf ein paar Drinks oder zum Abendessen. Kann weiß Gott wo gewesen sein.«
    »Noch mal ein Stück zurück. Wissen Sie zufällig, wann er sein Auto verkauft hat?«
    »Vor etwa zwei Monaten.«
    »Also ungefähr Ende März?«
    »Das kommt hin. Der Punkt ist auf jeden Fall, dass an dem Abend kein Mensch

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