Kirchweihmord
gerettet.«
17. Toxische Rätsel
Katinka sah hoch. Sie stand langsam auf und wischte sich die Hände an den Hosenbeinen ab. Hardo sah sie durchdringend und voller Erleichterung an. Katinka starrte auf den Rucksack. Der Pfeil hatte die Außenhaut durchdrungen und war dann stecken geblieben.
»Das Blasrohr dieses Herrn ist eine ausgefeilte Konstruktion«, sagte Hardo, während er den Pfeil behutsam herauszog. »Die müssen wir mal näher studieren.«
»Haben Sie ihn erschossen?«, fragte Katinka beklommen. Eagle lag auf dem Boden in einer Blutlache.
»Nein. Das ist ein sauberer Beinschuss. Dütsch hat ihm schon einen Druckverband angelegt.«
»Aber er ist bewusstlos«, sagte Katinka.
»Ein kurzer Schlag an der richtigen Stelle, ging nicht anders. Keine Ahnung, wie viele Geschosse der Mistkerl noch in seinem Hut verstaut hat.«
»Und wo ist Melissa?« Katinka drehte sich auf dem Absatz herum. »Melissa!«, rief sie. Ihre Stimme überschlug sich.
»Ihre Schwesder sitzd im Wagn, Frau Balfy«, sagte Urban Dütsch. Er kam mit einem Walky Talky in der Faust in die Wirtschaft.
»Kriegen Sie das alleine in den Griff?«, fragte Uttenreuther.
Dütsch nickte.
Eagle regte sich. Uttenreuther beugte sich zu ihm hinunter und hielt seinen Kopf fest.
»Wo ist das Ricin!«, fragte er. Katinka erkannte seine Stimme fast nicht wieder. Sie bebte vor Zorn. Eagle bleckte die Zähne. Schweiß stand auf seiner bleichen Stirn.
»Wo!«, schrie der Kommissar.
»Habe ich doch schon gesagt«, presste Eagle hervor. Er schien starke Schmerzen zu haben. »Das Ende ist der Anfang. Und wer den Anfang hat, findet das Ende.«
Uttenreuther ließ ihn los.
»Du dreckiger …«, begann er.
»Warten Sie!«, rief Katinka. »Er hat Recht!«
Sie zog den Kommissar in den Biergarten hinaus.
»Er hat es tatsächlich schon gesagt! Vorhin! So was wie: Wenn das Fischerstechen in die letzte Runde geht, startet der Höhepunkt des Tages. Er meint, die letzte Runde ist das Ende des Wettkampfes und der Anfang der Explosionen.«
Sie fuhr sich durchs Haar.
»Und … ja, ich glaube, ich verstehe es«, sagte sie. »Die Päckchen sollen nicht alle zur gleichen Zeit hochgehen. Auf dem Zettel heute morgen stand was von einer Versuchsreihe. Wenn wir den Anfang finden, also die, die zuerst explodieren sollen, dann kriegen wir einen Hinweis auf die nächsten.« Sie packte Uttenreuther am Arm. »Das Ganze ist wie ein Rätselspiel aufgebaut, verstehen Sie?«
Der Kommissar blickte sie ungläubig an.
»Wenn ich Ihnen heute nicht alles zutrauen würde, dann würde ich sagen, Sie ticken nicht mehr richtig«, sagte er.
Katinka sah auf die Uhr. Halb vier.
»Das Fischerstechen kann jede Minute rum sein! Und wenn Eagle …« Ihr wurde schwindelig. Sie taumelte ein paar Schritte rückwärts. Uttenreuther hielt sie fest.
»Was? Sagen Sie schon!«
»Hardo!«, flüsterte Katinka. » Wenn das Fischerstechen in die letzte Runde geht … Das Ricin ist in den Schelchen versteckt. Wir müssen den Wettkampf stoppen. Sofort!«
»Kommen Sie!« Uttenreuther rannte durch den Biergarten zum Parkplatz. Er scheuchte Melissa aus dem Polizeiwagen und ließ den Motor an.
»Melissa, du hast das klasse gemacht!«, rief Katinka. »Bleib bei Urban Dütsch, der braucht dich jetzt. Wir sehen uns später, o.k.?«
Melissa starrte ihrer Schwester hinterher.
Uttenreuther ließ die Sirenen aufheulen. Während er den Stephansberg hinunterraste, gab er über Funk Anweisungen. Katinka hörte, wie er nach den Experten des Sprengkommandos Feucht fragte und fluchte.
»Auf Emmerling setze ich ein Kopfgeld aus!«, sagte er.
Er jagte den Wagen durch die Judenstraße.
»Sagen Sie schon, welches ist der schnellste Weg?«
Katinka stöhnte. In Bamberg kam man mit dem Auto nirgendwo schnell hin.
»Versuchen wir, wenigstens bis zur Oberen Brücke durchzukommen«, schlug sie vor.
Sie schafften es bis zur Schranne. Dann blockierten ihnen Tausende feiernder, unbedarfter, glücklicher Menschen den Weg.
»Los!« Uttenreuther sprang aus dem Wagen.
»Wo ist eigentlich Ihr Headset inklusive Sender?«, fragte Katinka.
»Mummpitz«, grummelte Uttenreuther. Er schob sich durch die Menge wie ein Schneepflug. Katinka blieb ihm dicht auf den Fersen.
»Wissen Sie, was ich glaube?«, rief sie nach vorn. »Die Zünder sind auf vier Uhr eingestellt. Die Wettkämpfe können kaum länger dauern.«
»Da sind Sie aber guter Hoffnung«, gab Uttenreuther zurück. »Vertrauen wir darauf, dass die Sportler gut
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