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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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an. Da war wieder dieses Gefühl in meinem Bauch, dieses leichte, dieses angenehm kitzelnde. Doch es erstarb schlagartig, als ein lautes, tiefes Grölen über den Zeltplatz tönte. Ich krallte mich an meinem Schlafsack fest. »Gibt es hier Bären?«
    »Ich habe keine Ahnung«, murmelte Elyas, und beide lauschten wir in die Ferne.
    »Nicht so laut!«, zischte eine weibliche Stimme.
    Sophie.
    Ich runzelte die Stirn.
    »Sorry, Baby, aber du machst mich einfach so scharf.«
    War das Andy gewesen? Für ein paar Sekunden herrschte Totenstille in unserem Zelt.
    »Ich muss zugeben, dass ich jetzt ein bisschen Angst vor Andy habe«, flüsterte ich.
    »Wenn ich daran denke, dass du mich in dieses Zelt schicken wolltest …« Er brach ab und schüttelte sich. Dann, mit ein paar Sekunden Verzögerung, fingen wir schließlich an zu lachen. Ein Pärchen wie Andy und Sophie war mir noch nie untergekommen. Einerseits stritten sie sich wie ein uraltes, ineinander eingefahrenes Ehepaar, anderseits waren sie voller Leidenschaft füreinander. Ich fragte mich, welche der beiden Seiten nach der Heirat wohl die Oberhand gewinnen würde.
    Elyas‘ und mein Lachen verstummte und wir verfielen erneut in ein Schweigen.
    »Tut es dir wenigstens ein bisschen leid?«, fragte er plötzlich.
    Ich blickte zu ihm. »Wovon sprichst du?«
    »Deine nette Einlage am See.«
    »Ach das«, kicherte ich. »Mann, war das schön. Dein Gesicht – göttlich.«
    »Das war nicht schön , das war fies. Du hast mich total auflaufen lassen.« Er spielte mit dem Reißverschluss seines Schlafsacks. »Ich meine, ich bin es ja gewohnt, ziemlich harsch von dir behandelt zu werden, aber das war noch viel heftiger als sonst. Ich dachte, du sprichst nie wieder ein Wort mit mir.«
    »Elyas«, sagte ich, »denkst du nicht, dass du ein bisschen übertreibst? Ich bin nicht so gemein zu dir, wie du tust. Und wenn ich es bin, dann hast du es auch verdient.«
    »Du bist nicht so gemein zu mir?«, wiederholte er mit hoher Stimme. »Emely, ich glaube, du hast keine Ahnung, wie gemein du manchmal bist. – Zugegeben, mit Sicherheit habe ich es hin und wieder verdient. Aber das am See war definitiv nicht fair.«
    War ich wirklich so schlimm, wie er behauptete?
    »Gut, das am See war vielleicht ein bisschen fies …«, räumte ich ein.
    »Ein bisschen ist gut!«
    »Meinetwegen«, seufzte ich, »dann eben ein bisschen sehr. Aber was willst du denn, ich hab mich doch schon entschuldigt.«
    »Du hast dich überhaupt nicht entschuldigt!«
    Oh, tatsächlich, jetzt wo er es sagte, fiel es mir auch auf. Ups!
    »Dann offiziell: Sorry. – Zufrieden?«
    »Ja, und wehe du machst so etwas noch mal.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und ich musste schmunzeln. Nach einer Weile kam mir noch etwas anderes in den Sinn.
    »Sag mal«, fragte ich, »warum hast du mich eigentlich nicht schon früher vor Nick gewarnt?«
    »Ich habe dich gewarnt«, sagte er. »Damals im Club. Soll ich dich daran erinnern, wie du mich ausgelacht hast?«
    Stimmt, es lag schon ein paar Monate zurück und wäre mir fast entfallen. » Du bist vielleicht zu naiv, um es zu merken, aber der Typ will dich nur ins Bett kriegen «, hallte mir seine einstige Warnung durch den Kopf.
    »Du kannst mir jetzt aber nicht ernsthaft übel nehmen, dich deswegen ausgelacht zu haben.«
    Er lachte. »Okay, in Anbetracht der damaligen Situation war deine Reaktion gerechtfertigt.«
    Damalige Situation? Wie meinte er das? Schließlich hatte sich doch nichts geändert, oder?
    Nein, natürlich hatte sich nichts geändert. Ich war nur wieder eine typische Frau, die überall zu viel hineininterpretierte.
    »Und was wäre passiert, wenn ich mich doch auf ihn eingelassen hätte?«
    »Dann hätten wir uns auf seiner Beerdigung wieder gesehen.«
    Für einen Scherz klangen seine Worte zu entschlossen, trotzdem zuckten meine Mundwinkel nach oben.
    Der Regen ließ allmählich nach und dank des Vollmondes, der durch die dünne Zeltplane schien, konnte ich Elyas’ Gesicht schemenhaft erkennen. Die Wange auf meinen verkreuzten Armen gebettet, lag ich auf dem Bauch. Elyas ruhte auf dem Rücken, den Blick ins Nichts gerichtet.
    Was ihm wohl durch den Kopf ging?
    Natürlich hätte ich das nie zugegeben, aber insgeheim mochte ich es, neben ihm zu liegen und seiner Stimme zu lauschen. Noch vorhin hatte er mir beschrieben, warum ihm das Klavierspielen so viel bedeutete und mich damit vollkommen fasziniert. Wenn er spielte, so hatte er gesagt, würde er seinen

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