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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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zu mir auf das Sofa. Was er geholt hatte, sollte ich sogleich erfahren, denn er steckte sich eine kleine, selbst gedrehte Zigarette in den Mund und ließ das mitgebrachte Feuerzeug aufflammen. Mein Verdacht, dass es sich dabei sicher nicht um eine gewöhnliche Zigarette handelte, bestätigte spätestens der süßliche Geruch, der in kleinen Rauchschwaden aufstieg und sich im Zimmer verteilte.
    Es lag schon einige Jahre zurück, dass ich zum letzten Mal einen Joint geraucht hatte. Ich musste siebzehn, vielleicht achtzehn Jahre alt gewesen sein, als Alex‘ damaliger Freund beschloss, den Begriff »Hobbygärtner« für sich neu zu definieren. Doch auch wenn ich durchaus lustige Erinnerungen an diese Zeit zurückbehalten hatte, war es danach nicht mehr dazu gekommen.
    Ich blickte auf den Joint, den Elyas mir entgegenhielt. Die Verlockung war groß, nur ob es in Elyas’ Beisein wirklich klug wäre, stand ungeklärt im Raum. Letztendlich gewann die Verlockung und ich griff danach. Der heiße Rauch bahnte sich einen Weg meinen Rachen hinab und brannte in den Lungen, sodass ich ein bisschen husten musste.
    Elyas schmunzelte darüber. »Wie hat dir eigentlich die CD gefallen?«
    »Welche CD?«, fragte ich mit kratzendem Hals und gab ihm die Tüte zurück.
    » Skindred «, sagte er.
    Ach, die CD. Wie schön, dass er mich damit wieder an die peinliche Unterwäsche-Geschichte erinnern musste, die ich eigentlich verdrängt hatte. Und so frech, wie er grinste, schien es ihm ebenfalls wieder eingefallen zu sein.
    »Sie ist toll«, antwortete ich daher schnell. »Inzwischen hab ich sie bestimmt dreißig Mal gehört.«
    Er reichte mir erneut den Joint. »Und welches Lied hat dir am besten gefallen?«
    Tief sog ich den Rauch ein und blies ihn anschließend in die Luft, ohne ein weiteres Mal husten zu müssen. »Schwer zu sagen«, überlegte ich. »Ich glaube, Nummer eins.«
    Er hob eine Augenbraue an. »Nummer eins?«
    »Ja, wieso?«
    »Ach, nur so …«, murmelte er.
    Nachdem ich noch drei weitere Male an dem Glimmstängel gezogen hatte, setzte langsam die Wirkung ein. Und als wir ihn fertig geraucht hatten, wusste ich auch wieder, warum ich das Rauchen für so lange Zeit gelassen hatte: Ich laberte wie ein Wasserfall ohne Punkt und Komma! Wirklich, es war die Hölle, ich bekam den Mund einfach nicht mehr zu. Alles, was mir durch den Kopf schoss, musste ich postwendend aussprechen. Und Elyas hörte jedem meiner Redeschwalle gleichermaßen aufmerksam und belustigt zu.
    Bester Laune setzte ich mich in den Schneidersitz; Elyas bettete den Kopf auf seinen ausgestreckten Arm und sah mir tief in die Augen. Doch gerade im Moment interessierte mich das herzlich wenig. Er schaffte es nicht mal für eine Sekunde, mich aus der Fassung zu bringen, dafür war ich viel zu sehr aufs Sprechen konzentriert.
    »Elyas, hörst du mir zu?«
    »Ja, natürlich.«
    »Gut. Es ist nämlich so, dass sich Aids bei Schwulen nicht wegen der Tatsache ausbreitet, weil sie schwul sind, sondern weil es einfach Männer sind. Verstehst du?«
    Elyas schmunzelte und schüttelte den Kopf. »Emely, ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Ich weiß nicht mal, wie du jetzt auf dieses Thema gekommen bist.«
    Ich kratzte mich am Kopf. »Hattest du nicht gerade damit angefangen?«
    »Ich habe kein Wort gesagt«, lächelte er.
    »Hm«, überlegte ich. »Dann ist es mir wohl gerade selbst eingefallen … Aber verstehst du denn, was ich damit meine?«
    Er lachte leise. »Nein, aber ich bin mir sicher, du wirst es mir gleich erklären.«
    Wo er Recht hatte, hatte er Recht.
    »Also pass auf … Weil guck … Wenn ein homosexueller Mann auf einen Mann trifft, dann steht da erst mal Sex im Vordergrund … Weißte?«
    Ahnungslos zuckte er mit den Schultern, hörte mir aber weiterhin erheitert zu.
    »Die meisten Männer nehmen es nicht so genau mit dem ersten Kennenlernen oder gar vorsichtigen Herantasten – Männer schlafen miteinander und schauen dann, was und ob überhaupt etwas daraus werden könnte.«
    Ich sah ihn an und wartete auf sein Nicken. Als ich das erhielt, fuhr ich fort. »Na ja, und bei Heteromännern wäre das genauso. Ein Mann ist ein Mann – egal, ob er schwul oder hetero ist. Der Unterschied liegt nur darin, dass die meisten Frauen sich weniger schnell auf einen Fremden einlassen. Und wenn doch, dann achten sie mehr auf die Verhütung. Verstehste?« Ich blickte ihn an, als hätte ich soeben die letzte Ziffer von Pi herausgefunden.
    »Ja, ich verstehe … Aber was

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