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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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legte den Kopf schräg, musterte mich eine Weile und sagte dann: »Na, auch wegen dem Wettbewerb hier?«
    Ich nickte. »Ja, ich hab die Teilnahme gewonnen.«
    Irrte ich mich oder sah ich aus dem Augenwinkel heraus, dass die Tussi hinter uns verächtlich den Mund verzog? Anett dagegen lächelte breit. »Genau wie ich! Meine Eltern hätten sich so was hier nie leisten können, aber zum Glück habe ich einen guten Geschmack und Talent zum Nähen.«
    »Was man an deinen Klamotten nicht sehen kann«, lästerte die Schönheit und erntete das Gelächter der Hühner neben ihr.
    »Kennst du die?«, fragte ich, denn so viel Bosheit konnte doch nicht von ungefähr kommen. Auch Norman und ich hatten Zeit gebraucht, um uns so richtig zu hassen.
    Bevor Anett meine Frage beantworten konnte, waren wir an der Tür und konnten einsteigen.
    Glücklicherweise scharten sich jene, die sich bereits aus der Schule oder so kannten, in Grüppchen zusammen, wodurch einige zusammenhängende Plätze frei blieben. Ich schwang mich auf einen davon und Anett setzte sich neben mich. Da sich die Tussi nicht direkt hinter uns setzte, konnten wir frei über sie reden.
    »Das Mädchen, das du meinst, ging mal auf meine Schule«, kam Anett auf meine Frage zurück. »Sie hat dann aufs Privatgymnasium im Allgäu gewechselt. Seitdem hält sie alle ihre ehemaligen Klassenkameraden für asozial, weil auf unsere Schule meist nur Kinder von Arbeiterfamilien gehen.«
    »Und warum steigt sie dann hier ein und nicht im Allgäu?«
    »Weil ihre Eltern immer noch hier wohnen. Sind Anwälte und stinkreich. Ihr Vater hat Kanzleien in Hamburg und Hannover und vertritt fast nur Promis. Da darf doch seine geliebte Kleine nicht auf die Goetheschule gehen.« Anett schnaubte wie Mona. Die beiden wären sich sicher auf Anhieb sympathisch gewesen. »Sie heißt übrigens Carla, diesen Namen solltest du dir merken.«
    »Warum sollte ich das? Sie wäscht sich auch nur mit Wasser.«
    »Aber mit welchem, in das vorher Blattgold gestreut wurde«, lästerte Anett und wir lachten beide.
    Als der Bus auf die Autobahn gelangte, erfuhren wir, dass unser Reiseleiter Karl Heidenreich hieß und der Ansprechpartner für alle unsere Nöte sein sollte.
    Konnte ich mich bei ihm vielleicht darüber beschweren, dass Norman hier war? Und dass Carla gackerte wie ein angestochenes Huhn?
    Wohl kaum.
    Mona kam mir wieder in den Sinn. Bei ihr hätte ich mich wirklich beschweren können. Doch mein Handydisplay blieb dunkel, und ich hatte auch nicht mehr den Mut, sie meinerseits anzuschreiben.
    Während Anett mir etwas über sich und ihre Teilnahme an dem Wettbewerb erzählte, hörte ich nur mit halbem Ohr hin und blickte auf die vorbeiziehende Landschaft.
    Nach zwei Stunden Fahrt erreichten wir das Land der Schlösser und Seen, wie der Reiseleiter Mecklenburg-Vorpommern nannte. Ich hatte keine Ahnung, wie viele Schlösser und Seen es hier gab, doch das, was uns in den nächsten Tagen beherbergen würde, war wirklich der Hammer!
    Kaum zu glauben, dass es so etwas in dieser Gegend gab. In Frankreich, ja, da konnte man solche Schlösser bewundern. Vielleicht auch noch in Italien − aber hier?
    Zwei Türme ragten hoch in den Himmel und die Wolken, die über das Blau hinwegzogen, spiegelten sich in mindestens fünfzig Fenstern. Vom Bus aus konnte man nicht genau erkennen, was die Figuren, die den Bau schmückten, darstellten, aber das Ganze wirkte sehr imposant. An der Zufahrt erwarteten uns zwei überdimensionale, römisch aussehende Krieger, die ihre sich aufbäumenden Pferde zu bändigen versuchten. Hinter dem Schloss gab es einen riesigen Park.
    »Da streift nachts der Geist des Burgfräuleins umher«, bemerkte jemand aus den hinteren Reihen. Ein Junge natürlich. Ich hätte schwören können, dass ich Norman daraufhin lachen hörte.
    »Das ist mal ein Schloss!«, rief jemand anderes dazwischen, ich konnte aber nicht ausmachen, wer es war.
    »Herrschaften!«, ermahnte uns nun Herr Heidenreich. »Bitte mal alle zuhören!«
    Diese Bitte war genauso sinnlos, als hätte sie unsere Deutschlehrerin freitags in der letzten Stunde ausgesprochen. Einige verstummten zwar, aber der Lärmpegel war immer noch beachtlich. Unserem Reiseleiter schien das egal zu sein, denn der Bus hielt nun und wir konnten ja nicht ewig hier drin bleiben.
    »Ich erwarte von euch, dass ihr euch anständig benehmt«, dozierte er los.
    »Als ob wir bei den Pfadfindern wären«, murmelte Anett kichernd. »Fehlt noch, dass er kurze Hosen

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