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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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wieder versöhnen.
    Ich betrat also den kleinen Laden, der einem älteren Herrn gehörte, und klaubte den letzten Rest Taschengeld hervor.
    Das war mein Rettungsanker für die Freundschaft mit Mona. Ganz bestimmt!

Unverhofftes Wiedersehen
    Eigentlich hätte der Tag perfekt beginnen sollen.
    Seit Tagen hatte ich mir ausgemalt, wie alles ablaufen würde. Ich wollte in aller Frühe aufstehen, vielleicht sogar schon mit den Vögeln, und während sich die Sonne langsam über die Dächer der Stadt erhob, wollte ich Frühstück machen. Anschließend hätte ich meine Eltern geweckt, um vor der Abreise noch ein bisschen Zeit mit ihnen zu verbringen. Dann hätte mich Mama zum Bus fahren können.
    Die Wirklichkeit sah anders aus.
    Mein Hello-Kitty-Wecker weckte mich nicht wie geplant. Ich wurde erst wach, als meine Mutter mich rüttelte und fragte, ob ich nicht endlich aus den Federn kommen wolle. Damit war natürlich die schöne Frühstücksidee im Eimer. Und alles andere auch.
    Obwohl die Zeit drängte, schaffte ich es, einen Blick auf mein Handy zu werfen. Keine Nachricht. Eigentlich hatte ich auch nicht damit gerechnet, dass Mona mir wenigstens eine gute Reise wünschen würde. Aber darauf gehofft hatte ich schon. Im Grunde hatte ich mir einreden wollen, dass sie sich bestimmt innerhalb einer Woche wieder beruhigt hatte. Doch nun hatte ich die Gewissheit, dass dem nicht so sein würde. Wahrscheinlich würde Mona die ganzen Ferien über schmollen und vielleicht sogar darüber hinaus … Dann hatte ich keinen Verbündeten mehr gegen Norman!
    Ivy vielleicht, aber die hatte unter diesem Mistkerl genauso zu leiden wie ich.
    Während ich eilig in meine Sachen schlüpfte, tat es mir irgendwie leid, dass ich Ivy nicht nach ihrer Handynummer gefragt hatte. Wenigstens hätte ich so jemanden gehabt, dem ich mal hätte schreiben können. Natürlich würde ich meinen Eltern schreiben, aber das war nicht dasselbe.
    Ich tröstete mich damit, dass ich ohnehin auf die Kosten achten musste. Meine Karte war zwar noch aufgeladen, aber wenn Mona sich doch wieder einkriegen und mir schreiben sollte, würde ich den Restbetrag gut einteilen müssen, denn das Taschengeld, das ich gestern bekommen hatte, würde nicht für eine neue Karte reichen.
    Dafür hatte mir Mama gestern einen ganzen Packen Postkarten aus einem alten Briefpapierset sowie ein paar Briefmarken, die sie noch dazu gefunden hatte, in die Hand gedrückt. Zwar würde ich nun die Post wohl heimlich abschicken müssen, damit die anderen sich nicht über das verwaschene Blütenmuster lustig machten, aber die Postkarten waren besser als gar nichts.
    Als ich nach unten hetzte, saß Paps am Frühstückstisch und studierte die Zeitung. Ich brauchte nicht lange zu überlegen, welchen Teil er so akribisch unter die Lupe nahm, dass er mich nicht mal hatte in die Küche kommen hören.
    »Sina, seit wann bist du denn schon hier?«, fragte er mich überrascht, als er die Zeitung kurz ablegte, um sich einen Kaffee einzuschenken. Mindestens den zweiten an diesem Morgen.
    »Seit gerade eben. Gibt’s was Spannendes in der Zeitung?«
    »Möglicherweise. In einem Betrieb wird ein Mechaniker gesucht. Allerdings muss ich da heute Morgen gleich hin.« Er blickte ein wenig beschämt über den Zeitungsrand.
    »Kein Problem, Mama fährt mich«, entgegnete ich, und zwar ganz ehrlich, denn im Moment war nichts wichtiger, als dass er eine neue Arbeitsstelle fand. »Ich drücke dir die Daumen, dass es klappt.«
    Paps zog eine skeptische Miene, während er die Zeitung so ordentlich zusammenfaltete, als hätte er sie nur geliehen. »Es werden sicher noch viele andere kommen. Wer weiß, vielleicht bin ich denen ja schon zu alt.«
    »Bist du nicht!«, entgegnete ich entschlossen, während ich Müsli in meine Schale schüttete.
    Das Lächeln meines Vaters war so milde, als würde er denken, dass ich von der harten Welt dort draußen keine Ahnung hätte. Trotzdem sagte er: »Wenn du das sagst, macht es mir gleich noch mehr Mut.«
    »Schreibst du mir, wie es ausgegangen ist?«, fragte ich kauend, während ich feststellte, dass ich offensichtlich sämtliche Nüsse in der Packung abbekommen hatte. Nicht dass ich Nüsse nicht mochte, aber nicht in solch einer großen Menge, dass einem die Zähne davon zukleisterten.
    »Das mache ich«, versprach er und schaute dann versonnen in seine Kaffeetasse.
    Ich wünschte mir in diesem Moment, dass ich seine Gedanken lesen könnte. Gute konnte er nicht haben, gemessen an der Tiefe

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