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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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schlecht.«
    »Rufen Sie Ihren AA-Paten an. Sind die nicht für so etwas zuständig?«
    »Ich habe noch keinen gefunden.«
    »Dann rufen Sie Priscilla Holloway an.«
    »Mir fehlt nichts. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe ja Sie«, erklärte sie lachend.
    »Ja, toll. Das wird mir aber zu viel.«
    »Tja, mir auch, wissen Sie? Ich versuche ja nur, mich durchzuschlagen, genau wie alle anderen.« Sie schwieg einen Moment lang und sah aus dem Fenster. »Mist. Vergessen Sie’s. Ich komme schon allein klar.«
    »Wie Sie ja in der Vergangenheit so umfassend bewiesen haben.«
    »Wenn Sie so schlau sind, was schlagen Sie dann vor?«
    »Suchen Sie sich einen AA-Treff.«
    »Wo?«
    »Woher soll ich das wissen? Wir fahren zu mir und schauen in die Gelben Seiten. Es muss ja einen Eintrag für AA geben.«
    Bei mir zu Hause angelangt, dauerte es kaum eine Minute, die Nummer nachzuschlagen und den entsprechenden Anruf zu tätigen. Das nächste Treffen sollte im städtischen Freizeitzentrum stattfinden, das nur vier Straßen entfernt lag. Ich fuhr sie hin, da ich mich nicht darauf verlassen wollte, dass sie es allein schaffen würde.
    »Ich hole Sie in einer Stunde wieder ab«, sagte ich, als sie ausstieg. Ihre Antwort erschöpfte sich im Zuknallen der Beifahrertür. Ich wartete bewusst ab, bis ich sie im Haus verschwinden sah, und wartete dann noch eine Minute, für den Fall, dass sie sich wieder davonstehlen wollte. Langsam begriff ich, wie sich Angehörige von Alkoholikern in diese Spielchen verwickeln ließen. Schon jetzt musste ich gegen das Bedürfnis ankämpfen, sie auf Schritt und Tritt zu überwachen. Entweder das, oder ich wusch mir ein für alle Mal die Hände in Unschuld und machte mich davon. Wäre mir nicht daran gelegen gewesen, sie zu beschirmen, bis sie sich mit Vince getroffen hatte, hätte ich sie womöglich ziehen lassen.
    Um Zeit totzuschlagen, fuhr ich in mein Viertel zurück und parkte vor Rosie’s Tavern. Die Ironie, dass ich in einer Kneipe auf Reba wartete, während sie gegen das Verlangen nach Alkohol ankämpfte, blieb mir nicht verborgen. Lewis war da und stand mit einer Schürze um die Taille hinter dem Tresen. Zwei Nachmittagstrinker hatten es sich am anderen Ende des Lokals gemütlich gemacht. Der an die Wand montierte Farbfernseher zeigte ein Golfturnier. Rosie musste in der Küche sein und das Abendessen vorbereiten, da es intensiv nach Röstzwiebeln roch. Außerdem machte sie irgendetwas mit gebratenen Nierchen, wovon ich lieber gar nichts wissen wollte.
    Ich setzte mich auf einen Barhocker und bestellte mir ein Cola. Ich schwöre, ich hätte mich um meinen eigenen Kram gekümmert, wenn Lewis nicht gar so fröhlich und unbelastet gewirkt hätte. Es war ihm nicht im Geringsten anzumerken, dass er bedauerte oder sich auch nur bewusst gemacht hatte, welchen Ärger er ausgelöst hatte.
    Er stellte mein Cola auf den Tresen und fragte: »Wo ist Henry? Ich habe ihn schon seit zwei Tagen nicht mehr gesehen.«
    Ich musterte ihn. »Du weißt es wirklich nicht.«
    »Was? Fehlt ihm etwas?«
    Ich überlegte kurz, ehe ich antwortete. »Es geht mich ja nichts an, aber ich glaube, William war nicht ganz bei Trost, als er dich dazu überredet hat, hierher zu kommen. Zwischen Henry und Mattie lief alles bestens, bevor du aufgetaucht bist.«
    Lewis sah mich blinzelnd an, als spräche ich in fremden Zungen. »Da kann ich dir nicht folgen.«
    »Du hättest ja nicht unbedingt mitten beim Frühstück reinplatzen und sie fragen müssen, ob sie mit dir ausgeht.«
    »Ich habe sie nicht gefragt, ob sie mit mir ausgeht. Ich habe einen Ausstellungsbesuch und einen kleinen Mittagsimbiss vorgeschlagen.«
    »Das nennt man landläufig miteinander ausgehen. Henry war beleidigt, und das zu Recht.«
    Lewis zog eine verblüffte Miene. »Er war beleidigt? Meinetwegen?«
    »Natürlich. Mattie hätte ihre Zeit eigentlich mit ihm verbringen sollen.« »Warum hat er dann nicht protestiert?«
    »Wie denn? Du hast ihn allen Ernstes vor Mattie eine schrullige alte Jungfer genannt. Er hat sich in Grund und Boden geschämt. Er konnte sich nicht zur Wehr setzen, ohne noch lächerlicher zu wirken, als er sich ohnehin schon vorkam.«
    »Aber das war doch nur harmlose Spöttelei. Ein Scherz.«
    »Es ist kein Scherz, wenn du plötzlich auf der Bildfläche erscheinst und versuchst, ihm den Rang abzulaufen. Das Leben ist auch so schon kompliziert genug.«
    »Aber wir haben schon immer um die Ladys rivalisiert. Es ist alles nur Spaß. Keiner von uns

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