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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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Angebot?«
    »Nein, eine Feststellung.«
    »Hm … Schade«, sagte er und kam langsam einen Schritt näher. Ich wich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Man könnte fast meinen, du hast Angst vor mir«, sagte er.
    »Ganz gewiss nicht!«
    »Sicher?«, fragte er und näherte sich erneut ein bisschen.
    Ich hielt die Luft an. »Ich bin mir sogar sehr sicher«, presste ich hervor.
    »Und weshalb weichst du dann immer weiter von mir zurück?«
    »Ich weiche nicht zurück.«
    »Doch, das tust du.«
    Ich schüttelte den Kopf, und er nickte. Dann bewegte er sich einen weiteren Zentimeter auf mich zu, den ich sofort mit einem Schritt nach hinten ausglich.
    »Siehst du?«, sagte er.
    »Das beweist gar nichts!«
    Er lachte leise. »Doch, das tut es. Du hast Angst.«
    »Habe ich nicht.«
    »Dann spricht ja auch nichts dagegen, dass du einfach mal stehen bleibst, oder?« Er sah mir tief in die Augen, und weil ich ihm um jeden Preis beweisen wollte, dass er Unrecht hatte, spannte ich meinen ganzen Körper an und blieb an Ort und Stelle stehen, als er erneut den Abstand verringerte. »Siehst du?«, sagte ich.
    »Hm, vielleicht habe ich mich ja getäuscht«, flüsterte er und fixierte mich mit den Augen. Dann beugte er sich auf einmal ganz langsam zu mir hinunter. Mein Herz reagierte viel schneller als alles andere von mir, denn es erhöhte seinen Takt von Sekunde zu Sekunde. Erst als seine Lippen kurz davor waren meine Wange zu berühren, gewann ich die Kontrolle über meine Gliedmaßen zurück. Ich entfernte mich von ihm und warf ihm einen drohenden Blick zu.
    Er atmete schwer, richtete sich wieder auf und sah mich eine Weile an. »So langsam könntest du wirklich ein bisschen zutraulicher werden.« Er grinste, schnappte sich seinen Autoschlüssel und hielt mir die Wohnungstür auf. »Darf ich bitten, Madame?«
    Den Drang, ihn auf der Stelle zu köpfen, unterdrückte ich und stapfte stattdessen einfach an ihm vorbei. Obwohl ich bereits mit weiteren Kommentaren dieser Art gerechnet hatte, blieben mir diese erspart. Und auch während der Autofahrt benahm er sich verhältnismäßig human. Er schwieg sogar die meiste Zeit.
    Als wir meine Wohnung fast erreicht hatten, legte Elyas eine CD ein und drückte anschließend mehrere Male auf den Knöpfchen der Anlage herum. Irgendwann ertönte schließlich ein Lied und Elyas legte zufrieden seine Hand zurück auf das Lenkrad.
    Ich lauschte den ersten Takten der Musik, die so gar nicht Elyas‘ eigentlichem Stil entsprachen. Dafür kam mir das Lied aber bekannt vor, auch wenn ich zunächst nicht sagen konnte woher. Erst als der unverwechselbare Refrain einsetzte, machte es Klick: »Cold as Ice, you know that you are as cold as Ice to me …«
    »Cold as Ice« von Foreigner , und dieses Lied sollte wohl, so wie Elyas schmunzelte, niemand anderem als mir gelten. Ich musste ebenfalls grinsen, weil das einfach nur typisch für diesen Blödmann war.
    Wenig später erreichten wir die Straße vor dem Studentenwohnheim. Elyas parkte den Wagen, und da er mich dieses Mal wider Erwarten nicht länger als nötig zu seiner Gesellschaft zwingen wollte, bedankte ich mich nur noch fürs Fahren und stieg aus.
    In meiner Wohnung angekommen, stürzte ich mich für den Rest des Morgens, den Nachmittag, sowie den kompletten Abend auf meine Bücher. Natürlich wollten meine Gedanken hin und wieder abdriften, aber so gut es ging schob ich sie beiseite und konzentrierte mich stattdessen auf das Wesentliche. Mit der Zeit wurde das immer mehr zur Tortur. Trotzdem kämpfte ich mich weiter durch sämtliche Unterlagen und schaffte es somit, eine beachtliche Menge des versäumten Stoffs nachzuholen. Ob ich am nächsten Tag noch wissen würde, was ich da alles in Akkordarbeit in mich hineingepresst hatte, war wiederum eine andere Frage, aber ich blieb einfach mal optimistisch.
    Den Morgen und den Nachmittag hatte ich für mich allein gehabt, erst gegen Abend war Eva nach Hause gekommen und hatte mich mit ihrer Anwesenheit behelligt. Inzwischen schlief sie zwar, aber ihr – damit leider immer verbundenes – Schnarchen stellte sich als äußerst kontraproduktiv für mein Lernen heraus. Dieser dezente Störfaktor war schließlich der Auslöser, der meinen Kopf endgültig zum Rauchen brachte. Ich musste mir eingestehen, dass es keinen Sinn mehr machte und klappte meine Ordner und Bücher zu.
    Erschöpft schlappte ich ins Bad, wo ich mich in die Dusche stellte und mir unter dem warmen Wasserstrahl ein bisschen

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