Kirschroter Sommer (German Edition)
Du solltest mal Alex erleben.« Er verdrehte die Augen. »Die wird schon panisch, wenn ich schneller als sechzig fahre. Von deiner Seite – wo du doch sonst alles an mir kritisiert – kam aber nie ein Sterbenswörtchen. Und jetzt weiß ich auch warum: Du fährst noch schlimmer.«
Ich lachte. »Das stimmt gar nicht.«
»Aber hallo stimmt das.«
»Ich fahre nicht mal im Ansatz wie du, mein Lieber. Das kam dir nur so vor, weil du ein ganz schöner Lappen als Beifahrer bist.«
Ihm klappte die Kinnlade runter. »Du bist so was von frech, dass es kein Wort dafür gibt!«
»Tja, wo wären wir denn, wenn man sich blind von einer Arschgeige den Mund verbieten lassen würde?«
»Fräulein, sieh mal zu, dass du jetzt ganz schnell aussteigst, sonst trage ich dich nämlich eigenhändig raus.«
Ich brummelte, löste widerwillig den Gurt und öffnete die Tür. Draußen ließ ich meine Hand über die warme Kühlerhaube und das schwarze Dach gleiten. Er war so wunderschön … Ich seufzte und bemerkte zu spät, dass mich Elyas beobachtete. Er lehnte mit dem Rücken am Wagen.
Bildete ich mir das nur ein, oder sah der Mustang in Kombination mit ihm noch besser aus?
»Und, hast du es dir überlegt?«, fragte er. Mich durchfuhr ein Kribbeln. Er sprach von dem Wangenkuss.
»Unter einer Bedingung«, sagte ich.
»Jede, die du möchtest.«
»Du behältst deine Hände hinter dem Rücken!«
Er schmunzelte. »In Ordnung«, versprach er, trotzdem behielt ich Zweifel. Er machte einen Schritt auf mich zu und drang damit kaltblütig in meinen sonst so beharrlich gezogenen Sicherheitsradius vor. Wieso fühlte ich mich immer so schrecklich hilflos, wenn er das tat?
»Heißt das …«, hauchte er mit samtweicher Stimme. »Dass ich dich jetzt küssen darf?«
Mein Magen schien sich umzudrehen und meine Hände wurden feucht. Ich nickte verzögert. In seine Augen drang ein Leuchten, das mich mit all seinen Strahlen gefangen nahm. Ich schluckte, als er sich mit seinem Gesicht zeitlupenartig dem meinen näherte. Mein Herz erhöhte sekündlich seinen Takt. Nicht die Augen schließen! Bloß nicht die Augen schließen!
Meine Atmung stockte, als er zärtlich mit seiner Wange über meine strich. Seine Lippen trafen auf meine erhitzte Haut und über meinen Rücken wanderte ein heißkalter Schauer. Er schmiegte seine Wange gegen meine und verweilte für einen langen Moment in dieser Position. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen und war vollkommen erstarrt von dem knisternden Gefühl.
Wenn ich bislang gedacht hatte, ein Wangenkuss hätte nichts mit Erotik zu tun, so wurde ich jetzt eines Besseren belehrt. Mir wurde heiß … so schrecklich heiß, die Luft um uns herum schien zu brennen.
Auch als er seine glatten Lippen wieder von meiner Haut löste, blieb das Gefühl beständig. Ich blinzelte. Mein Orientierungssinn hatte seinen Geist aufgegeben. Stand die Welt Kopf oder tat ich es?
Ich räusperte mich und versuchte, wieder Klarheit in meinen Kopf zu bekommen. Doch Elyas‘ Blick führte eher dazu, dass mir noch schwindeliger wurde.
»Und, war es schlimm?«, flüsterte er.
Schlimm? Schlimm war nur, dass es mir gefallen hatte …
»Es ging«, antwortete ich mit kratziger Stimme.
»Es ging? Mein Herz hat ausgesetzt und du sagst › Es ging‹ ?«
»Übertreib nicht …«
»Ich übertreibe kein Stück«, flüsterte er.
Seine Augen … Es war wie ein Sprung in die Tiefsee, ohne Hoffnung, den Meeresgrund jemals zu erreichen …
Erst als mir meine innere Stimme zum wiederholten Mal zurief, dass ich ihn verdammt noch mal anstarrte, kam ich allmählich wieder zu mir.
»Also dann … Gute Nacht«, stammelte ich.
Elyas steckte die Hände in die Hosentaschen und blickte kurz zu Boden. »Schlaf gut, mein Engel«, lächelte er.
Ich rieb mir die Hände an meiner Jeans ab und nickte. Nach kurzer Stille setzte ich meine wackeligen Beine Richtung Unigelände in Bewegung.
KAPITEL 19
Wer mit wem?
Lieber Luca,
wie geht es meinem virtuellen Traummann? Ich hoffe, gut?
Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie du das anstellst, aber du hast dir schon wieder etliche Fragen einfallen lassen. Zu meinem Glück sind sie dieses Mal aber leicht zu beantworten. Vorhang auf, hier kommt der kleine ausgefüllte Steckbrief:
Lieblingsfarbe : Türkis und schwarz.
Lieblingsblume : Sonnenblume.
Lieblingstier : Ganz besonders Hunde, aber eigentlich mag ich alle Tiere. (Bis auf Spinnen. Das sind gruselige Wesen!)
Lieblingsessen : Nudeln, Schokolade und alles, was süß
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