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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Polizeiauto. Katinka verdrehte die Augen.
    »Er bewahrt sein Gift im Hut auf«, sagte sie. »Passen Sie auf. Melissa, du, und Sie, Herr Dütsch, Sie lenken den Kerl ab. Mimen Sie irgendwas, rütteln Sie an der Eingangstür, keine Ahnung. Er ist alleine, und er wird irgendwann Hardo loslassen und nachsehen, was abgeht. Ich schleiche mich in den Garten.«
    Dütsch kratzte sich ratlos am Kopf.
    »Meinen Sie ned, Frau Balfy, wir solldn die Verschdärgung abwardn? Wir ham Leude, die sind auf so was drainierd.«
    »Geben Sie mir die Schlüssel zu den Handschellen!« Dütsch reichte sie ihr. In seinen Augen lag Zögern und Unsicherheit.
    »Uddnreuder bringt mich um, wenn Ihna was bassiert«, sagte er.
    »In die Lage muss er erst mal kommen, dass er Sie umbringen kann«, sagte Katinka sarkastisch.
    Sie schnallte sich den Rucksack auf den Rücken und lief los. Im Durchgang blieb sie stehen. Sie hörte Hardo leise reden, aber Eagle unterbrach ihn rüde. Es herrschte Schweigen. Sie wartete, bis Melissa plötzlich ein wildes Indianergeheul anstimmte. Holz splitterte. Sie sah sich um. Dütsch rammte eine Brechstange in die Eingangstür. Der geht aufs Ganze, dachte sie, und grinste. Sie hoffte nur, er würde Eagle nicht einfach die Tür öffnen und sich und Melissa dem Wahnsinnigen ausliefern. Dann vernahm sie Eagles Geschrei. Es hallte durch die ganze Wirtschaft.
    Jetzt, gab sie sich das Kommando und rannte geduckt an den Fenstern der Gaststube entlang. Uttenreuther lehnte immer noch gebückt am Türrahmen. Eagle hatte die Handschellen viel zu tief angeschlossen, so dass er nicht aufrecht stehen konnte. Er sah Katinka an. Seine Lippen formten Worte, die sie nicht entschlüsseln konnte, aber ihr war ohnehin klar, was er sagen wollte: Hau ab, verschwinde von hier.
    »Vergessen Sie’s«, flüsterte sie und drehte den Schlüssel. Melissa begann zu kreischen und zu johlen.
    Mit einem erleichterten Stöhnen reckte Harduin seinen Rücken. Er schob die Handschellen in seine Jeanstasche. Katinka sah, dass zwei der Pistolen, die Eagle ihnen abgenommen hatte, auf der Theke lagen. Sie machte einen Hechtsprung und griff nach ihrer Beretta. Hardo warf sie die andere Waffe zu.
    Etwas zischte an ihrem Ohr vorbei. Sie rutschte hinter die Theke.
    Eagle kam zurück. Er hatte das Ablenkungsmanöver durchschaut. Rasend vor Wut setzte er das Blasrohr erneut an. Hardo feuerte einen Schuss ab. Katinka konnte nichts sehen, aber er musste Eagle getroffen haben. Sein Schmerzgeheul hallte durch den Raum. Dann hörte sie ein Poltern, als wäre er hingefallen. Stühle kippten um. Sie biss die Zähne zusammen und zielte.
    »Bleiben Sie in Deckung!«, brüllte Hardo.
    Katinka zog den Kopf ein. Ein zweiter Pfeil sirrte in ihre Richtung und knallte gegen die Butzenscheiben des Glasschrankes hinter der Theke. Befangen sah Katinka, wie das Geschoss auf den Boden trudelte. Sie rückte ein Stück weg.
    Die Stille in der Wirtsstube brachte sie aus dem Konzept. Sie wusste nicht, wo Hardo steckte. Ob einer von Eagles Giftpfeilen ihn getroffen hatte. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
    »Hardo?«, fragte sie leise. Ihre Stimme kam ihr fremd vor.
    »Unten bleiben«, sagte Hardo scharf.
    Ein Stuhl scharrte über den Boden. Eagle schien sich aufzurichten. Katinka konnte ein Stöhnen hören. Erneutes Poltern. Ein Tisch wurde verschoben. Plötzlich erschien Eagles schmerzverzerrtes Gesicht über dem Tresen. Sein weißes Gesicht flackerte vor Katinka im rasenden Wechsel aus Hell und Dunkel auf, wie in einer Disko unter Schwarzlicht. Er setzte das Blasrohr an die Lippen. Seine Bewegung kam Katinka ruckartig vor, zerrissen, und auf unnatürliche Weise wieder zusammengesetzt. Sie hörte Hardos Schrei. Ein Sirren in der Luft. Ein Knacken und neue, laute Geräusche.
    Katinka fand sich zusammengerollt wie ein Embryo auf dem Boden liegen. Sie stützte sich auf Hände und Knie und richtete sich auf.
    »Liegen bleiben«, schnauzte Hardo. Er schrie nach Urban Dütsch.
    »Wo ist Melissa?«, fragte Katinka.
    Sie wunderte sich. Sie spürte nichts. Sie hatte erwartet, einen kurzen, flammenden Schmerz wie von einem Wespenstich zu fühlen. Aber nichts. Ich bin schon betäubt, dachte sie. Gleich bleibt mein Atem einfach stehen, und mein Herz hört auf zu schlagen, und alles ist ganz sanft und zart und überhaupt nicht schlimm.
    »Sie und Ihr Rucksack«, sagte Uttenreuther. Er löste die Trägerschnallen und nahm ihr den Rucksack vom Rücken. »Der hat Ihnen das Leben

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