Kirschroter Sommer (German Edition)
geben.
Zu meiner Erleichterung tat sie das auch. Schon im nächsten Moment galt ihre Aufmerksamkeit wieder einzig und allein Sebastian, der sich nicht zweimal bitten ließ, ihren Blick zu erwidern.
So viel Glück war einfach zu viel für mich. Frustriert trank ich einen Schluck von meiner Cola.
Erst nach einer weiteren Stunde und etlichen Lektionen in Sachen Liebessäuselei hatte ich den Abend überstanden und lief entkräftet mit Elyas zu seinem Wagen. Weil Alex mit Sebastian in dessen Wohnung fuhr, blieb mir nichts anderes übrig, als wieder bei ihrem Bruder mitzufahren.
Elyas hatte sich den ganzen Abend über ziemlich still verhalten. Hin und wieder erhaschte ich beim Laufen einen Blick auf sein Profil und wurde den Eindruck nicht los, dass ihn irgendetwas bedrückte. Was wohl in ihm vorging? Diese Frage behielt ich jedoch für mich, weil ich Elyas nicht als Menschen einschätzte, der gerne etwas über sein Gefühlsleben preisgab. Und mir würde er wahrscheinlich noch am allerwenigsten davon erzählen.
Als wir schweigend den Mustang erreichten, stellte ich mich vor die Beifahrertür und wartete darauf, dass Elyas den Wagen aufsperrte. Doch anstatt den Schlüssel ins Schloss zu stecken, hob er den Kopf und sah mich über das Autodach hinweg mit einem undefinierbaren Blick an.
»Möchtest du fahren?«
Wie bitte?
Ich starrte ihn an, als hätte er mir gerade verkündet, heimlich Frauenunterwäsche zu tragen. Aber schnell wurde mir klar, dass es sich hierbei nur um einen Scherz handeln konnte.
»Sehr witzig, Elyas«, seufzte ich und legte meine Hand auf den Türgriff. Doch im nächsten Moment zuckte ich zusammen – Elyas warf mir den Schlüssel zu.
Ich blickte auf das silberne Metall, das meine Hände reflexartig aus der Luft gefischt hatten. Nur langsam sah ich wieder zu Elyas auf. »Du verarschst mich?!«
»Wenn du nicht möchtest, dann kann ich natürlich auch selbst fahren.« Er hob die Schultern.
Mein Gefühl sagte mir, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Elyas ließ niemanden freiwillig mit seinem Auto fahren …
»Also gut, Elyas, wo ist der Haken?«
»Es gibt keinen Haken.«
»Keinen Haken? Keine Intimitäten, die ich dir danach schuldig bin?«
»Nein. Kein Haken, keine Intimitäten. Wenn du allerdings noch lange zögerst, überlege ich es mir vielleicht wieder anders.«
Für ein paar Sekunden wechselte mein Blick zwischen Elyas und dem Mustang, bis sich allmählich Vorfreude in mir ausbreitete. Was auch immer er für Drogen genommen hatte – er meinte es ernst.
Ohne weiter darüber nachzudenken, spurtete ich auf die andere Seite des Wagens. Meine Befürchtung, er würde mir spätestens jetzt den Schlüssel wieder aus der Hand nehmen, bewahrheitete sich nicht. Anstandslos lief er auf die Beifahrerseite und wartete, bis ich aufsperrte. Ich hatte keine verdammte Ahnung, was hier vor sich ging, aber es war gut so!
Ich entriegelte den Wagen, öffnete die Tür und ließ mich auf den Sitz fallen. Hier war ich wieder . Ich sog den vertrauten Geruch ein, schaute mich um und streichelte mit meiner Hand über das Lenkrad.
Nur am Rande bekam ich mit, dass Elyas sich neben mir anschnallte. Ich strahlte, und in meinem Bauch spürte ich ein wohliges Kribbeln. Als ich den Arm ausstreckte, um den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken, blickte ich begeistert zu Elyas. Da verharrte ich augenblicklich in meiner Bewegung. Sein Gesicht war kreidebleich und seine Hände krallten sich in den Sitz. Ich sah ihn eine Weile an, dann ließ ich den Schlüssel wieder sinken und lehnte mich zurück in den Sitz.
Mein Blick war auf meine Hände gerichtet. »Warum tust du das, Elyas?«
»Entschuldigung, es ist nur die Anspannung.« Er versuchte zu lächeln.
»Nein, ich meine, warum du mich mit deinem Mustang fahren lässt.« Zögerlich wandte ich den Blick auf ihn.
»Ich wollte dir nur eine Freude machen. Nichts weiter.«
»Eine Freude … Einfach nur so?«
»Einfach nur so«, bestätigte Elyas. Er nahm die ganze Tortur auf sich, nur um mir eine Freude zu bereiten?
»Falls du mir allerdings dafür danken möchtest , habe ich natürlich auch nichts dagegen«, fügte er hinzu.
»Also doch ein Haken.« Eigentlich hätte ich das wissen müssen.
»Nein«, meinte er schnell, »kein Haken. Ich sagte lediglich › Wenn du möchtest …‹«
»Und wie würde ein angemessener Dank deiner Meinung nach aussehen?« Ich verschränkte die Arme vor dem Bauch.
»Ein Kuss auf die Wange?«
»Du würdest mich für einen
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