Kirschroter Sommer (German Edition)
machen.
Ich jammerte, klappte meinen Laptop zu und stand mit gemischten Gefühlen von meinem Bürostuhl auf, um mich für die Arbeit fertig zu machen.
Was und ob er mir überhaupt antwortete, würde ich erst erfahren, wenn ich heute Nacht nach Hause kam.
KAPITEL 4
A walk in the Park
Alex stand vor dem Herd in ihrer großen Wohnküche und schnippelte Gemüse klein, das sie anschließend in eine Pfanne gab. Sie blickte über die Schulter zu mir. »Gibt es eigentlich etwas Neues von Luca? Hat er dir wieder geschrieben?«
Ich saß neben ihr auf dem freistehenden Küchenblock, baumelte mit den Beinen und klaute mir eine Karotte nach der anderen aus der Pfanne. Alex war so ziemlich die schlechteste Köchin, die es auf diesem Planeten gab. Doch leider hielt sie das nicht davon ab, es trotzdem zu tun.
»Hey!«, fauchte sie und wollte mir auf die Finger hauen, die ich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit brachte.
»Sobald du mit dem Salz in die Nähe der Karotten kommst, werden sie nicht mehr genießbar sein. Es ist also nur eine Rettungsaktion.« Ich reckte das Kinn und erntete einen bitterbösen Blick.
»Schon gut.« Ich verdrehte die Augen und vergrub die Hände in meinem Schoß. Sie nickte anerkennend und widmete sich wieder dem Gemüse.
»Wir schreiben uns die ganze Zeit hin und her«, kam ich auf ihre vorhin gestellte Frage zurück.
»Hast du inzwischen eine Idee, wer er sein könnte?«
»Nein«, sagte ich, »immer noch keinen blassen Schimmer.«
»Weißt du wenigstens, woher er dich kennt?«
»Ich weiß nur, dass er vierundzwanzig ist und auf eine andere Uni geht. Gelegentlich besucht er aber auf unserer einen Freund und dabei bin ich ihm wohl ein paar Mal über den Weg gelaufen. Der Freund kannte mich vom Sehen und so fand er meinen Namen heraus.« Ich zuckte mit den Schultern.
»Mann, jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!« Sie stellte das Messer hochkant auf das Holzbrett. Geduld mochte vielleicht eine Tugend sein, aber mit Sicherheit nicht die von Alex. Und ihr Informationen vorzuenthalten, grenzte in ihrer Welt an eine Straftat.
»Es gibt nicht viel zu erzählen«, seufzte ich. »Ich kenne ihn doch kaum.«
»Aber du findest ihn gut?« Sie hob eine Augenbraue und grinste verschwörerisch.
Ich zögerte eine Weile, bis meine Mundwinkel sich verselbständigten und sich zu einem Lächeln formten, das ich mir liebend gerne verkniffen hätte. »Sagen wir, er scheint ganz nett zu sein.«
»Das hört sich doch schon mal gut an«, sagte sie. »Und worüber unterhaltet ihr euch?«
»Über alles Mögliche.« Ich blies Luft durch meinen Mund. »Ziemlich allgemein gehalten, über unsere Interessen, Hobbys, Musik … Das Übliche eben.«
»Hat er dir schon ein Bild geschickt?«
»Na ja«, begann ich und sah zu Boden. »Nicht direkt.«
»Was heißt denn bitte ›nicht direkt‹?«
»So viel wie … Nein?« Meine Stimme nahm eine hohe Tonlage an, weil ich bereits ahnte, dass Alex keinerlei Verständnis aufbringen würde. Sie selbst hätte vermutlich gleich nach der ersten E-Mail ein Foto eingefordert. Und das zur Not mit Gewalt oder einer Polizeieskorte – je nachdem, was sich leichter hätte umsetzen lassen.
»Warum?«, fragte Alex mit eben diesem verständnislosen Unterton.
»Ich weiß nicht …«, sagte ich mit Blick auf das Laminat. »Er hat mir keins geschickt. Und irgendwie traue ich mich nicht, ihn darum zu bitten.«
Alex legte das Messer laut und demonstrativ zur Seite, ehe sie ihre Hände in die Hüften stemmte und mich ansah.
Mann, ihre Kinder taten mir jetzt schon leid.
»Emely!«, sagte sie. »Er kennt dich, aber du ihn nicht! Es wäre nur fair, wenn er dir ein Bild schicken würde. Also kneif deinen Arsch zusammen und frag ihn gefälligst!«
In gewisser Weise hatte sie ja Recht, aber …
Sie bemerkte mein Zweifeln, nahm einen tiefen Atemzug und versuchte nun mit mehr Nachsicht an ihre hoffnungslose Freundin heranzugehen.
»Stell dir mal vor, du triffst dich mit ihm und musst feststellen, dass er aussieht wie Yves Glockenburg.« Sie kicherte, und weil ich das überhaupt nicht witzig fand, erntete sie einen leichten Fußtritt von mir.
»Erstens«, zählte ich auf, »hieß er Sören Nordmann und nicht Yves Glockenburg. Und zweitens war er gar nicht so schlimm, wie du tust.«
»Machst du Witze?«, lachte sie. »Der Typ hat dich jedes Wochenende auf eine andere Star-Trek -Convention geschleppt und von einer verdammten Vulkanier -Hochzeit mit dir geträumt!«
Gut, wenn
Weitere Kostenlose Bücher