Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
eine zentrale Kochinsel war ein Herd mit sechs Platten eingelassen. Sowohl das Baby als auch Veras Sohn, den sie mir als Peter vorstellte, waren bereits gebadet und bettfertig. Neben der Spüle füllte eine Frau in einer hellblauen Uniform Sterne aus einer gelben Masse in ein Dutzend hart gekochte Eierhälften.
    »Das ist Mavis«, sagte Vera. »Sie und Dirk helfen uns, damit nicht der ganze Stress an mir hängen bleibt. Der Babysitter ist auch schon unterwegs.«
    Ich murmelte eine Begrüßung, die Mavis mit einem Lächeln quittierte, ohne jedoch beim Verteilen der Füllung aus einer Spritztüte eine Pause zu machen. Die Platte war ringsherum mit Petersilie dekoriert. Auf der Arbeitsfläche daneben lagen zwei Stück Backpapier mit Kanapees, die nur noch in den Ofen geschoben werden mussten, flankiert von zwei weiteren Platten, eine mit frisch geputztem und zerteiltem Gemüse und die andere mit einer Auswahl importierter Käsesorten, mit Trauben garniert. Also doch kein Cheez Whiz – worauf ich persönlich unheimlich stehe, da ich ein Mensch von vulgärem Geschmack bin. Diese Party war eindeutig wochenlang vorbereitet worden. So langsam keimte in mir der Verdacht, dass die für das Blind Date vorgesehene Frau mit Grippe im Bett lag und ich ausersehen war, an ihre Stelle zu treten … ein Lückenbüßer zweiter Wahl.
    Dirk, in Anzughose und einer kurzen weißen Jacke, arbeitete neben der begehbaren Speisekammer, wo er mit zahlreichen Gläsern, einem Eiskübel und einer imposanten Auswahl von Wein- und Schnapsflaschen eine provisorische Bar aufbaute.
    »Wie viele Leute erwartet ihr denn?«
    »Etwa fünfundzwanzig. Die Party ist ganz spontan, daher hatten viele Leute keine Zeit.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Ich bin immer noch abstinent, wegen unserem kleinen Schätzchen hier.«
    Meg, das Baby, thronte in einen Babysitz geschnallt mitten auf dem Küchentisch und sah sich mit milder Selbstzufriedenheit um. Den einundzwanzig Monate alten Peter hatte man auf einem Hochsitz in Sicherheit gebracht. Die Ablagefläche vor ihm war voller Cheerios und Erbsen, die er sich grabschte und verspeiste, wenn er sie nicht gerade zerquetschte.
    »Das ist nicht sein Abendessen«, erklärte Vera. »Es dient nur dazu, ihn zu beschäftigen, bis der Babysitter da ist. Übrigens kann Dirk dir etwas zu trinken machen, während ich Peter hinaufbringe.« Sie entfernte die Ablagefläche vom Hochstuhl, hob den Jungen heraus und setzte ihn sich auf die Hüfte. »Ich bin gleich wieder da. Wenn Meg zu weinen anfängt, dann wahrscheinlich, weil sie auf den Arm genommen werden will.« Vera verschwand mit Peter im Flur.
    »Was darf ich Ihnen anbieten?«, fragte Dirk.
    »Chardonnay wäre gut.«
    Er zog eine Flasche Chardonnay aus einem Eiskübel hinter sich, schenkte mir ein Glas ein und schob es mir mit einer Cocktailserviette als Unterlage über den provisorischen Bartresen zu.
    »Danke.«
    Vera hatte bereits Brie und dünn geschnittenes Baguette sowie Schüsseln mit Nüssen und grünen Oliven hingestellt. Ich aß eine, wobei ich darauf achtete, mir nicht am Kern einen Zahn abzubrechen. Nur zu gerne hätte ich einen Rundgang durch die restlichen Räume im Erdgeschoss gemacht, doch ich traute mich nicht, Meg allein zu lassen. Ich hatte keine Ahnung, wozu ein Säugling ihres Alters fähig war, während er in einen Kindersitz geschnallt war. Konnten sie in diesen Dingern hüpfen?
    Am einen Ende der Küche standen zwei Sofas mit Blumenmuster, zwei dazu passende Sessel, ein Couchtisch und ein Fernseher, der in eine Unterhaltungskonsole eingebaut war, die sich an der Wand entlangzog. Mit dem Weinglas in der Hand schlenderte ich umher und musterte beiläufig die silbergerahmten Fotos von Verwandten und Freunden. Zwangsläufig fragte ich mich, ob einer der abgebildeten Männer Neils Bruder Owen war. Ich nahm an, dass er wie Neil eher klein und vermutlich auch dunkelhaarig war.
    Hinter mir stieß Meg ein ungeduldiges Geräusch aus, das darauf schließen ließ, dass bald etwas von doppelter Lautstärke folgen würde. Ich beugte mich meinen Pflichten und stellte mein Weinglas ab, damit ich sie aus ihrem Sitz befreien konnte. Als ich sie hochhob, war ich dermaßen überrascht davon, wie leicht sie war, dass ich sie fast durch die Luft geschleudert hätte. Sie hatte dunkles, feines Haar und hellblaue Augen, umgeben von Wimpern, die so zart waren wie Federn. Sie roch nach Babypuder und vielleicht etwas Frischem und Braunem in ihrer Hose. Nachdem sie mich kurz

Weitere Kostenlose Bücher