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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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Hand.
    »He, aber das schmeißt du nicht weg, klar?«, fuhr mich Herr Hansen von der Seite an. Offenbar hatte er mich seit dem zu Boden gesegelten Papier im Auge.
    »Nein, nein«, murmelte ich angenervt und wandte mich ab.
    »Nun werd mal nicht frech!«, rief er mir hinterher, doch ich ersparte mir eine Antwort und verschwand im Schulgebäude.
    Wie immer hatte Mona recht, auch wenn sie es anders gemeint hatte. Doch ich sollte Ivy wirklich erzählen, dass ich für das Camp ausgewählt wurde. Deshalb machte ich mich am Nachmittag auf den Weg zu ihr. Das schlechte Gewissen biss mich ein wenig wegen heute Vormittag, doch auch wenn ich es schon nicht schaffte, sie vor den anderen zu verteidigen, so wollte ich mich wenigstens bei ihr für den Nähuntericht bedanken.
    »He, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«, fragte Ivy, als sie die Tür öffnete. Offenbar hatte ich es nicht geschafft, meinen Gesichtsausdruck auf die Schnelle zu ändern.
    »Hab ein bisschen Stress mit meiner besten Freundin«, entgegnete ich.
    »Das renkt sich bestimmt wieder ein. Komm rein, meine Mutter hat gerade Kakao gemacht und Kekse gebacken.«
    Der süße Duft vertrieb meinen Trübsinn ein wenig.
    Heute war Ivys Zimmer supergut aufgeräumt und der Tisch mit der Nähmaschine stand nun hier. Daneben lagen verschiedenfarbige Stoffpakete.
    »Mama will ihr Nähzimmer renovieren«, erklärte Ivy beiläufig. »So lange bunkert sie ihre Nähmaschine bei mir. Was aber keine Strafe für mich ist, ich wollte mir sowieso über den Sommer ein neues Kleid nähen.«
    »Eins von deinen Gothickleidern?«
    »Nein, ein richtiges historisches Kostüm. Klara und ich wollen im Herbst auf das Barockfest in der Nachbarstadt gehen. Ich möchte mir eine richtige Robe nähen, wie sie die Frauen damals trugen. Mit Reifrock und allem Drumherum.«
    »Dann fährst du in den Ferien also gar nicht weg?«
    »Doch, eine Woche nach Österreich, zu unseren Verwandten. Aber das Kleid schaffe ich dann trotzdem noch.«
    Ich wünschte, ich könnte mein Hobby so ausleben wie Ivy. Doch dazu brauchte ich eine Nähmaschine. So etwas auf die Geburtstagswunschliste zu setzen, kam in unserer momentanen Situation sicher nicht gut.
    »Das ist gestern übrigens gekommen.« Ich zeigte ihr den Brief.
    Sie überflog ihn und umarmte mich dann ungestüm. »Aber das ist doch fantastisch! Du hast es wirklich geschafft! Gratuliere!«
    »Ja, und ich weiß gar nicht, wie ich mich für deine Hilfe revanchieren soll«, sagte ich verlegen.
    »Das brauchst du nicht. Wenn du willst, kannst du bis zum Camp zu mir kommen und nähen üben. Aber vergiss darüber nicht deine Freundin, okay?«
    Ich verschwieg ihr, dass Mona diejenige war, die den Kontakt zu mir abgebrochen hatte.
    »Na gut, eine Sache kannst du vielleicht doch für mich tun«, sagte sie nun, während sie sich auf ihr Bett fallen ließ, das protestierend quietschte. »Wenn du Bilder von der Ahnengalerie für mich schießen könntest, wäre das super. Die Leute damals hatten so wunderbare Klamotten!«
    Wenn’s weiter nichts war!
    »Ich bin sicher, dass es auf dem Schloss haufenweise davon gibt!« Ich hatte keine Ahnung, ob das Bild meiner Handykamera ausreichen würde, aber Ivy schien damit zufrieden zu sein.
    Und in diesem Augenblick wünschte ich mir, dass es Mona wäre, mit der ich diesen Nachmittag verbringen würde.
    Frustriert schlenderte ich gegen Abend durch die Einkaufsstraße. Hatte ich mich gestern um diese Zeit noch für die Königin der Welt gehalten, kam ich mir nun einsam und verlassen vor.
    Monas Schmollen hielt noch immer an. Nach Ivys Ratschlag hatte ich ihr noch mal eine SMS geschrieben, aber sie antwortete nicht. Ich musste wohl davon ausgehen, dass sie so schnell kein Wort mehr mit mir wechselte. Und in drei Tagen begannen schon die Ferien, dann würde ich sie nicht mal in der Schule sehen und auf ein Zeichen hoffen können.
    Vergiss deine Freundin nicht …
    Wieder war Ivys Stimme in meinem Kopf. Natürlich wollte ich Mona nicht vergessen, doch was sollte ich denn tun?
    Etwas Pinkfarbenes in meinem Augenwinkel brachte mich dazu, stehen zu bleiben und den Kopf zur Seite zu drehen. Ich stand vor dem Schaufenster eines Schreibwarenladens, und das Etwas, auf das mein Blick fiel, war ein in rosa karierten Stoff eingebundenes Notizbuch. Auf einmal kam mir eine Idee. Was, wenn ich dieses Tagebuch während der Campwoche für Mona schrieb, damit sie sozusagen dabei sein konnte! Vielleicht konnte ich sie mit diesem Geschenk

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