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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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gesagt, was sie empfindet. Ich habe nichts anderes anzubieten und nicht viel hinzuzufügen.«
    »Und wenn sie dich anrufen würde?«
    »Das steht ihr frei«, sagte er. »Ich möchte nicht wie ein Jammerlappen klingen. Mir geht’s wirklich gut.«
    »Ja, natürlich geht’s dir gut, Henry. Du bist nicht am Boden zerstört, weil du eben nicht jahrelang mit ihr zusammen gewesen bist. Aber ich fand schon, dass ihr prima zusammengepasst habt, und bedaure es, dass nichts daraus geworden ist.«
    »Was hast du dir denn vorgestellt? Einen kleinen Abstecher zum Altar?«
    »William hat mit siebenundachtzig geheiratet, warum nicht du?«
    »Er ist von Natur aus stürmisch. Ich bin ein Langweiler.«
    Ich warf eine Hand voll Gras nach ihm. »Bist du nicht.«
    Um fünf Uhr rief Reba an und unterbrach mich bei einem Nickerchen, das ich rückblickend als rekordverdächtig bezeichnen würde. Ich hatte mich mit einem meiner geliebten Spionagethriller von John le Carré aufs Bett gelegt. Das Licht war gedämpft. Die Temperatur war mild, und das Laken, das ich über mich gezogen hatte, hatte genau das richtige Gewicht. Von draußen hörte ich das entfernte Brummen eines Rasenmähers, gefolgt vom Pft-pft-pft von Henrys automatischem Rain Bird, der Wasserfontänen über den frisch gemähten Rasen versprühte. Dank meines Schlafmangels aus den letzten zwei Nächten sank ich aus der Welt des Bewusstseins wie ein flacher Stein, der träge auf den Grund eines Sees trudelt. Ich weiß nicht, wie lange ich in diesem Zustand verharrt hätte, wenn das Telefon nicht geklingelt hätte. Ich hielt mir den Hörer ans Ohr und sagte: »Äh-häh.«
    »Hier ist Reba. Habe ich Sie geweckt?«
    »Ich fürchte schon. Wie viel Uhr ist es?«
    »Fünf Minuten nach fünf.«
    Ich sah zum Oberlicht hinauf und blinzelte, um eventuell erkennen zu können, ob die Sonne gerade auf- oder unterging.
    »Morgens oder abends?«
    »Es ist Freitagnachmittag. Ich wollte nur fragen, was Sie von Ihren Männern gehört haben.«
    »Bis jetzt noch nichts. Cheney ist momentan mit einer Überwachung beschäftigt, aber er versucht bestimmt, seinen Kontaktmann in Washington D.C. zu erreichen. Es kann ein paar Tage dauern, den Termin zu vereinbaren. Wenn so viele Polizeibehörden beteiligt sind, wird es schwierig, sich über das Protokoll zu einigen.«
    »Ich wäre froh, wenn sie sich beeilen würden. Beck kommt am Sonntagabend zurück. Ich will mich nicht mit ihm herumschlagen müssen, wenn ich das hier mitmache.«
    »Kann ich verstehen. Dummerweise muss Cheney auf andere Leute Rücksicht nehmen und kann nur begrenzt auf Eile dringen. Dass das Wochenende bevorsteht, ist auch nicht gerade hilfreich.«
    »Das glaube ich. Haben Sie Lust, nachher irgendwas zu unternehmen? Wir könnten essen gehen.«
    »Klingt gut. Wann?«
    »Bald oder gleich, auf jeden Fall möglichst schnell.«
    »Woran hatten Sie gedacht? Sollen wir uns irgendwo treffen?« »Wie Sie wollen. Ich weiß nur, dass ich rausmuss, bevor ich den Verstand verliere.« Sie hielt inne, und ich hörte, wie sie sich eine Zigarette anzündete.
    »Warum sind Sie denn so nervös?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung. Mir ist schon den ganzen Tag mulmig zumute. Als würde es nicht mehr lange dauern bis zum nächsten Drink oder einem Besuch im Spielsalon.«
    »Das lassen Sie mal lieber.«
    »Sie haben leicht reden. Ich rauche ja jetzt schon wieder ein Päckchen am Tag.«
    »Ich hätte Ihnen gleich sagen können, dass Sie gar nicht erst anfangen sollen.«
    »Ich konnte nicht anders.«
    »Das sagten Sie schon. Mich überzeugt das nicht. Entweder nehmen Sie Ihr Leben in die Hand, oder Sie können es gleich aufgeben.«
    »Ja, klar, aber ich habe mich so schlecht gefühlt. Natürlich ist Beck ein Schwein, aber ich liebe ihn wirklich –«
    »Sie lieben ihn?«
    »Na ja, jetzt nicht mehr, aber früher schon. Zählt das denn gar nicht?«
    »In meinen Augen nicht.«
    »Und außerdem – so seltsam es klingt, irgendwie fehlt mir das Eingesperrtsein.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    »Doch«, erwiderte sie. »Im Gefängnis musste ich nicht ständig Entscheidungen fällen, und dadurch hatte ich weniger Gelegenheit, etwas zu vermasseln. Was habe ich hier draußen schon für einen Anreiz, mich gut zu benehmen?«
    Genervt zwickte ich mir in den Nasenrücken. »Und wo sind Sie jetzt? Bei Ihrem Vater?« »Ja, und Sie kommen nie drauf, wer angetanzt ist, um ihn zu besuchen.«
    »Wer denn?«
    »Lucinda.«
    »Die Frau, die sich Hoffnungen auf eine Ehe mit ihm gemacht

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