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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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gekauft wurde, bequem zu sein, machte sich Wehmut in mir breit. Doch als ich auf das daneben stehende Preisschild schielte, gefroren meine Gesichtsmuskeln für einen Moment zu Eis. Ich müsste genau einhundertzwanzig Euro dafür hinlegen. Und das wahrscheinlich nur, um daheim festzustellen, dass die Wäsche an mir, im Gegensatz zu der Puppe, scheiße aussah.
    Aber diese kleinen, eingewebten Muster auf dem BH waren doch so schön … Und der feine Stoff fühlte sich auf der Haut bestimmt so weich an, wie er den Anschein machte …
    So langsam kam ich mir wie ein kleines Kind vor, das sich an der Scheibe vom Süßwarenladen die Nase platt drückte. In meinen Zwiespalt floss allerdings bald eine entscheidende Frage mit ein: Wozu brauchte ich schöne Unterwäsche? Außer mir würde sie wahrscheinlich ohnehin niemand zu Gesicht bekommen, was mir auf der einen Seite zwar irgendwie lieber war, aber den Kauf auf der anderen Seite relativ unnötig machte.
    Eigentlich wollte ich diesen Namen überhaupt nicht in meine Entscheidung mit einbeziehen, aber unwillkürlich schoss mir Luca in den Kopf. Ob sich zwischen uns etwas entwickeln würde, stand immer noch in den Sternen. Doch was wäre, wenn ? Dieser Punkt sprach eindeutig für die Unterwäsche, auch wenn es irgendwie albern war, eine E-Mail-Bekanntschaft als möglichen, zukünftigen Freund in Betracht zu ziehen.
    Gut, die Unterwäsche würde er frühestens nach einem Jahr Beziehung zu Gesicht bekommen. Diese Zeit bräuchte ich nämlich, um die Sicherheit zu haben, dass er mich mit den Mails auch wirklich nicht hatte verarschen wollen. Aber was man hatte, das hatte man. Und Stoff wurde schließlich nicht schlecht.
    Ob es Luca eigentlich genauso peinlich wie mir war, mit seinen vierundzwanzig Jahren eine Internetfreundin zu haben? Er machte nicht unbedingt den Eindruck, aber ich nahm mir vor, ihn demnächst danach zu fragen. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, die Unterwäsche … Sollte ich oder sollte ich nicht? Hundertzwanzig Euro waren wirklich viel Geld für mich. Anderseits leistete ich mir so gut wie nie etwas …
    Auf einmal war mir, als hätte ich eine kleine Alex auf der Schulter sitzen, die dem Teufel seinen Job abspenstig machte und mir ins Gewissen redete. »Was überlegst du noch? Kauf dir gefälligst diese geile Unterwäsche! Bücher und CDs kann man schließlich nicht anziehen! Und außerdem, worauf willst du warten? Dass Sören Nordmann wieder kommt?«
    Ich machte große Augen, steuerte nach dem letzten, bösartigen und nahezu gemeingefährlichen Argument geradewegs auf die Tür zu und betrat ohne auch nur eine einzige Sekunde darüber nachzudenken den Laden. Mein Plan war, die Unterwäsche zu suchen, die richtige Größe zu finden und zu bezahlen, was ich, obwohl die Verkäuferin mich penetrant von einer Anprobe überzeugen wollte, auch schaffte.
    Ich hatte mich einmal in meinem Leben von einer Verkäuferin in einem ähnlichen Geschäft zu einer Anprobe bequatschen lassen – und was war das Ende vom Lied gewesen? Ich hatte oben ohne in der Umkleidekabine gestanden und mir gerade den Slip von den Beinen gestreift, als plötzlich ihr Kopf durch den Vorhang geschossen war und mich fragte: »Na, passt die Wäsche?«
    Das. War. Nicht. Lustig!
    Seitdem mied ich jegliche Form von Umkleidekabinen. Ich hatte definitiv so etwas wie eine Schamgrenze und vor einer Verkäuferin nackt herum zu hüpfen, überschritt diese ganz gewaltig.
    Mit einer weißen Tüte, in der sich mittlerweile das Buch und eine völlig überteuerte Unterwäsche befanden, trat ich zurück auf die Straße und setzte meinen Gang fort. Als ich zehn Minuten später den Plattenladen erreichte, stürzte ich mich förmlich auf die Regale und verbrachte gefühlte Stunden dort. Nach einer Weile stach mir schließlich eine CD ins Auge, die mich wegen der angegebenen Stilrichtung sofort neugierig machte. Die Band nannte sich »Skindred« und die Musik war eine Mischung aus Reggae und Metal . Weil ich etwas Ähnliches noch nie zuvor gehört hatte, mir aber einiges davon versprach, legte ich sie ohne Umwege auf den Verkaufstresen und bezahlte.
    Als ich wieder einen Fuß nach draußen setzte, war es bereits dämmrig geworden und die Straßenlaternen hell erleuchtet. Mit meiner Tüte in der Hand schlenderte ich wieder Richtung Bushaltestelle, da hörte ich plötzlich hinter mir jemanden meinen Namen rufen. Die Stimme war mir irgendwie bekannt und als ich mich erschrocken umdrehte, wusste ich auch wieder, wem

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