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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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Minuten ohnehin rapide gesunken ist, ziehe ich es sogar vor, mit ihr zu telefonieren, statt noch eine Minute länger hier zu bleiben.«
    »Und für wen koche ich dann bitte?« Sie stemmte die Hände in die Hüften.
    »Das frage ich mich allerdings auch«, grinste ich und sprang lässig von der Küchentheke, wobei ich vor lauter Lässigkeit ins Stolpern geriet und mit dem Kopf fast in den Kühlschrank rannte. Als wäre das nicht schon peinlich genug gewesen, musste dieser Idiot auch noch schadenfroh lachen.
    »Die Wohnungstür ist da vorne«, deutete er. »Oder haben wir einen versteckten Aufzug im Kühlschrank, von dem ich nichts wusste?«
    »Sehr witzig«, knurrte ich und spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Soll er doch seinen blöden Kopf in den Ofen stecken und schauen, ob dort ein Aufzug ist!
    Ich zupfte an meinen Klamotten und beschloss, dass es definitiv an der Zeit war, zu gehen. Verlegen verabschiedete ich mich von Alex, ignorierte den immer noch amüsierten Blödmann und trat den Weg zur Haustür an – dieses Mal der Richtigen.
    »Elyas, aber du isst doch wenigstens mit, oder?«, hörte ich Alex fragen und drehte mich noch einmal kurz zu den beiden um.
    »Oh«, kratzte er sich am Kopf. »Weißt du … Eigentlich habe ich keinen Hunger und außerdem … wollte ich gerade duschen.« Eiligen Schrittes verschwand er aus der Küche.
    Ganz offensichtlich war ich nicht die Einzige, die Alex‘ Kochkünste verschmähte. Guten Appetit , wünschte ich ihr gedanklich und verließ die Wohnung, um mich an den fünfstöckigen Abstieg zu machen. Bei der Hitze kein Spaß, aber trotzdem war runter eindeutig leichter als rauf, so viel war sicher.
    Als ich wenig später mein Wohnheim erreichte, überwand ich mich tatsächlich dazu, gleich meine Mutter anzurufen. Schließlich machte ich es mit dem ewigen Hinauszögern nur schlimmer. Es war besser, es endlich hinter mich zu bringen.
    Meine Mom war … Na ja, meine Mom eben. Sie war ein ziemlicher Fall für sich. Man konnte jedenfalls behaupten, dass ich es nicht gerade leicht mit ihr hatte und dass sie des Öfteren von meiner Gutmütigkeit profitierte.
    Während wir telefonierten, schaltete ich die meiste Zeit auf Durchzug und ließ sie ohne Unterbrechung von jeder ach so wichtigen Kleinigkeit, die sie unbedingt loswerden wollte, erzählen. »Wichtig« lag jedoch im Auge des Betrachters und hierbei hatten meine Mutter und ich schon seit jeher einen unterschiedlichen Blickwinkel. Trotzdem hielt ich tapfer durch und signalisierte ihr fälschlicherweise durch gut platzierte »Hms«, dass ich vom neuesten Dorftratsch nahezu überwältigt war und aufmerksam zuhörte.
    Nicht grundlos schob ich unsere Telefonate stets so lange wie möglich vor mir her oder rief dann an, wenn ich meinen Vater allein zu Hause vermutete. Mit ihm zu sprechen hatte so etwas herrlich Unkompliziertes an sich und allein das Hören seiner Stimme reichte oftmals aus, um mich selbst im größten Unistress zur Ruhe zu bringen.
    Es war nicht so, dass ich meine Mutter hasste. Im Gegenteil, im Grunde meines Herzens liebte ich sie. Aber Fakt war nun mal, dass sie ein äußerst anstrengender Mensch war und meine Nerven manchmal bis aufs Äußerste strapazierte.
    Unaufhaltsam ratterte sie weiter die Neuigkeiten ab, bis sie nach einer Stunde schließlich auf mich zu sprechen kam. Ich legte den Kopf in den Nacken, fasste mir mit Daumen und Zeigefinger zwischen die Augen und ließ mich von ihrem Fragenschwall bombardieren.
    »Ja, mir geht es gut.«
    »Ja, hier ist es heute auch sehr heiß.«
    »Hm.«
    »Nein, Mom.«
    »Nein wirklich nicht, Mom.«
    »Nein.«
    »Ja.«
    »Nein!«
    »Spinnst du, Mama? Die Professoren sind alle über fünfzig!«
    »Nein, da ist ganz sicher niemand für mich dabei!«
    »Nein, ganz sicher nicht!«
    »Mom!«, fuhr ich ihr ins Wort. »Hör jetzt gefälligst damit auf, mir einen Mann einreden zu wollen!«
    »Nein – du hast ein Problem damit, nicht ich!«
    »Nein, Alex hat auch keinen Freund.«
    »Ja, sie lebt noch.«
    »Mom! Hör auf, mich wahnsinnig zu machen!«
    »Es ist mir aber völlig egal, wessen Mutter du bei ›Backen für Afrika‹ getroffen hast!«
    »Ja, … ich weiß …«
    »Mit der Uni läuft alles bestens.«
    »Nein, ihr braucht mir kein Geld zu überweisen. Wie geht’s Papa?«
    »Verstehe«, lächelte ich. »Sag ihm schöne Grüße.«
    »Du, sei mir nicht böse, Mom, aber eigentlich wollte ich noch joggen gehen.«
    »Ja, ich will joggen gehen.«
    »So heiß ist es auch

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