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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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Schreiben hervor. Hastig suchte ich nach dem entscheidenden Satz – und fand ihn:

    Ich stieß einen Freudenschrei aus. Es war zwar niemand da, der mein Geschrei hören würde – Mama und Papa waren auf dem Arbeitsamt, und da dauerte es erfahrungsgemäß immer ein Weilchen. Dennoch tobte ich jubelnd durch die Wohnung, auch auf die Gefahr hin, dass ich damit unseren Nachbarn, der häufig in Spätschicht arbeitete, aus dem Schlaf schreckte und er lautstark gegen die Wand hämmerte.
    Mit den aufgewärmten Essensresten von gestern setzte ich mich schließlich an den Küchentisch und las die Zeilen wieder und wieder. Ich würde fahren! Und da stand zum Glück nichts davon, dass man irgendwelche teuren Materialien mitbringen musste.
    Ohne lange darüber nachzudenken, zog ich mein Handy aus der Hosentasche. Ich musste Mona schreiben! Doch dann fiel es mir wieder ein. Mona redete nicht mit mir. Und schlimmer noch, sie hatte sich sogar von mir weggesetzt. Jetzt hockte sie allein in der hintersten Reihe im Klassenzimmer und vermied jeden Kontakt mit mir. Und das alles wegen so einer Kleinigkeit!
    Meine Freude war verflogen. Sonst hatte ich Mona immer alles, was mir passierte – gut oder schlecht −, geschrieben. Das nicht mehr tun zu können, ging mir mächtig auf den Geist.
    Seufzend steckte ich das Handy also wieder ein, und während ich auf den Kirschbaum schaute, dessen Äste sich unter der halb reifen Kirschenlast bogen, überlegte ich, ob es im Garten des Schlosses auch Kirschbäume geben würde.
    Am nächsten Tag beschloss ich, Mona noch mal anzusprechen. Vielleicht freute sie sich ja doch für mich, dass ich zum Sommercamp mitfahren durfte. Immerhin war sie doch meine Freundin und bisher hatten wir alles gemeinsam gemacht.
    »Mona, ich muss mit dir reden«, sprach ich sie in der ersten Hofpause an.
    »Was gibt’s denn?«, fragte sie genervt.
    »Ich … ich wollte dir nur sagen, dass das gestern gekommen ist.« Ich hielt ihr den Brief unter die Nase.
    »Was ist das?«, fragte sie, noch immer nicht begeistert, mit mir sprechen zu müssen.
    »Ich habe Post bekommen. Gestern.«
    »Aha, und von wem? Hat sich eine entfernte Großtante gemeldet?«
    »Nein, besser noch, ich bin ausgewählt worden!«, erklärte ich. »Ich habe einen Platz im Camp gewonnen!«
    »Oh.« Mehr sagte sie erst mal nicht, doch im nächsten Moment beschlich mich das ungute Gefühl, dass ich es bereuen würde, ihr davon erzählt zu haben.
    Und so kam es auch. »Vielleicht solltest du das eher deiner neuen Freundin erzählen. Ich habe damit nichts zu schaffen.«
    Rums, da war es! Hilflos blickte ich in ein grünes Augenpaar, in dem sich Wut und Enttäuschung widerspiegelten. Ich wünschte mir innig, dass ich die Zeit zurückdrehen könnte, um Mona von Anfang an von Ivy und ihrer Hilfe zu erzählen. Doch so etwas war nur in Filmen möglich.
    »Mona, ich …«, sagte ich vorsichtig, kam jedoch nicht weiter. Ihr starrer Blick haute mich um.
    »Mich brauchst du dann wohl nicht mehr. Viel Spaß im Sommercamp!« Damit rauschte sie ab.
    »Mona!«, rief ich ihr nach, doch sie drehte sich nicht um. Stur, als hätte es meinen Ruf nicht gegeben, stapfte sie los, drängte sich grob zwischen den anderen hindurch und tauchte in der Menge unter.
    Ich hätte ihr vielleicht nachlaufen sollen, doch warum sollte ich mich für etwas entschuldigen, das kein Verbrechen war? Ja, ich hätte Mona von Ivy erzählen sollen, aber sie tat ja gerade so, als ob ich sie total hintergangen hätte. Ivy war doch wegen der paar Tipps, die sie mir gegeben hatte, nicht meine neue beste Freundin!
    Seufzend ließ ich mich gegen die Schulwand sinken. Da ich heute ohnehin ein weißes Shirt trug, würde es sicher nicht auffallen, wenn ich Spuren vom abgebröckelten Putz davontrug. Und selbst wenn, das wäre mir im Moment auch egal gewesen.
    Nachdem ich eine Weile meine Turnschuhspitzen angestarrt hatte, ließ ich meinen Blick schweifen und blieb bei Ivy hängen. Sie saß wie immer auf der Treppe, in der Hand ein Buch, und las. Ein paar Jungs wollten ihr gerade Zigarettenasche auf die Schulter krümeln – zumindest deuteten sie das an –, aber das schien sie nicht zu bemerken.
    Ich überlegte, ob ich zu ihr gehen sollte, traute mich dann aber doch nicht. Was war ich doch für eine erbärmliche Kuh. Sie hatte mir geholfen und ich hatte nicht mal den Mut, sie vor der Kippenasche zu warnen. Oder mich neben sie zu setzen. Missmutig wandte ich meinen Blick wieder auf den Brief in meiner

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