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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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Kopf frei bekommen und alles um sich herum vergessen, gleichgültig, wie mies er sich zuvor noch gefühlt hatte.
    Die Vorstellung, nicht denken zu müssen, hörte sich toll an und ich beneidete ihn dafür. Einen Weg, auf diese Weise abzuschalten, hatte ich selbst bisher nicht gefunden. Zwar verhalf mir Lesen dann und wann zu kleinen Denkruhepausen, doch richtig ausklinken konnte ich mich nur bei den wenigsten Geschichten.
    Ich hätte Elyas‘ Erzählungen über seine Leidenschaft noch stundenlang zuhören können, doch irgendwann ließ er seine Worte einfach ausklingen.
    »Das mit den drei Monaten ohne Sex stimmt übrigens nicht ganz«, sagte er in die Stille.
    Ich seufzte. Damit hätten wir einmal mehr den Beweis, dass es manchmal besser wäre, wenn er nicht reden würde. »Wieso überrascht mich das nicht?«, murmelte ich.
    »Nur, wenn man den Wangenkuss von neulich nicht mit einberechnet, dann sind es drei Monate. Dreieinviertel, um genau zu sein.«
    War das zu fassen? Jetzt sprach er auch noch genau meine Gedanken aus. Wenn du das hörst, geh aus meinem Kopf, Elyas!
    »Sehr witzig«, sagte ich.
    »Meinst du, ich werde jemals die Chance bekommen, das ein zweites Mal zu erleben?«
    »Die Chancen stehen schlecht«, erwiderte ich und musste grinsen, was ihm blöderweise nicht entging.
    »Auch nicht in zehn Jahren?«
    »In zehn Jahren kannst du dich wahrscheinlich nicht mal mehr an mich erinnern.«
    »In zehn Jahren bekommst du gerade dein zweites Kind von mir«, korrigierte er.
    »Wohl kaum!«
    »Siehst du, du tust es schon wieder!« Grimmig sah er mich an.
    »Was?«
    »Du bist gemein, ohne es zu merken.«
    Ich schmunzelte. »Nein, ich bin nur realistisch. Und jetzt tu nicht so, als wäre es dein Ernst gewesen.«
    »Emely, … irgendwann …«
    »Irgendwann?«
    »Kleb ich dir den Mund zu!«
    »Dito!«, lachte ich.
    Wir diskutierten darüber, wer von uns beiden es mehr verdient hätte, geknebelt zu werden, und obwohl Elyas sich anstrengte, sah er gegen meine Argumente ziemlich alt aus. Sieg durch K. O. sozusagen.
    »Darf ich dich was fragen, Emely?«, sagte er nach einer Weile.
    »Ich habe das Gefühl, es wäre klüger, nein zu sagen.«
    »Wer ist Luca?«
    »Ich hab’s gewusst …«, stöhnte ich und vergrub mein Gesicht in den Händen. Alex hatte ja keine Ahnung, was sie angerichtet hatte.
    »Also, wer ist er?«
    »Niemand«, sagte ich.
    »Ist es jemand, den du … magst ?«
    »Elyas, ich werde mit dir nicht über so etwas sprechen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es dich nichts angeht.«
    Er strich den Stoff seines Schlafsacks glatt. »Ich finde schon, dass mich das etwas angeht.«
    »Ach, und wie kommst du zu der Annahme?«
    »Na ja, wenn du hinter meinem Rücken mit jemandem E-Mails schreibst, dann geht mich das sehr wohl etwas an.«
    Mir blieb der Mund offen stehen. Hatte er gesagt » E-Mails schreiben« ?
    »Woher weißt du davon?«, platzte es aus mir heraus. Doch schon im nächsten Moment kannte ich die Antwort selbst: Alex!
    »Ich bringe sie um! Ich schwöre es, dieses Mal bringe ich sie um!« Die Frage war nur noch, wie es am schmerzvollsten wäre. Alle Haare einzeln rausreißen? Sie mit ihren eigenen Einkaufstüten erschlagen? Ich könnte ihr aber auch die Fingernägel abbrechen oder die Stimmbänder rausschneiden. Oder das Beste: Ich würde all diese Dinge miteinander kombinieren und ihr anschließend den Hals umdrehen.
    Ich senkte den Kopf und atmete schwerfällig aus. »Na los, Elyas, bring‘s hinter dich. Mach dich über mich lustig.«
    »Ich hatte nicht vor, mich über dich lustig zu machen.«
    »Ach nein?«
    »Nein.«
    »Und was erwartet mich stattdessen?«
    »Ich wollte nur wissen, ob du ihn magst.«
    »Warum interessiert dich das?«
    »Nur so …«
    Ich rollte die Augen. »Gibst du dann Ruhe?«
    Er nickte und sah in meine Richtung.
    »Ja, ich mag ihn.«
    »Sehr?«
    »Was sind das für blöde Fragen, Elyas?«
    »Das sind keine blöden Fragen«, entgegnete er. »Ich würde nur gerne wissen, ob es Sinn macht, dir noch weiter hinterher zu rennen.«
    »Das hat noch nie Sinn gemacht, aber das hat dich bisher auch nicht davon abgehalten.«
    »Also, magst du ihn sehr ?«
    Ich seufzte.
    »Ich mag ihn gerne. Mehr kann ich dazu nicht sagen, weil ich mich noch nie mit ihm getroffen habe. Bist du jetzt zufrieden?«
    »Fast.«
    »Was heißt, fast?«
    »Das heißt, dass ich mir nicht erklären kann, warum du jemanden, den du noch nie gesehen hast, mehr magst als mich.«
    »Ich mag so ziemlich jeden mehr als dich,

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