Kirschroter Sommer (German Edition)
meine Sweatshirt-Jacke, die ich so gar nicht hergeben wollte, über die Schultern zu ziehen. »Was wird das?«, fragte ich.
»Wie soll ich dich denn durch die Kapuze massieren? Du hast doch ein T-Shirt drunter.«
»Du sollst mich überhaupt nicht massieren!«, stellte ich richtig, als ich den zweiten Anlauf unternahm, von ihm wegzurutschen. Doch er hielt mich ein weiteres Mal fest. Leise Jammerlaute verließen meinen Mund.
»Halt die Klappe«, befahl er mir schmunzelnd.
Langsam – viel, viel, viel zu langsam – streifte er mir die Jacke von den Schultern und über meinen ganzen Körper erstreckte sich eine Gänsehaut. Wieso fühlte es sich so an, als wäre ich darunter nackt?
»Hör auf, dich zu verkrampfen und entspann dich«, sagte er. Doch das hörte sich in der Theorie leichter an, als es in der Praxis umzusetzen war.
Ich zuckte, als er seine Hände auf meine Schultern legte und mich zu massieren begann. Es war so ungewohnt, so einschüchternd, mich von ihm anfassen zu lassen. Ich spürte seine Daumen, die mit sanftem Druck links und rechts neben meiner Halswirbelsäule langsame und kreisende Bewegungen ausführten. Obwohl ich immer noch bekleidet war, reagierte meine Haut an den Stellen, an denen er mich berührte, sehr empfindlich auf ihn.
Es war so wohltuend, was er tat, und verschaffte mir schon nach kurzer Zeit Linderung. Wie von selbst fiel mein Kopf nach vorne, während Elyas nicht aufhörte, diese angenehmen Dinge mit seinen Händen zu machen.
Als er sich an die Stelle herantastete, die schmerzte, musste ich mir ein Stöhnen verkneifen. Ich wurde zu Wachs in seinen Händen; mehr und mehr schien sich die Verspannung unter seinen Fingern zu lösen. Ich schloss die Augen und gab mich der Massage hin.
»Ist das gut so?«, flüsterte er.
Gut? Diese Bezeichnung wäre die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. Es war unglaublich, atemberaubend, grandios …. Es war die beste Massage, die ich je in meinem Leben bekommen hatte.
»Geht so«, sagte ich mit hoher Stimme und hörte ihn leise hinter mir auflachen.
Arroganter Fatzke. Er wusste genau, was er tat. Und noch schlimmer, er bemerkte, wie ich auf seine Massage reagierte. Zu meinem Glück hatte er aber nicht die geringste Ahnung davon, dass mein Herz momentan nicht unbedingt der entspannteste Muskel in meinem Körper war.
Als seine Fingerspitzen meinen Nacken nach oben wanderten, rollten sich meine Augen nahezu in den Hinterkopf. Von seinen Fingern breitete sich ein Schauer über meine gesamte Haut aus. Zärtlich arbeitete er sich weiter voran und kraulte meinen Haaransatz. Wie sich das anfühlte … Innerlich stöhnte ich auf.
Verdammt, das war keine Massage mehr – das war ein Vorspiel!
Ein Seufzen entwich meinem Mund, für das ich mir anschließend sofort auf die Lippe biss. Wenn ich mir nur vorstellte, was Elyas mit seinen Fingern wohl noch so alles könnte …
Nein! Das werde ich mir sicher nicht vorstellen!
Tausende von kleinen Blitzen zuckten durch meine Muskeln, so als wäre Elyas direkt mit einer Starkstromleitung verbunden. Es wäre nur noch eine Frage von Sekunden gewesen, bis ich alles um mich herum vergessen hätte, als auf einmal Elyas‘ warmer Atem auf meinen Nacken traf.
Innerhalb eines Wimpernschlags schalteten sich meine Alarmglocken ein und das Schrillen riss mich brutal aus diesem Trance-ähnlichen Zustand. Was auch immer Elyas tat – es war an der Zeit, dem ein Ende zu bereiten!
Ich räusperte mich. »So, danke, das war ja ganz nett … aber jetzt muss ich auch weiter lernen …« Ich schlüpfte unter seinen Händen hindurch und krabbelte hektisch an das andere Ende des Bettes.
Was zum Teufel war das gerade eben gewesen? Und wie hatte ich das zulassen können?
Aus Alibizwecken blätterte ich in meinem Buch und schielte über den Rand, so als würde ich Jack the Ripper auf meinem Bett vermuten. Elyas kniete noch immer auf derselben Stelle und sah mich mit einem unergründlichen Ausdruck in den Augen an.
»Was soll ich nur mit dir machen?«, fragte er schließlich und ließ die Schultern hängen. Er klang wie der verzweifelte aber gutmütige Besitzer eines hoffnungslosen Hundes, der seit drei Jahren unverbesserlich auf den Teppich kackte.
Aber verflucht, ich hatte ihm kein einziges Mal auf den Teppich gekackt!
»Gar nichts sollst du mit mir machen!«, entgegnete ich heftig. Das versuchte ich ihm schon seit Monaten begreiflich zu machen!
Allmählich schlich sich sein typisches Grinsen wieder auf die Lippen. »Ich
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