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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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es Sinn, es vorher gelesen zu haben.«
    »Verstehe …«, murmelte er und beendete seinen Denkprozess schließlich mit einem »Okay.«
    Was okay? So einfach ließ er sich abwimmeln?
    »Okay, du gehst?«, fragte ich.
    »Nein.« Er lachte. » Okay , ich leiste dir beim Lernen Gesellschaft.«
    Wieso ich?
    »Elyas, weshalb halte ich das für keine gute Idee?«
    »Ach, komm schon … Gib mir ein Buch und ich halte die Klappe.«
    »Wer’s glaubt«, grummelte ich und sah ihn halbwegs böse an.
    »Hey, gib mir ‘ne Chance. Wenn ich mich nicht daran halte, darfst du mich rauswerfen.«
    »Das sagst du nur, weil du genau weißt, dass ich dir körperlich unterlegen bin. Ich könnte dich überhaupt nicht rausschmeißen, selbst wenn ich wollte.«
    »Kann sein«, sagte er. »Wobei ich es mir äußerst prickelnd vorstelle, wenn du es versuchen würdest …«
    Mein nächster Atemzug war sehr, sehr, sehr tief …
    »Jetzt komm schon, Schatz«, sagte er und sah mich zuckersüß an. »Ich verspreche dir, dass ich gehe, sobald ich störe.«
    »Gut, du störst. War schön mit dir, bis zum nächsten Mal.« Beherzt schritt ich zur Tür, um ihm diese aufzuhalten, doch er setzte sich einfach grinsend auf mein Bett.
    Ich starrte ihn an. Inzwischen gab es gegen fast alles ein Gegenmittel, warum nicht eins gegen ihn?
    Er legte sich auf den Rücken, verkreuzte die Beine übereinander, schnappte sich ein Buch und blickte mich fragend an. »Warum stehst du immer noch rum? Ich dachte, wir wollten lernen.«
    Grrrrrr …
    Keine Scheißhausfliege der Welt konnte so penetrant wie Elyas sein. Jeglicher Widerstand war zwecklos. Nach fünfminütigem Nörgeln ergab ich mich meinem Schicksal und setzte mich im Schneidersitz zu ihm auf die Matratze. Ich band mir die Haare nach oben, damit sie mich beim Lesen nicht störten und richtete den Blick stur auf das Buch in meinen Händen. Kommentare wie: »Verdammt, ich liebe es, wenn du diese Bibliothekarinnen-Nummer abziehst«, ignorierte ich geflissentlich und brachte ihn somit tatsächlich dazu, den Mund zu halten.
    Voran kam ich jedoch trotzdem nicht. Zwanzig Seiten waren das rekordverdächtige Ergebnis nach geschlagenen fünfundvierzig Minuten. Ich strengte mich wirklich an, aber es ging einfach nicht. Ich konnte mich nicht konzentrieren, wenn Elyas neben mir lag.
    Auch mein Nacken begann mich stark zu beeinträchtigen. Viel zu oft hatte ich meinen Kopf in den letzten Tagen in Bücher gesteckt. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis mein Genick gegen diese ungesunde Haltung zu protestieren anfing.
    Doch so unangenehm diese Verspannung auch war, dem »Hauptstörfaktor« konnte sie trotzdem nicht das Wasser reichen. Dieser, auch genannt Elyas Schwarz, hatte wahrhaftig für eine ganze Weile in einem Buch geblättert und zumindest so getan , als würde er darin lesen. Vor zehn Minuten jedoch hatte er es weggelegt und verfolgte seither offensichtlich das Ziel, mich wahnsinnig zu machen. Jedes Mal, wenn ich mir einbildete, seinen Blick auf mir zu spüren, schielte ich über den Rand des Buches hinweg und landete ohne Ausnahme direkt in seinen Augen. Als wäre das nicht schon genug, musste er mir zusätzlich jedes Mal ein Lächeln schenken. Es war zum Haare ausraufen!
    »Sag mal«, fragte er. »Musst du nicht auch mal umblättern?«
    Ich weitete die Augen und blickte auf die Seitenzahl, die schon seit geraumer Zeit nicht mehr gestiegen war. Genauer gesagt seit dem Moment, als er sein Buch weggelegt und begonnen hatte, mich zu beobachten. Ich spürte, wie meine Wangen verdächtig heiß wurden. Elyas’ fieses Grinsen dagegen wurde breiter.
    »Das würde ich ja tun«, zischte ich, »wenn du aufhören würdest, mich wahnsinnig zu machen!«
    »Irritiert es dich, wenn ich dich ansehe?«, fragte er.
    »Nein. Ich sagte, es macht mich wahnsinnig! – Das ist der Zustand, kurz bevor man Amok läuft und jemanden qualvoll ermordet.«
    Er schmunzelte. Doch schon bald gingen seine Mundwinkel nach unten. Mich für lange Zeit betrachtend, schien der Glanz in seinen Augen mehr und mehr getrübt zu werden. Schließlich legte er seinen ausgestreckten Arm neben sich aufs Kopfkissen. »Möchtest du dich zu mir legen?«, fragte er.
    Ich spürte, wie mich eine Gänsehaut überzog.
    Niemals würde ich zustimmen, aber allein die Vorstellung löste ein nervöses Kribbeln in meinem Bauch aus. Wie es sich wohl anfühlte, in Elyas‘ Armen zu liegen? Wenn er mir mit seinen Fingern über den Rücken streichen würde

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