Kirschroter Sommer (German Edition)
andauernde Beobachtung gewöhnt sein müssen, doch sie löste in mir immer noch das gleiche unbehagliche Gefühl aus wie am ersten Tag.
Luca. Ich sollte mich auf Luca konzentrieren. An ihn denken, nicht an den Blödmann neben mir. Luca war meine einzige Hoffnung. Wenn er in Wirklichkeit nur halb so toll war wie in seinen Mails, dann …
»Ich habe übrigens mit den anderen geredet. Es sind alle dabei«, sagte Sebastian da plötzlich, und zu meiner Überraschung war es ausnahmsweise nicht nur an seine Freundin gerichtet.
»Ach, genau, das hatte ich ganz vergessen«, mischte sich Alex ein. »Was machst du nächsten Samstag, Emely?«
»Ich? Wieso?«
»Wir gehen zelten – und du kommst mit.« Sie grinste.
»Zelten?«, fragte ich. »Wer ist wir ?«
»Alex, Elyas, Sophie, Andy, Domenic, Jan, Yvonne, Jessica, ich und hoffentlich du«, antwortete Sebastian für sie. Ich sah das erwartungsvolle Lächeln von Elyas und wusste, ich sollte besser zu Hause bleiben.
»So ein Mist aber auch, ich besitze leider kein Zelt«, sagte ich.
»Ich habe eins«, brachte sich Elyas ein.
Ich warf ihm einen mitleidigen Blick zu. »Herzlichen Glückwunsch, ich hoffe, du hast viel Spaß darin.«
»Du schläfst natürlich bei mir im Zelt. Ich habe das schon mit Sebastian geklärt«, sagte Alex.
Was hieß »schon geklärt«? Wurde ich vielleicht auch mal gefragt?
»Ich weiß nicht …«, murmelte ich alles andere als begeistert. »Wo überhaupt?«
»Sophies Eltern haben ein Grundstück mitten in der Pampa«, erklärte Elyas. »Wir fahren dort jedes Jahr hin und feiern ein bisschen. Nichts Großes, aber trotzdem ist es immer wieder lustig. Wir bleiben auch nicht länger als eine Nacht.« Abwartend blickte er mich an.
Sophie. Noch ein Grund, nicht mitzugehen. Ich hatte noch bestens in Erinnerung, wie wenig erfreut sie gewesen war, meine Bekanntschaft zu machen. Auch die Begegnung mit den restlichen Grazien, Jessica und Yvonne, war nicht wirklich herzlicher ausgefallen.
»Seid ihr denn sicher, dass mich die anderen überhaupt dabei haben wollen?«, fragte ich vorsichtig.
»Wieso denn nicht?«, hakte Sebastian nach.
Mann, jetzt hatte ich mich wieder in etwas hineingeritten …
»Ihr Jungs wart alle sehr nett – na ja, zumindest fast alle«, begann ich mit Seitenblick auf Elyas. »Aber die Mädels …« Ich brach ab.
»Hab ich irgendetwas verpasst?«, fragte Elyas.
»Nein, nicht wirklich«, antwortete ich schnell und wusste nicht so recht, wie ich mich ausdrücken sollte. »Sagen wir, sie waren nicht unbedingt begeistert, meine Bekanntschaft zu machen. Vielleicht habe ich mir das aber auch nur eingebildet.«
»Ach, du meinst bestimmt Sophie«, winkte Sebastian ab. »Denk dir nichts dabei. Sie hat so ihre eigene Art mit Elyas‘ Bekanntschaften umzugehen.« Mir entging nicht, dass Elyas Sebastian einen warnenden Blick zuwarf.
Nicks Worte kamen mir wieder in den Sinn, er hatte damals im Club etwas Ähnliches gesagt. »Wie meinst du das?«, fragte ich.
»Na ja, sagen wir so: Sie will sich nicht mit Leuten anfreunden, die sie danach ohnehin nie wieder sieht.« Kaum hatte Sebastian den Satz beendet, zuckte er zusammen, als hätte er sich einen heftigen Tritt gegen das Schienbein eingefangen.
Ich schnaubte und lehnte mich zurück. »Lass mich raten: Sind das meist Leute mit haselnussbraunen Augen?«
»Hm?«, fragte Sebastian und konnte mir scheinbar nicht folgen. Wie sollte er auch? Elyas involvierte ihn bestimmt nicht in seine Anmachsprüche.
»Ach nichts«, sagte ich und fixierte mein Colaglas.
Was hatte ich denn erwartet? Schließlich wusste ich von Elyas’ gutem Schlag bei Frauen und dass er diesen auch gekonnt einsetzte. Ich war nur eine Bekanntschaft von vielen und seine Worte vorhin im Auto vermutlich nur dahingesagt.
»Wie dem auch sei«, fuhr Sebastian fort. »Sophie weiß inzwischen, dass du eine Freundin von Alex bist und die Dinge zwischen dir und Elyas etwas anders stehen. Sie hat also bestimmt kein Problem damit, wenn du dabei bist.«
»Sebastian hat Recht, Emely. Sophie ist wirklich nicht verkehrt«, beteuerte Alex.
Ich schwieg einen Moment und spürte die erwartungsvollen Blicke der anderen auf mir ruhen.
»Mal schauen, ich werde darüber nachdenken«, entgegnete ich schließlich. Ein sofortiges Nein hätte nur bedeutet, solange von Alex genervt zu werden, bis ein Ja daraus geworden wäre.
»Du musst unbedingt mitkommen!«, sagte sie, woraufhin ich nur still nickte und die Hoffnung hegte, sie würde Ruhe
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