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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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mir befand sich der Schreibtisch und mitten im Raum stand Eva. Ich war in meinem Bett – und hatte anscheinend nur geträumt.
    Kein Wort beschrieb, welche Erleichterung ich verspürte, auch wenn ich wegen des schrecklichen Albtraumes immer noch komplett durch den Wind war.
    Das Buch, über dem ich offenbar eingeschlafen war, war durch mein Aufschrecken zu Boden gefallen, und nur sehr verzögert hob ich es wieder auf. Je mehr ich realisierte, dass das gerade eben Erlebte überhaupt nicht in Wahrheit stattgefunden hatte, desto leichter fiel mir das Atmen. Erschöpft fuhr ich mir mit den Händen durchs Gesicht.
    Ging mir dieser Idiot jetzt schon in meinen Träumen nach? Mann, so ein Unterbewusstsein konnte echt eine unangenehme und vor allen Dingen penetrante Angelegenheit sein.
    »Schlecht geträumt?«
    »Kann man wohl sagen«, entgegnete ich, während Eva sich zu ihrem PC begab und ihn einschaltete. Weil ich nicht einschätzen konnte, wie spät es war, blickte ich auf den Wecker. 17:50 Uhr. Ich seufzte. Eigentlich hatte ich heute Nachmittag in die Stadt gehen wollen, um mir ein Buch zu kaufen. Ganz bewusst hatte ich mir diesen Tag herausgesucht, weil Alex mittwochs mehr Vorlesungen auf ihrem Plan stehen hatte als ich und es somit einfacher war, meinen kleinen Ausflug vor ihr geheim zu halten. Denn während Einkaufen für mich eine regelrechte Seuche war, war Alex dabei völlig in ihrem Element. Sie liebte es, stundenlang von Laden zu Laden zu schlendern, mich dabei hinter sich herzuschleifen und mir andauernd irgendeinen Mist unterzujubeln.
    Ich war diese Prozeduren so unendlich leid. Beim letzten Mal, als ich von ihr dazu genötigt worden war und irgendwann genug gehabt hatte, war ich in einem großen Laden zur Information gegangen und hatte sie mit den Worten » Die kleine Alex Schwarz möchte sich bitte umgehend zum Eingang begeben, weil die Mama sonst ohne sie nach Hause fährt «, ausrufen lassen. Als sie mit hochrotem Kopf genau fünf Minuten später dort eingetroffen war, konnte sie – im Gegensatz zu mir – überhaupt nicht über die Aktion lachen. Der blöde Blick, den ich von der Verkäuferin geerntet hatte und Alex‘ köstliche Schmach waren mir den Spaß definitiv wert gewesen.
    Ich besaß einfach nicht dieses berühmte Shopping-Gen. Einkäufe liefen bei mir so ab: Was brauche ich? Eine Hose! Also ging ich in einen Laden, suchte nach einer Hose, schickte alle Verkäufer zum Teufel, kaufte mir, was passend aussah, und ging wieder nach Hause. Es sei denn, es handelte sich um Bücher und CDs, denn in solchen Läden konnte ich mich stundenlang aufhalten.
    Ich schlug meine Decke zurück und schlürfte ins Badezimmer. Vielleicht war es doch noch nicht zu spät.
    Kaltes Wasser konnte Wunder bewirken, denn nach und nach wurde ich endlich wacher und erholte mich von meinem, wie ich inzwischen fand, völlig unbedeutenden und absolut nichts sagenden Albtraum. Ich ging zurück ins Zimmer, streifte mir meine Umhängetasche über, verabschiedete mich von Eva und verließ das Haus.
    Von einem ziemlich schwankenden Bus, der wie gewohnt zehn Minuten Verspätung hatte, ließ ich mich nach Berlin Mitte kutschieren und stieg direkt im Zentrum wieder aus. Ich schlenderte ein bisschen umher und fand nach einiger Zeit den kleinen Buchladen, indem ich bereits wenig später den gesuchten Roman in den Händen hielt. Ich stöberte noch eine Weile die Neuerscheinungen durch und warf Harry Potter, weil er mich an Elyas erinnerte, einen bitterbösen Blick zu.
    Mein zweites Ziel war ein kleiner Plattenladen, der sich in einer Seitenstraße befand und ziemlich ab vom Schuss lag. Da dies aber mein Lieblingsgeschäft war und man dort regelrechte Schätze ausgraben konnte, nahm ich den langen Weg dorthin jedes Mal gerne in Kauf.
    Unterwegs ließ ich meinen Blick über die vielen verschiedenen Schaufenster schweifen, doch keines davon schaffte es, meine Aufmerksamkeit länger als eine Minute für sich zu gewinnen. Erst als ich an einem Dessousladen vorbei kam, geriet ich ins Stoppen. Ich stellte mich vor die große Scheibe und bewunderte die schwarze Spitzenunterwäsche, die von einer blöden Schaufensterpuppe mit noch blöderen perfekten Maßen präsentiert wurde. Die Wäsche war ohne viel Glitzer, besaß eine dezente Verzierung und blieb trotz des edlen, leicht durchsichtigen Stoffes schlicht. Sie gefiel mir, und wenn ich an meine herkömmliche Unterwäsche dachte, die zwar nicht unbedingt an eine Oma erinnerte, aber unter dem Aspekt

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