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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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von Ricin mit den Augen gesagt hatte. Nekrotisierende Bindehautentzündung. Vielleicht würde ihre Brille sie schützen. Sie spähte um Hardos Rücken herum. Das Päckchen begann zu brummen. Dann erklang blechern Eagles Stimme.
    »Gratuliere.«
    Die Stimme verklang im Zimmer. Katinka hörte Uttenreuthers stoßweisen Atem. Sie fühlte sich schwindelig und merkte, dass sie die Luft angehalten hatte. Hardo löste sich aus seiner Erstarrung und bewegte sich auf das Päckchen zu. Er nahm es in die Hand.
    »Das letzte hat er umgedreht konstruiert«, sagte er. »Es enthält gar kein Ricin. Im Gegensatz zu den anderen wird es erst scharf, wenn die Uhr stoppt.«
    »Was für ein Tüftler«, sagte Katinka. Sie lehnte sich gegen einen Sessel.
    »Ein richtiger Daniel Düsentrieb.« Uttenreuther grinste schief.
    »War’s das?«, wollte Katinka wissen.
    »Was denken Sie?«
    »Ich glaube schon.«
    Uttenreuther sah sich um.
    »Leihen wir uns mal das Telefon dieser Leute aus«, sagte er. Er griff nach dem Hörer und wählte eine Nummer. Katinka hörte ihn reden und hörte ihn doch nicht. Sie fühlte sich schwach, ihre Beine zitterten wie Wackelpudding. Wenn sie sich jetzt hinsetzte, würde sie nicht mehr aufstehen. Den ganzen Tag hatte sie kaum etwas gegessen. Sie verzichtete darauf, auf die Uhr zu sehen. Sie würde eine ganze Weile nicht mehr auf diese Uhr sehen.
    »Gratuliere, Frau Detektivin«, sagte Uttenreuther. Er legte auf und ging auf sie zu. Steckte die Hände in die Hosentaschen.
    »Sie haben Denninger soweit. Vor ein paar Minuten hat er die letzte Station verraten. Saftsack.«
    »Und die letzte Station … Sagen Sie bitte, dass dies hier die letzte Station ist.«
    Uttenreuther nickte. »Und das Ehepaar Herzing ist inzwischen auch aufgetaucht. In trauter Einigkeit.«
    Katinka rutschte in den Sessel. Sie war zu schwach und zu müde, um irgendetwas zu sagen. Das riesige Zimmer drehte sich um sie. Sie schloss die Augen, aber das Karussell tanzte und wirbelte nur noch schneller. Instinktiv zog sie die Beine an und presste ihre Stirn auf die Knie. »Ich komme mir vor wie im Vollrausch«, murmelte sie.
    Als sie aufschaute, saß Uttenreuther ihr gegenüber auf dem Sofa. Er sah sie an. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Wissen Sie, was ich jetzt brauche?«
    »Ein Bier«, sagte Katinka. »Eine Dusche, eine doppelte Portion Bratwürste mit Kraut …«
    »… als Nachspeise Apfelkuchen mit Sahne.«
    »Einen Kaffee!«
    »Einen Espresso corretto.«
    »Einen Zwetschgenschnaps.«
    »Zwei.«
    Sie lachten beide.
    »Kommen Sie«, sagte Hardo. »Ich fahre Sie nach Hause. Gleich sind die Kollegen hier und kümmern sich um die Reste der Party.«
    »Ich kann nicht aufstehen«, sagte Katinka. »Meine Beine werden mich nicht tragen. Ich glaube, ich habe einen hypoglykämischen Schock.«
    Harduin verschwand, und als er wiederkam, hatte er eine Tafel Ritter Sport in der Hand.
    »Dieser Haushalt ist gut ausgestattet«, sagte er. Katinka griff gierig nach der ersten Rippe.
    »Dürfen wir das?«
    »Mundraub!«, sagte Hardo.
    »Meine Lieblingssorte«, sagte Katinka. »Mit ganzen Haselnüssen.«
    Sie aßen die ganze Tafel. Dann hielt Uttenreuther Katin-ka die Hand hin und zog sie vom Sessel hoch. Sie verließen die Wohnung und schlenderten durch die Sandstraße und die Dominikanerstraße zurück zu dem Polizeiwagen, mit dem sie hergefahren waren.
     

18. Das Ende ist der Anfang
     
    »Kommen Sie klar?«, fragte Uttenreuther, als er vor dem gelben Haus parkte und Katinka aussteigen ließ.
    »Ich glaube schon.«
    »Dann bin ich um 19 Uhr wieder hier«, sagte er, »und lade Sie und Ihre Schwester auf die Wilde Rose ein.«
    »Gut«, sagte Katinka. »Gern.«
    Sie schloss die Haustür auf. Im Treppenhaus lehnte sie sich gegen die Wand. Sie spürte ihren Atemzügen nach. Ein, aus. Ein, aus. Ein ewiger Rhythmus, unverrückbar, wie es schien, und doch anfällig und ausgeliefert.
    Sie hörte eine Tür gehen und sah auf. Augustina, die Kellnerin aus der Pizzeria, trat ins Treppenhaus.
    »Hallo Katinka!«, sagte sie fröhlich.
    »Hallo Augustina«, grüßte Katinka zurück. Es gab Menschen auf diesem Planeten, die keine Ahnung von Ricin und weißen Päckchen hatten.
    »Sandkirchweihfeiern ist anstrengend, oder?«, fragte Augustina munter.
    »Kann man so sagen«, bestätigte Katinka.
    Augustina nickte ihr zu und verließ das Haus.
    O Mann, dachte Katinka und stieg die Stufen hinauf. Sie streifte ihre durchweichten Sandalen ab, ließ sie vor der Wohnungstür

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