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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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    Verdammt, was dachte ich hier eigentlich? Ich zog die Stirn kraus.
    »Elyas, warum gehst du nicht einfach ins Bad und holst dir einen runter?«
    Seufzend sah er mich an.
    Ob ich ihn jetzt verletzt hatte?
    Himmel, was war nur heute mit meinem Kopf los? Ich, Elyas verletzt – lächerlich. Tief atmete ich durch und widmete mich wieder meinem Buch. Zwar nahm ich von dem Gelesenen genauso wenig wahr wie vorhin, aber wenigstens vergaß ich dieses Mal das Blättern nicht.
    »Seit letzter Woche muss ich ständig an damals denken«, sagte er nach einer Weile. Ich blickte über den Buchrand und stellte fest, dass er seine Augen nicht auf mich, sondern die Zimmerdecke gerichtet hatte.
    »Ich meine, nach sieben Jahren erfährt man auf einmal, dass alles nur ein blödes Missverständnis war«, sagte er. »Daran haftet so ein bitterer Beigeschmack, den ich nicht von meiner Zunge wegbekomme.«
    Ich schwieg, und irgendwann richtete er den Blick wieder auf mich. »Kannst du mir folgen?«
    Ob ich ihm folgen konnte? Nun, da dieses Thema seit über eine Woche die Hauptrolle in meinen Gedanken spielte, konnte man das wohl behaupten.
    »So ungefähr«, murmelte ich.
    »Es klingt blöd«, sprach er weiter und sah erneut an die Decke. »Aber andauernd frage ich mich, was aus uns hätte werden können, wäre ich nicht so dumm gewesen, Sören blind zu glauben.«
    Vermutlich hätte er mir damit mein erstes Mal mit Sören Nordmann erspart. Diese Erkenntnis behielt ich aber lieber für mich.
    Ich fuhr mit dem Finger langsam über den glatten Buchrücken. »Länger als ein halbes Jahr hätte es ohnehin nicht gehalten«, sagte ich.
    »Weshalb denkst du das?«
    »Weil du dann nach England gegangen bist.«
    »Emely«, lächelte er wehmütig. »Du warst der Hauptgrund, warum ich ins Ausland gegangen bin.«
    Ich starrte ihn an.
    »Das ist kein Scherz«, sagte er. »Ich hab es nicht mehr ausgehalten, dir jeden Tag über den Weg zu laufen, noch dazu mit diesem Simon im Schlepptau.«
    Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich »Simon« in »Sören« ausbessern sollte, ließ es aber sein. Elyas‘ Worte hatten mich völlig aus dem Konzept gebracht.
    »Ich glaube, du übertreibst«, entgegnete ich schließlich. Alles andere erschien mir zu unrealistisch.
    »Ich schwöre dir, dass es so war. Weshalb sollte ich lügen?«
    Weil man bei Frauen gut ankommt, wenn man so etwas sagt? Ich verkniff mir diesen Kommentar und zuckte mit den Schultern.
    »Emely, du hast mir damals mein Herz gebrochen. Warum glaubst du mir das nicht?« Elyas sah mich an, als hätte er keine Erklärung dafür. Ich dagegen besaß natürlich tausende davon und schlichtweg fehlte mir die Vorstellungskraft, dass ausgerechnet er mich so sehr geliebt haben sollte. Was hätte er an mir gut finden sollen? Dass ich nie den Mund aufbekommen hatte, dass ich ein schüchternes, kleines Mädchen gewesen war? Wohl kaum.
    »Elyas, du willst mir ernsthaft erzählen, dass ich der Auslöser dafür war, warum du nach England gegangen bist?« Meine Stirn zog sich mehr und mehr in Falten. Doch ohne mit der Wimper zu zucken, bestätige er das mit einem Nicken.
    »Du warst meine erste große Liebe«, sagte er.
    Mein Hals wurde trocken und schien sich immer weiter zusammenzuziehen. Elyas wirkte so aufrichtig, so ehrlich. Trotzdem durfte ich nicht vergessen, dass er wahrscheinlich alles sagen würde, nur um mich endlich rumzukriegen. Und wenn ich an unser Wiedersehen vor vier Monaten dachte, sprach ohnehin alles dafür, dass er mir nur einen Bären aufbinden wollte.
    »So groß kann die Liebe wohl doch nicht gewesen sein«, schnaubte ich daher.
    »Warum?«
    »Weil du mich nicht einmal wieder erkannt hast.«
    Ein Grinsen umspielte seine Mundwinkel. Und es lag die gleiche Hinterhältigkeit darin verborgen, wie schon vor vier Monaten in Alex‘ Zimmer. »Das hat dir wirklich gestunken, hm?«, fragte er.
    Ja verdammt, es hatte mir mehr als gestunken!
    »Vielleicht habe ich mich zwei, drei Sekunden darüber geärgert«, erwiderte ich und rümpfte die Nase.
    Elyas lachte leise. »Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen.«
    Na gut, vielleicht hatte ich wirklich blöd aus der Wäsche geguckt, aber das brachte ein Schock eben mit sich. Erst traf ich ihn nach so langer Zeit wieder und dann erinnerte sich dieser Idiot nicht mal mehr an mich. Da wird man ja wohl mal blöd gucken dürfen!
    »Emely«, sagte Elyas sanft. »Du glaubst doch nicht im Ernst, ich hätte dich wirklich nicht wieder erkannt?«
    Ich starrte

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