Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
Vom Netzwerk:
unabhängig davon, ob ich ihn schon mal gesehen habe oder nicht«, antwortete ich und sah, wie sich ein Schmunzeln auf seine Lippen stahl. Herrgott, wieso nahm er mich eigentlich nie ernst?
    »Er ist also anders als ich«, schlussfolgerte er.
    »Man könnte sagen, das komplette Gegenteil.«
    »Vielleicht hast du ihm aber auch nur die Chance gegeben, dir zu zeigen, was er für ein Mensch ist. – Etwas, das du mir verwehrst.«
    »Ich verwehre es dir nicht, ich kenne dich bereits.«
    »Du denkst, du würdest mich kennen«, seufzte er und ließ seinen Blick auf mir ruhen. Irgendwann öffnete er seinen Mund, schloss ihn jedoch wieder und wandte seine Augen von mir ab.
    Wir schwiegen, und bei jedem Atemzug wurde mir aufs Neue bewusst, auf wie engem Raum wir nebeneinander lagen. Sein Geruch . Er schmiegte sich wie Honig um meine Atemwege und brachte mich fast um den Verstand.
    Letzte Woche – und das durfte ich niemals jemanden erzählen – war ich an einer Parfümerie vorbeigekommen, und ehe ich mich versah, hatten mich meine Beine dort hinein getragen. Wie ein Undercover-Agent hatte ich mich von Regal zu Regal geschlichen und mir im fünf Sekunden Rhythmus über die Schulter geblickt. Nach einer Stunde hatte ich an allem gerochen, wo auch nur ansatzweise »For Men« drauf stand. Selbst Creme mit Q10 für beanspruchte, reife Männerhaut und hellblaue Baby-Duschbäder hatte ich nicht ausgelassen. Und für was? Für nichts. Als ich den Laden wieder verließ, hatte ich nicht nur einen neuen Tiefpunkt in meinem Leben erreicht, sondern war noch nicht einmal fündig geworden.
    Ich schloss die Augen. Seit Monaten beschäftigte mich diese Frage. Und mir blieben genau zwei Möglichkeiten, dem ein Ende zu setzen: Entweder ich schlug Elyas bewusstlos, schleppte ihn in ein Labor und ließ den Geruch analysieren, oder ich nahm verdammt noch mal meinen ganzen Mut zusammen und fragte ihn einfach!
    Variante eins gefiel mir wesentlich besser, stellte sich in der Durchführung aber als ziemlich kompliziert heraus. Deswegen beschloss ich, Möglichkeit zwei endlich und nach zwanzig tiefen Atemzügen hinter mich zu bringen.
    »Sag mal, Elyas … Was ist das eigentlich für ein Parfüm, das du trägst?« Ich spielte mit meinen Fingern.
    »Hm?«, machte er. »Weshalb fragst du? Ich habe keins benutzt.«
    »Sehr witzig, Elyas. Man riecht es andauernd.«
    »Nein, wirklich nicht«, beharrte er und runzelte die Stirn. »Ich verwende so gut wie nie Parfüm oder Aftershave. Ich weiß wirklich nicht, was du meinst.«
    Wollte er mich auf den Arm nehmen?
    »Woher soll denn bitte sonst der Geruch kommen?«
    »Welcher Geruch? Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst. Ich rieche nichts.« Er zog an seinem T-Shirt und schnupperte daran.»Vielleicht meinst du mein Waschmittel?«
    Moment, irgendetwas lief hier falsch …
    »Oder mein Deo? Ich habe seit ein paar Tagen ein Neues«, fuhr er fort.
    Ich versank immer tiefer in meinem Schlafsack. War ich die Einzige, die diese Glocken hören konnte? Ja, es waren Alarmglocken.
    Nicht gut … gar nicht gut … überhaupt nicht gut.
    Mann, konnte das wirklich wahr sein? Nun lag ich nicht mehr neben Elyas mit dem guten Parfüm – nein, jetzt lag ich neben dem Ich-rieche-von-Natur-aus-gut-Blödmann.
    »Warum fragst du überhaupt? Findest … Findest du, ich stinke?«, fragte er erschrocken.
    Ha, schön wär‘s. Ich wurde von seinem Geruch fast wahnsinnig und er hatte Angst, ich würde ihn als stinkend empfinden? Sehr kurios.
    »Ein bisschen«, sagte ich.
    »Ein bisschen?«, wiederholte er entsetzt.
    Ich kicherte.
    »Jetzt komm schon, ernsthaft?«
    »Nein. Beruhige dich, du stinkst nicht.«
    Ihm fiel sichtlich ein Stein vom Herzen. »Sondern?«, wollte er wissen.
    Super, wo hatte ich mich da nur wieder reingeritten?
    »Nichts weiter. Du hast nur immer so einen … Geruch an dir«, antwortete ich.
    »Und wonach soll der bitteschön riechen?«
    Ich biss auf meine Wangeninnenseite. »Schwer zu definieren, irgendwie herb und süßlich.«
    Elyas roch ein weiteres Mal an seinem T-Shirt. »Süßlich …«, murmelte er und machte nicht den Eindruck, als wäre er fündig geworden.
    Seltsam. Vielleicht gab es den Geruch in Wahrheit ja gar nicht und ich bildete ihn mir nur ein? Scheinriechen sozusagen, falls es so etwas geben sollte. Doch nein, verdammt, ich bildete ihn mir nicht ein, ich roch ihn selbst in dieser Sekunde. Aber man konnte doch nicht von Natur aus so riechen?
    »Weißt du …«, lächelte mich Elyas an, »dass

Weitere Kostenlose Bücher