Kirschroter Sommer (German Edition)
die Augen blickte.
»Es tut mir leid«, sagte er. »Es … Es war Blödsinn, was Kevin gesagt hat. Vergiss ihn.«
Ich starrte ihn an. War er extra dafür hergekommen?
Ich räusperte mich. »Ist nicht so schlimm … Ich habe überreagiert. Es ist okay«, log ich. Aber seinem Blick nach zu urteilen, fand er meine schauspielerischen Fähigkeiten mindestens genauso mies wie ich. Erneut fanden seine Hände den Weg in die Hosentaschen, bevor er langsam und schüchtern auf mich zuschritt.
Ich dachte, ich würde sterben, als er nur wenige Zentimeter vor mir stoppte. Durch die Intensität seines Blickes brachte er mich in eine vollkommen andere Welt, ließ mich schweben, fern ab von jeder Realität. Deshalb dachte ich auch, es würde sich um reine Einbildung handeln, als Elyas langsam und sehr zögerlich seine Hand hob. Ganz vorsichtig, so als würde ich mich wie eine erloschene Flamme in Rauch auflösen, legte er mir die Hand auf die Wange, während seine Augen immer tiefer in meinen versanken.
Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen; alles, was ich spürte, war seine Hand und das wunderschöne Gefühl, das diese zärtliche Berührung auslöste.
»Du hast geweint«, sagte er mit sanfter Stimme und strich mit seinem Finger über meine Haut.
Obwohl seine Worte so unendlich zauberhaft klangen, wäre ich am liebsten vor Scham im Erdboden versunken. Still schüttelte ich den Kopf.
Von seinen Augen wie hypnotisiert bemerkte ich, dass Elyas sich langsam zu mir hinunter beugte. Ohne zu begreifen, was vor sich ging, fühlte ich, wie meine Atmung noch unregelmäßiger wurde und sich meine Lider wie von selbst schlossen.
Im nächsten Augenblick bekam ich meinen ersten Kuss von dem Menschen, von dem ich es mir seit je her gewünscht hatte. So oft hatte ich mir in meinen Tagträumen diesen Moment bis ins kleinste Detail ausgemalt, mit dem traurigen Wissen, dass er niemals eintreten würde. Wunderschön war er in meiner Fantasie gewesen, doch die Realität übertraf es noch bei weitem. Elyas schob mir nicht einfach die Zunge in den Mund, so wie ich es bislang aus Filmen gekannt hatte, nein, es war ganz anders und noch viel schöner, als ich es mir in meinen kühnsten Mädchenträumen vorzustellen gewagt hätte.
Ganz sanft spürte ich, wie seine Lippen meine berührten, wie sie ganz langsam anfingen, sie mit kleinen Küssen zu bedecken, während auf meiner Wange nur noch seine Fingerspitzen ruhten. Leicht öffnete er den Mund, hörte nicht auf, meinen zu küssen und ließ mich seinen warmen Atem auf dieser empfindlichen Stelle fühlen. Erst nach ein paar Sekunden der vollkommenen Starre, in der mein gesamter Körper von einer Gänsehaut überzogen worden war, begann ich, seinen Kuss zu erwidern. Zärtlich streiften sich unsere Lippen, fingen an, sich synchron aufeinander zu bewegen und erzeugten eine Reibung, die mich bis in die Zehenspitzen erwärmte . Es war, als schwebte ich.
Immer weiter und wie von selbst öffneten sich unsere Lippen, verschmolzen ineinander, als wären sie füreinander bestimmt. Erst nach einer Ewigkeit trafen sich unsere Zungen, berührten sich vorsichtig, streichelten sich, sagten mehr, als es Worte jemals hätten tun können.
Ich wollte auf der Stelle erstarren und bis an mein Lebensende so verweilen. Wollte den Moment für immer halten, wollte niemals mehr etwas anderes tun als bei ihm zu sein und ihn zu küssen …
Bis zum heutigen Tag war das der beste Kuss, den ich jemals bekommen hatte. Nichts in meinem gesamten Leben war so schön wie diese wenigen Minuten gewesen. Nicht mein zweiter Kuss, nicht mein erstes Mal und auch kein Sex, der darauf folgte, konnte diesem Erlebnis das Wasser reichen. Ich trug die Erinnerungen daran bei mir, hob sie in einer kleinen verschlossen Kiste tief in meinem Innersten auf und würde sie irgendwann unvergessen mit ins Grab nehmen.
Unser Kuss dauerte lange, viel länger als die meisten anderen, die ich zu einem späteren Zeitpunkt erleben sollte, trotzdem war es viel zu früh, als sich seine Lippen langsam von meinen entfernten. All diese intensiven und noch nie dagewesenen Gefühle hallten durch meinen Körper, berauschten mich unter meinen geschlossenen Lidern auch nachhaltig. Ich wagte es nicht, die Augen zu öffnen, viel zu groß war die Angst, alles nur geträumt zu haben. Doch als ich Elyas’ warme Lippen spürte, die sanft meine Schläfe küssten, konnte ich meine Sorge vorbehaltlos ablegen .
Vorsichtig blinzelte ich und sah direkt in das
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