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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Durchgang erreicht. Nun drehte er sich um, und wieder ließ sein Grinsen Katinka erschauern. Sie spürte die nassen Sachen unangenehm am Körper kleben. Trotz der Hitze wurde ihr plötzlich kalt. Sie sah, wie fünf weiße Finger ihre Pistole umklammerten.
    »Wenn Sie mich erschießen, kriegen Sie nie raus, wo das Gift versteckt ist«, sagte er selbstgefällig.
    »Sagen Sie es mir!«, gab Katinka zurück.
    »Dann trinken Sie ein Bier mit mir.«
    »Die Wirtschaft ist zu.«
    »Das sollte uns nicht abhalten«, sagte Eagle und nahm den Hut ab. »Na los, kommen Sie schon. Wenn Sie wollen, gehe ich voraus.«
    Er drehte sich um. Ein ungutes Gefühl machte sich in Katinka breit. Sie atmete stoßweise. Als sie selbst schon in dem Durchgang stand, drehte Eagle sich um. Instinktiv duckte sie sich. Etwas schoss haarscharf an ihrer Schulter vorbei. Sie war konzentriert genug, um dem merkwürdigen Projektil nicht nachzusehen. Und schlagartig wurde ihr das Geheimnis der Wespenstiche klar. Ein Blasrohr. Er benutzt ein Blasrohr! Ihre Knie wurden weich.
    »Die Polizei wird gleich hier sein«, sagte sie.
    Eagle grinste, und bevor sie reagieren konnte, verschwand er nach links, in den Biergarten.
    Katinka ging ihm nach. Sie presste sich an die Mauer und schob behutsam die Waffe vor. Als sie ihren Kopf an die Wand lehnte, stieß sie mit dem Brillenbügel an. Das kratzende Geräusch brachte sie aus dem Konzept.
    »Scheiße«, murmelte sie. Sie riskierte einen Blick. Wäre sie nicht so auf der Hut gewesen, hätte das nächste Geschoss sie erwischt.
    »Verflucht.« Gerade rechtzeitig zog sie den Kopf zurück. Keuchend drückte sie sich an die Wand. Er musste lange geübt haben, so punktgenau zielte er auf seine Opfer. Vor Anspannung zitterte sie am ganzen Körper. Dann hörte sie ein Klirren.
    Sie nutzte den Moment und sprang aus ihrer Deckung. Eagle hatte eine Fensterscheibe eingedrückt und öffnete die Tür zur Wirtschaft. Katinka hechtete durch den Biergarten und stieß einen der Tische um.
    »Was ist mit unserem Bierchen«, sagte er und lachte. Katinka verkroch sich hinter dem Tisch. Nun konnte sie genau beobachten, was er tat.
    Reden, dachte sie. Überbrücke die Zeit. Gleich kommt die Polizei.
    »Warum machen Sie das?«, fragte sie.
    »Was wissen Sie denn schon«, sagte er. Er stand nun seelenruhig im Gastraum und suchte nach etwas zu trinken.
    »Wie haben Sie sich das Giftmischen beigebracht?«
    »Verehrteste«, sagte Eagle. »Giftmischen ist nicht das richtige Wort.«
    »Wie würden sie es denn nennen?«
    »Es ist eine komplizierte Technologie. Die Herstellung von Ricin erfordert einschlägige Kenntnisse und Fingerspitzengefühl. Aber es gibt nichts, was man durch intensives und diszipliniertes Üben nicht hinkriegen würde.«
    Er hat eine unheimlich gute Intuition für Pflanzen, auch für exotische , hörte Katinka Mila sagen. Naturwissenschaftliche Praxis und technologisches Verständnis hatte Dagmar Sperling eingefordert. Klar, dachte Katinka. Jetzt wird mir alles klar. Nur nicht, warum er die ganze Stadt irre machen will.
    »Es werden eine Menge unschuldiger Menschen krank werden oder sogar sterben!«, rief sie zu Eagle hinüber, der inzwischen eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank geholt hatte. »Warum nehmen Sie das in Kauf? Um Ihre Genialität zu beweisen?«
    Eagle stellte die Flasche weg und nahm den Hut ab.
    Katinka starrte gebannt hinüber. Die kauernde Stellung hinter dem Tisch wurde ihr langsam unbequem. Er zückte sein Blasrohr und steckte einen Pfeil hinein, der wie eine missglückte Schnitzarbeit aussah.
    Er bewahrt sein Gift im Hut auf, dachte Katinka.
    »Wo ist das Ricin versteckt, Eagle«, rief sie verzweifelt.
    Doch Eagle ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er setzte den Pfeil ein und kam langsam auf Katinka zu. Sie würde schießen müssen. Wo steckte nur Hardo. Aber es war doch Notwehr, Notwehr …
    »Katinka!«
    Eine helle Stimme ließ sie aufhorchen. Eagle wirbelte herum.
    »Melissa! Um Gottes Willen, verschwinde, schwirr ab!«
    Katinka sah ihre Schwester wie in Zeitlupe durch den Durchgang kommen und in den sonnendurchleuchteten Garten treten. Solange sie im Durchgang bleibt, ist sie sicher, dachte Katinka. Das Entsetzen ließ ihre Stimme sich überschlagen.
    »Verzieh dich! Renn!«
    Es war zu spät. Breit und strahlend stand Melissa im Biergarten und schaute sich um. Sie blinzelte, bis sie Eagle entdeckte.
    »Hallo, Winfried.«
    Katinka hatte den Eindruck, die Erde würde beben. Winfried hob die Hand.

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