Kirschroter Sommer (German Edition)
spuck sie sofort wieder aus!«
»Ich bin’s wirklich«, kicherte sie. »Da kannst du dir absolut sicher sein.«
»Würdest du dann vielleicht mal die Güte besitzen und uns endlich aufklären?«
»Ach, Emely …«, seufzte sie. »Ich bin verliebt.«
Ich verdrehte die Augen. »An dem Punkt waren wir bereits! – Was war gestern Abend, nachdem wir euch allein gelassen haben?«
Strahlend schwelgte sie eine Weile in Erinnerungen, bis sie nach einer gefühlten Ewigkeit endlich zu erzählen anfing.
»Nachdem ihr verschwunden seid, sind wir noch eine halbe Stunde im Wohnzimmer sitzen geblieben und haben Händchen gehalten. Dann hat mich Sebastian auf einmal gefragt, ob ich Lust auf einen kleinen Ausflug hätte.«
»Wohin seid ihr gefahren?«, fragte ich. Alex ließ sich viel zu viel Zeit beim Erzählen.
»Es war so romantisch, Emely.« Sie atmete aus. »Wir sind durch einen Wald gefahren – und ich dachte noch, wo zum Teufel bringt er mich hin?
»Doch dann kamen wir an einem kleinen Felsvorsprung heraus, mit direktem Blick auf ganz Berlin. So eine Art Aussichtsplattform, aber außer uns war dort niemand.«
»Oben beim Wasserturm?«, fragte Elyas.
Alex wirkte überrascht. »Du kennst es?«
»Ja, Sebastian und ich waren schon öfter dort. Ist wirklich schön da«, sagte er.
»Sehr schön sogar …«, sinnierte Alex vor sich hin.
»Und dann?«, drängelte ich, weil ich inzwischen verstanden hatte, dass es dort oben schön war.
»Dann …«, träumte sie, »sind wir ausgestiegen und haben uns auf die Motorhaube gesetzt, um die Aussicht zu genießen.« Als sie daraufhin ihren Blick auf Elyas richtete, war für eine Sekunde tatsächlich wieder die alte Alex zu erkennen. »Sebastian ist nämlich nicht so pingelig mit seinem Wagen wie du!«
Elyas verzog sein Gesicht. »Hätte ich einen BMW , dann wäre ich auch nicht pingelig damit!«
»Hallo? Könntest du jetzt vielleicht weiter erzählen?«, forderte ich sie auf. Dieser Dialog war für den Moment schlicht und ergreifend unnötig. Die Erkenntnis, dass Elyas ebenfalls keine BMWs mochte, hob ich mir für später auf.
Binnen weniger Sekunden mutierte Alex wieder zu dem gleichen, gespenstischen Mädchen wie vorhin. »Wir saßen eine Weile nebeneinander, und schließlich hat er wieder meine Hand genommen.«
Weil ich mir die Situation so unglaublich süß vorstellte, stieg ich in Alex‘ Schmachten mit ein.
»Und dann«, lächelte sie, »haben wir uns tief in die Augen gesehen und dann … dann hat er mich geküsst …«
Synchron atmeten Elyas und ich erleichtert auf. Wäre es nicht zu unpassend gewesen, hätten wir uns wohl High-Five gegeben.
»Er kann so wahnsinnig gut küssen, Emely!«, fuhr Alex fort.
Ich stützte das Kinn auf die Hand und lächelte.
»Aber es kommt noch viel besser«, sagte Alex.
» Noch besser?«, fragte ich.
»Ja …« Sie seufzte. »Danach haben wir uns lange unterhalten und er gestand mir, dass er sich total verliebt hätte und nichts überstürzen möchte, weil es ihm sehr ernst mit mir wäre.«
Ich hing förmlich an Alex‘ Lippen und grinste wahrscheinlich inzwischen genauso dämlich wie sie.
»Irgendwann wurde es uns dann zu kalt und wir sind zu ihm nach Hause gefahren«, sagte sie.
»Wehe, du lässt auch nur ein einziges Detail aus!«, ermahnte ich sie.
»Bah!«, platzte Elyas dazwischen. »Frauen sind so was von indiskret!«
»Als würde es unter Männern anders ablaufen«, entgegnete ich genervt.
»Mit Sicherheit! Ihr geht wesentlich mehr ins Detail als wir. Außerdem habe ich absolut keine Lust mir anhören zu müssen, wie der Sex zwischen meiner kleinen Schwester und meinem besten Freund abgelaufen ist«, sagte er und fuhr, nachdem er sich das anscheinend genauer vorgestellt hatte, verstört fort. »Das ist wie Inzest!«
»Es zwingt dich keiner, hier zu bleiben«, antwortete ich knapp.
»Hallo? Darf ich vielleicht auch mal was sagen?«, unterbrach uns Alex. »Wir hatten überhaupt keinen Sex!«
»Nicht?«, fragten Elyas und ich gleichzeitig, woraufhin wir uns einen kurzen, misstrauischen Blick zu warfen.
»Nein«, hauchte sie, und ich runzelte die Stirn. Dafür, dass nichts zwischen den beiden gelaufen war, erschien mir Alex viel zu glücklich.
»Wir haben zusammen in seinem Bett gelegen, aber die ganze Nacht nur gekuschelt und geredet.«
»Nur gekuschelt und geredet?«, wiederholte ich. Wenn das wirklich stimmen sollte, dann hätte Alex – und jede verfickte Frau auf der Welt würde mir zustimmen! – das
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