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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Kinsey. Hier ist Vera. Schön, dass ich dich erwische. Hast du kurz Zeit?«
    »Na klar. Ich wollte zwar gerade gehen, aber es ist nichts Dringendes«, erwiderte ich. Vera Lipton war bei der California Fidelity Insurance, wo ich sechs Jahre lang Brandstiftungen und Forderungen auf Schadenersatz wegen fahrlässiger Tötung untersucht hatte, eine Kollegin von mir gewesen. Sie war Leiterin der Schadensabteilung, während ich als freie Mitarbeiterin tätig war. Mittlerweile hatte sie bei der Firma aufgehört, einen Arzt geheiratet und auf ein Leben als Vollzeitmutter umgeschwenkt. Im April hatte ich sie kurz mit ihrem Mann Neil Hess gesehen. Im Schlepptau hatten sie einen schlecht erzogenen Golden-Retriever-Welpen und ihren achtzehn Monate alten Sohn, dessen Namen ich zu erfragen vergessen hatte. Ihrem Bauch nach zu urteilen war sie hochschwanger und stand nur wenige Tage vor der zweiten Geburt. »Erzähl mir von deinem Baby«, sagte ich nun. »Als wir uns das letzte Mal am Strand begegnet sind, war es ja schon fast da.«
    »Allerdings. Ich hatte einen Wackelgang wie ein Maultier. Dazu kamen noch die Schmerzen in beiden Beinen und der Umstand, dass mir der Kopf des Babys auf die Blase gedrückt hat und ich ständig in mein Höschen getröpfelt habe. Noch in derselben Nacht haben die Wehen angefangen, und am nächsten Nachmittag ist Meg zur Welt gekommen. Aber der Grund meines Anrufs ist, dass wir dich gern einladen möchten. Wir sehen uns ja fast überhaupt nicht mehr.«
    »Klingt gut. Ruf mich kurz an, dann machen wir was aus.«
    Sie schwieg einen Moment lang. »Das tue ich ja gerade. Ich wollte dich einladen, auf einen Drink bei uns vorbeizukommen. Wir möchten ein paar Leute für ein Barbecue heute Nachmittag zusammentrommeln.«
    »Ehrlich? Um wie viel Uhr?«
    »Um vier. Ich weiß, das ist kurzfristig, aber ich hoffe, du hast Zeit.«
    »Habe ich tatsächlich. Was ist denn der Anlass?«
    Vera lachte. »Nichts Besonderes. Ich hatte einfach Lust dazu. Wir haben ein paar Nachbarn eingeladen. Ganz zwanglos und locker. Wenn du einen Stift bei der Hand hast, sage ich dir die Adresse. Komm doch ein bisschen früher, dann können wir noch eine Weile plaudern.«
    Ich notierte mir die Adresse, war aber nach wie vor skeptisch. Warum rief sie mich aus heiterem Himmel an? »Vera, bist du sicher, dass du nicht irgendwas im Schilde führst? Ich möchte nicht unhöflich klingen, aber wir haben im April gerade mal fünf Minuten miteinander gesprochen. Davor war vier Jahre lang Funkstille. Versteh mich nicht falsch. Ich würde dich wirklich gern sehen, aber es kommt mir merkwürdig vor.«
    »Mmm.«
    »Was«, sagte ich, ohne mir die Mühe zu machen, es als Frage zu intonieren.
    »Okay, ich will offen zu dir sein, aber du musst mir versprechen, dass du keinen Schreikrampf kriegst.«
    »Ich bin ganz Ohr, aber langsam bekomme ich Bauchweh.«
    »Neils jüngerer Bruder Owen ist übers Wochenende hier. Wir fanden, du solltest ihn kennen lernen.«
    »Wozu?«
    »Kinsey, gelegentlich werden Männer und Frauen miteinander bekannt gemacht, oder hast du davon noch nichts gehört?«
    »Wie bei einem Blind Date?«
    »Es ist kein Blind Date. Wir stellen etwas zu trinken und ein paar Häppchen hin. Es werden jede Menge andere Leute da sein, also sitzt du auf keinen Fall allein mit ihm herum. Wir machen es uns auf der hinteren Veranda gemütlich. Es gibt Cheez Whiz und Cracker. Wenn er dir gefällt, super. Wenn nicht, ist es auch kein Problem.«
    »Als du mich das letzte Mal verkuppelt hast, ging es um Neil.«
    »Das meine ich ja. Schau nur, wie das geendet hat.«
    Ich schwieg einen Moment und fragte dann: »Wie ist er denn so?«
    »Also, abgesehen davon, dass er beim Gehen mit den Fingerknöcheln über den Boden schleift, wirkt er ganz normal. Weißt du was? Ich lasse ihn ein Bewerbungsformular ausfüllen. Dann kannst du ihn detektivisch durchleuchten. Alles, was du willst, aber sei um halb vier hier. Ich ziehe die einzige Jeans an, die ich nicht am Po gesprengt habe.«
    Sie legte auf, als ich gerade einwenden wollte: »Aber …«
    Entnervt lauschte ich dem Freizeichen. Das war nun also die Strafe dafür, dass ich nicht meiner Arbeit nachgegangen war. Ich hätte ins Büro fahren sollen. Das Universum führt genau Buch über unsere Sünden und erlegt uns abartige und widerwärtige Strafen auf, wie zum Beispiel Verabredungen mit fremden Männern. Ich stieg die Wendeltreppe hoch und machte den Schrank auf, um meine Garderobe in Augenschein zu nehmen. Ich

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