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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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die neuesten Ereignisse informiert. Ich ging zur Tür hinüber und spähte durch das Guckloch. Draußen auf der Miniveranda stand mein Vermieter mit einem Teller selbst gebackener Brownies unter Plastikfolie. Henry ist ein Bäcker im Ruhestand, der sich nun die Zeit damit vertreibt, Teegesellschaften für ältere Witwen in der Nachbarschaft auszurichten. Außerdem beliefert er Rosie’s Restaurant mit einem gleich bleibenden Sortiment Backwaren — Sandwichbrot, Brötchen, Torten und Kuchen. Ich gestehe, ich war nicht sonderlich froh darüber, ihn zu sehen. Ich habe ihn zwar unheimlich gern, bin aber ihm gegenüber nicht immer ganz ehrlich, was meine nächtlichen Unternehmungen angeht.
    Ich öffnete die Tür. Wir brummten uns gegenseitig Nettigkeiten zu, während Henry eintrat. Ich versuchte ihn zum Sofa zu bugsieren, da ich ihn ablenken wollte, aber noch bevor ich protestieren konnte, beugte er sich vor und schlug die Zeitung zu, um Platz für den Teller zu schaffen. Da lagen die vier Pistolen, die Päckchen mit falschen Papieren, Kreditkarten und Bargeld. Allem Anschein nach war ich zur Bankräuberin geworden.
    Er stellte den Teller auf den Tisch. Sein Lächeln schwand. »Was ist das für Zeug?«
    Ich legte ihm eine Hand auf den Arm. »Frag nicht. Je weniger du weißt, desto besser. Du musst mir einfach vertrauen.«
    Er sah mich komisch an, einen Ausdruck in den Augen, den ich noch nie an ihm gesehen hatte: Vertrauen und Misstrauen, Neugier und Besorgnis. »Ich will es aber wissen.«
    Mir blieb ein Sekundenbruchteil für meine Entscheidung. »Das gehört alles Mickey. Ich habe die Sachen mitgehen lassen, weil ein Hilfssheriff ins Haus stand, der das Schloss an seiner Tür auswechseln wollte.«
    »Weshalb?«
    »Er wird zwangsgeräumt. Ich hatte nur eine einzige Gelegenheit zu suchen, und die musste ich nutzen.«
    »Aber was ist das alles?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber, ich weiß, wie er denkt. Mickey ist paranoid. Er versteckt am liebsten sämtliche Wertsachen. Ich bin systematisch alles durchgegangen und habe das hier gefunden. Ich konnte es nicht dort lassen.«
    »Die Pistolen sind gestohlen?«
    »Das glaube ich nicht. Mickey hatte schon immer Schusswaffen besessen. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind sie legal.«
    »Aber das weißt du nicht sicher. Mickey hat dich nicht dazu ermächtigt. Könntest du nicht Ärger kriegen?«
    »Ja, schon, aber darüber kann ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen. Sie waren dabei, ihn rauszuwerfen. Dieses Zeug war in den Wänden, hinter Brettern und in falschen Abflussrohren versteckt. Und er liegt im Krankenhaus und kriegt überhaupt nichts mit.«
    »Was geschieht mit seinen Sachen? Hat er denn keine Möbel?«
    »Unmengen. Ich werde wahrscheinlich anbieten, die Sachen lagern zu lassen, bis wir wissen, wie es mit ihm weitergeht.«
    »Hast du schon mit den Ärzten gesprochen?«
    »Die werden nicht mit mir reden. Dafür haben die Cops gesorgt. Auf jeden Fall habe ich immer wieder betont, dass wir seit Jahren keinen Kontakt mehr hatten. Jetzt kann ich nicht einfach später ankommen und tägliche Bulletins verlangen, weil ich ja ach so betroffen bin. Sie würden mir nie glauben.«
    »Aber du hast doch gesagt, du würdest dich nicht in diese Geschichte verwickeln lassen.«
    »Ich weiß. Tu ich ja auch nicht. Na ja, ein bisschen. Im Moment weiß ich gar nicht, was eigentlich los ist.«
    »Dann lass die Finger davon.«
    »Dafür ist es zu spät. Außerdem bist du derjenige, der gesagt hat, ich solle mich darum kümmern.”
    »Aber du hörst doch sonst nie auf mich.«
    »Tja, diesmal hab’ ich’s getan.«
    »Hörst du auch auf mich, wenn ich dir sage, du sollst dich da raushalten?«
    »Natürlich. Sobald ich weiß, was sich abspielt.«
    »Kinsey, das ist eindeutig Sache der Polizei. Du kannst dieses Zeug nicht einfach verschweigen. Du solltest die Detectives anrufen...«
    »Nee. Keine Lust. Mach’ ich nicht. Ich mag diese Typen nicht.«
    »Zumindest können sie objektiv sein.«
    »Kann ich auch.«
    »Ach, wirklich?«
    »Ja, wirklich. Henry, tu das nicht.«
    »Was tue ich denn?«
    »Du missbilligst mein Verhalten. Das macht mich fertig.«
    »Das soll es ja.«
    Ich verkniff mir einen Kommentar. Mir war trotzig und stur zu Mute. Ich steckte bereits mittendrin und konnte mich nicht mehr abseilen. »Ich werd’s mir überlegen.«
    »Du solltest lieber ein bisschen mehr tun als das. Kinsey, ich mache mir Sorgen um dich. Ich weiß, dass

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