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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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zerronnen.«
    »Erinnerst du dich an die Sandwiches, die du in der Nacht, als sie eingeliefert wurde, in der Krankenhaus-Cafeteria gekauft hast?«
    Er grinste. »Mann, waren die mies. Schinken und Käse aus einem Automaten.«
    »Aber du hast alles mögliche Zeug draufgetan und sie genießbar gemacht.«
    Er reichte mir einen Handspiegel und küsste mich oben auf den Kopf. »Fertig«, erklärte er.
    Ich wandte mich um und hielt den Spiegel so, dass ich den Haarschnitt am Hinterkopf betrachten konnte. »Oh, wow. Das sieht gut aus. Danke.« Ich senkte den Blick auf sein Handtuch, das vorn aufgegangen war. »Dein Freund gefällt mir. Anscheinend steht sein Auftritt kurz bevor, und er steckt schon mal den Kopf raus, um das Publikum zu begutachten.«
    Cheney sah nach unten. »Sollen wir rübergehen und schauen, ob wir seinen Auftritt noch mitbekommen?«
    Irgendwann schliefen wir ein, zusammengeringelt wie Katzen.

17
    Am Freitagmorgen quälten wir uns mit Mühe um zehn Uhr aus dem Bett. Wir duschten und zogen uns an, ehe wir zum Cabana Boulevard spazierten und dort in einem kleinen Café am Strand frühstückten. Cheney musste erst später zur Arbeit, da man ihn in eine andere Schicht im Überwachungsbus eingeteilt hatte. Nach dem Frühstück blieben wir am Straßenrand stehen und plauderten, bis uns nichts mehr einfiel. Um zwölf trennten wir uns. Cheney hatte einiges zu erledigen, und mir war danach, wieder allein zu sein. Ich sah seinem kleinen roten Mercedes nach, bis er außer Sichtweite war, und ging dann den Weg entlang in den Garten.
    Henry kniete in einem seiner Blumenbeete, in denen das Zypergras spross. Er war barfuß und trug abgeschnittene Jeans und ein ärmelloses T-Shirt, während seine Flipflops ein Stück weiter weg in der Wiese lagen. Zypergras zu jäten erfordert Geduld. Es vermehrt sich mithilfe fadenartiger Wurzeln und winziger schwarzer Rhizome, die sich unterirdisch ausbreiten, so dass es der Tiefenstruktur der Pflanze nichts ausmacht, wenn man einfach nur die Stiele ausreißt, und sie sich munter weiter vermehrt. Der kleine Haufen von Pflanzen, die Henry erfolgreich ausgerissen hatte, sah so ähnlich aus wie ein Hügel aus Spinnen mit dünnen Beinen und Körpern, die wirkten wie schwarze Streichholzköpfe.
    »Soll ich dir helfen?«
    »Nein, aber du kannst mir Gesellschaft leisten, wenn du möchtest. Es hat etwas Befriedigendes, diesen Dingern auf den Leib zu rücken. Hässliche kleine Widerlinge sind das, findest du nicht?«
    »Ekelhaft. Ich dachte, du hättest schon im Frühjahr das ganze Zypergras ausgemerzt.« »Das ist eine endlose Angelegenheit. Man besiegt es nie ganz.« Er ließ sich kurz wieder auf die Fersen sinken, ehe er weiterrückte, um die nächste Sektion in Angriff zu nehmen.
    Ich streifte die Turnschuhe ab, setzte mich ins Gras und ließ mir die Sonne auf die Beine scheinen. Henrys düstere Stimmung hatte sich gelegt, und obwohl er nach wie vor reserviert wirkte, schien er wieder fast der Alte zu sein.
    »Du hattest gestern Abend Besuch«, sagte er, ohne mich anzusehen.
    Ich lachte, während mir die Röte in die Wangen stieg. »Das war Cheney Phillips. Ein Polizist. Er ist mit Lieutenant Dolan befreundet«, erklärte ich, als ob das von Belang wäre.
    »Nett?«
    »Sehr. Wir kennen uns seit Jahren.«
    »So was habe ich mir schon gedacht. Du warst ja noch nie impulsiv.«
    »Eigentlich doch. Ich brauche nur manchmal eine Weile, bis ich mich dazu durchringe.«
    Freundschaftliches Schweigen trat ein, lediglich unterbrochen von dem Geräusch, das Henrys Kelle verursachte, wenn sie aufs Erdreich stieß.
    »Ist Lewis noch da?«, fragte ich schließlich.
    »Er fliegt morgen nach Hause. Inzwischen bin ich etwas besser auf ihn zu sprechen, falls du dich das fragst. Ich will ihn zwar noch nicht sehen, aber mit der Zeit werden wir uns schon wieder vertragen.«
    »Und was ist mit Mattie?«
    »Ach, das ist wahrscheinlich besser so. Ich habe nie erwartet, dass aus der Beziehung etwas Ernstes wird.«
    »Hätte aber sein können.«
    »›Hätte sein können‹ bringt nicht viel. Ich finde es meistens klüger, sich mit dem zu befassen, was ist, als damit, was hätte sein können. Nachdem ich es ohne eine längere Liebesbeziehung bis ins hohe Alter von siebenundachtzig Jahren geschafft habe, besteht schließlich kein Grund anzunehmen, dass ich zu so etwas überhaupt fähig wäre.«
    »Kannst du sie nicht wenigstens anrufen?«
    »Könnte ich, aber ich weiß nicht, was das nützen soll. Sie hat klar

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