Kirschroter Sommer (German Edition)
Emely …« Er faltete seine Hände. »Ich werde dich auch nicht anfassen. – Also, falls du möchtest, natürlich schon …«
»Du bist schlimmer als die Pest«, sagte ich und ließ mich zurück in den Schlafsack fallen. Was konnte ein Mensch alles ertragen? Wieso bekam ich nicht mal die Chance, ihn mir auszureden?
Genau das war es: Ich hatte schlicht und ergreifend keine Chance gegen ihn.
»Sag so was nicht«, meinte er zuckersüß.
»Ich sollte dich in den Regen schicken«, murmelte ich.
»Heißt das, du bringst mich nicht um?« Er klang skeptisch.
»Verdient hättest du’s.«
»Danke Emely, du hast wirklich was gut bei mir.«
»Mustang fahren?«, fragte ich und hob den Kopf.
Elyas lachte. »Netter Versuch!«
Ich grummelte und ließ den Kopf wieder sinken. Er nahm sich Alex‘ Schlafsack und startete den dreisten Versuch, ihn näher an meinen zu legen, doch unter meinem giftigen Blick schob er ihn augenverdrehend wieder zurück. Er schlüpfte hinein, steckte eine Hand unter seinen Kopf und sah schweigend mit mir gen Zeltdach.
»Nein, wirklich, Emely, egal was kommt, ich garantiere dir, auf jeden Fall in einem Zelt mit dir zu schlafen!«, äffte ich Alex’ Versprechen nach, das sie mir vor ein paar Tagen gegeben hatte. Auf Freunde war wirklich immer Verlass.
Nach nicht mal zehn Minuten gab es keinen Quadratmillimeter Luft mehr, der nicht nach ihm roch. Es war zum Verzweifeln, hatte er sich vorher extra noch parfümieren müssen?
»Und du bist dir absolut sicher, dass du keine Jungfrau mehr bist?«, durchbrach er die Stille.
Auch wenn ich ihn ein weiteres Mal gerne umgebracht hätte, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Anstelle ihm eine verbale Antwort zu geben, boxte ich ihn leicht in die Rippen.
»Schade …«
»Aber dann«, fuhr er gut gelaunt fort, »spricht ja eigentlich nichts dagegen.«
» Wogegen spricht nichts?«
»Dass du mit dem Rumkrampfen aufhörst und wir beide jetzt hemmungslosen Sex haben.«
»Konversation beendet, gute Nacht!« Ich drehte ihm den Rücken zu und hörte ihn lachen.
»Ach, komm schon, das war nur ein Scherz«, sagte er, was mich nur noch mehr verärgerte.
»Elyas, jetzt reicht’s!« Ich stützte mich auf meine Ellenbogen. »Sag mir, was wäre, wenn!«
»Was wäre, wenn was?«
»Was wäre, wenn ich sagen würde: Okay, Elyas, schlaf mit mir! Würdest du mich danach endlich in Ruhe lassen?«
Er legte den Kopf in den Nacken und dachte eine Weile nach. »Also erst mal«, sagte er, »habe ich mir das ein bisschen anders vorgestellt. › Okay, Elyas, schlaf mit mir‹ , finde ich dann doch ein wenig abgedroschen.«
Ich löste meine Ellenbogen und ließ mich wieder auf den Rücken fallen. Wie war ich nur auf die bescheuerte Idee gekommen, ihn das zu fragen?
»Eher hatte ich daran gedacht«, fuhr er fort, »dass ich nachts zu dir ins Zimmer schleiche, zu Eva laufe, sie hochhebe und aus dem Fenster werfe. Dann würde ich mich ganz vorsichtig zu dir ins Bett legen und gerade noch hören, wie du im Schlaf sehnsüchtig meinen Namen rufst. Und dann würde ich anfangen, deinen Hals zu küssen, während meine Hände langsam deinen Körper hinunter wandern …«
»Elyas!« Ich spürte, wie mein Kopf heiß wurde. »Frage – Antwort! Ist das zu viel verlangt?« Da er lange nicht reagierte, war es offenbar tatsächlich zu viel verlangt.
»Ich habe keine Ahnung, was dann wäre …«, seufzte er jedoch schließlich. »Wahrscheinlich würde ich dich für die nächsten drei Wochen nicht mehr aus meinem Bett lassen. Du hast meine Fantasie in den letzten fünf Monaten ziemlich angeregt, wenn du verstehst, was ich meine.«
Ich verschränkte die Arme. »Tolle Antwort, wirklich tolle Antwort.«
Elyas schwieg für einen Moment, während ich immer noch das Bild im Kopf hatte, wie er mit seinen Händen langsam meinen Körper hinunter wanderte …
Böses Bild!
»Was willst du denn hören?«, fragte er.
Unsanft landete ich auf dem Boden der Tatsachen. Gute Frage, was hatte ich eigentlich erwartet?
»Nichts …«, entgegnete ich und klang enttäuschter, als ich zugeben mochte. »Eigentlich wollte ich nur noch einmal die Bestätigung hören.«
»Die Bestätigung für was?«
»Die Bestätigung dafür, dass du ein Arsch bist.«
Er atmete hörbar ein und griff sich in die Haare. »Herrgott, Emely, du weißt genauso gut wie ich, dass du mich danach in der Hand hättest. Noch mehr, als du es ohnehin schon hast.«
Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und starrte ihn
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