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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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ich finde, dass du gut riechst?«
    Ich spürte einen wohligen Schauer über meinen Rücken wandern. »Elyas«, sagte ich, »lass das.«
    »Warum? Weil du es nicht hören willst oder weil du mir ohnehin nicht glaubst?«
    Ich antwortete nicht.
    Er atmete schwer, drehte sich auf die Seite und wandte sich mir zu. »Du wirst mir niemals etwas glauben, oder?«
    Ich blickte in seine türkisgrünen Augen, die auf einmal so nah wirkten und meine Handflächen feucht werden ließen. »Ich würde dir wirklich gerne glauben«, sagte ich und war überrascht von meiner eigenen Ehrlichkeit.
    »Und warum tust du’s nicht?«, flüsterte er.
    Weil es einfach nicht in meinen Kopf will, dass jemand wie du sich ernsthaft für mich interessieren soll …
    Ich schluckte das Kratzen in meinem Hals hinunter. »Ich weiß es nicht.«
    »Du vertraust mir nicht, stimmt‘s?« Seine Stimme klang dünn.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Emely«, flüsterte er. »Ich lüge dich nicht an. Was ich zu dir sage, meine ich so.« Er zögerte kurz, und fuhr fort. »Auch das vorhin am Lagerfeuer.«
    »Dass du der Meinung bist, ich wäre verklemmt?«
    Er lachte leise. »Nein. Ich meinte eher den Moment, als ich dir gesagt habe, dass ich dich mag … Um genau zu sein, hab ich dich sogar sehr gerne, Emely.« Ich spürte, wie sich alle Härchen meines Körpers gleichzeitig aufstellten.
    »Glaubst du mir das?«, fragte er.
    »Ich … Ich weiß nicht.«
    »Und wenn ich dir schwöre, dass es wahr ist?« Die samtweiche Klangfarbe seiner Stimme schien mich wie ein Nebelschleier zu umhüllen.
    »Ich …«, murmelte ich und nestelte an meinem Schlafsack. »Ich meine … Was willst du mir jetzt damit sagen?«
    Er sah mich eine Weile an.
    »Gib mir eine Chance, Emely … Nur eine«, flüsterte er.
    Schwester, wir brauchen den Defibrillator!
    Mein Puls setzte für ein paar Sekunden aus und das intensive Gefühl in meinem Bauch verstärkte sich.
    »Emely, was hast du denn zu verlieren, wenn du versuchst, mir Glauben zu schenken? Gib mir einfach die Chance, die du jedem einräumst. Gib mir die Chance, dir zu beweisen, dass du mir vertrauen kannst, und unterstell mir nicht bei allem, was ich tue oder sage, etwas Schlechtes. Gib uns die Chance, uns richtig kennen zu lernen. Mehr möchte ich gar nicht.«
    Was ich zu verlieren hatte?
    Nicht viel, nur eine völlig unbedeutende Kleinigkeit.
    Mein Herz.
    Ich blickte auf meine Hände. Elyas klang so aufrichtig, so ernst. Hatte ich vielleicht wirklich ein falsches Bild von ihm? Machte ich mir mit meinem ewigen Misstrauen selbst alles kaputt?
    Vielleicht … sollte ich zumindest versuchen , ihm zu glauben? Ihm die Chance geben, um die er mich so lieb gebeten hatte?
    So vieles sprach dafür, meine Angst aber hielt weiterhin dagegen. Trotzdem fällte ich schließlich eine Entscheidung, die mir nur sehr schwer über die Lippen ging.
    »Vermassle es nicht«, sagte ich.
    Ich konnte nur hoffen und beten, dass er auch nur annähernd wusste, wie viel Vertrauen ich ihm damit entgegen brachte. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und ich beobachtete, wie es nach und nach seine Augen erreichte. »Werde ich nicht«, flüsterte er, sanft aber entschlossen.
    Sein Blick war so durchdringend, dass ich wieder dieses unsichtbare Band spürte, gegen das ich machtlos war und das mich immer näher zu ihm zu ziehen schien, obwohl ich mich keinen Zentimeter bewegte.
    Ich nickte.
    »Können wir jetzt schlafen?«, fragte ich.
    »Natürlich«, lächelte er.
    »Also dann … Schlaf gut, Elyas.«
    »Träum was Süßes, Schatz.«
    Ich sah ihn noch einen Moment an, dann drehte ich mich auf die Seite und wandte ihm den Rücken zu.
    Schlafen …
    Wieso hatte ich von Anfang an geahnt, dass das niemals funktionieren würde? Schon seit über einer Stunde versuchte ich meinen Körper und meinen Geist zur Ruhe zu zwingen. Vergeblich.
    Ich hatte es sogar schon mit Schäfchen zählen probiert. Aber entweder hatten die Schafe hellbraune Haare, türkisgrüne Augen oder zarte Hände, die mich lieber massieren wollten, statt über die blöde Hürde zu springen.
    Im Gegensatz zu mir hatte Elyas den Weg in den Schlaf offenbar gefunden. Schon seit einer Ewigkeit hatte er sich nicht mehr bewegt. Der Regen hatte inzwischen nachgelassen und das einzige Geräusch, das die Stille erhellte, war Elyas’ leise und regelmäßige Atmung. Ich konnte nicht erklären, warum, aber ich empfand es als eins der schönsten Geräusche, die ich jemals gehört hatte. Nur einfaches Ein- und

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