Kirschroter Sommer (German Edition)
Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er wohl der einzige, der begriff, wie wenig begeistert ich über das unangemeldete Auftauchen der drei war. Trotzdem setzte er sich auf den freien Stuhl neben Alex.
Tja, so ein Pech – fünf Leute, vier Stühle … Für wen da wohl keiner mehr übrig war …
Doch ich hatte Elyas unterschätzt und verschränkte missmutig die Arme vor der Brust, als er sich vom Nachbartisch höflich einen Stuhl borgte. Er lächelte mich an, platzierte ihn dicht an meine freie Seite und setzte sich.
»Na, Schatz?«, begrüßte er mich und beugte sich gefährlich nahe zu mir herüber. Als seine Lippen kurz davor waren, meine Wange zu berühren, rückte ich mit meinem Stuhl laut ein Stück von ihm weg. Mit einem Blick, der ihm sagte, dass er sogleich die Leiden eines Eunuchen nachempfinden könnte, wenn er das noch einmal versuchte, fixierte ich ihn. Doch es prallte an ihm ab, als wäre er mit einer Schicht aus Teflon überzogen und so rutschte er kurzerhand mit einem Funkeln in den Augen auf und quetschte mich regelrecht zwischen sich und Domenic ein.
Ich knurrte in mich hinein und wartete eigentlich nur noch darauf, dass er seinen Schwanz, für den offensichtlich angestrebten Vergleich zwischen Domenic und ihm, auf den Tisch legen würde. Als er mich ein weiteres Mal schief anlächelte und schließlich auch noch seinen Arm auf meine Stuhllehne legte, wurde es mir endgültig zu viel. »Willst du mich jetzt vielleicht auch noch anpinkeln, um dein Revier zu markieren?« Ich kniff die Augen zusammen und schubste seinen Arm von der Lehne.
Elyas lachte leise. »Nein, eigentlich hatte ich das nicht vor.«
Zwar behielt er seinen Arm nun bei sich, trotzdem galt ihm weiterhin mein grimmiger Blick. Dann beschloss ich mit einem genervten Seufzen, den Zuwachs einfach zu ignorieren.
»Also Domenic«, sagte ich und wandte Elyas die kalte Schulter zu, »wo waren wir stehen geblieben?«
Wie sich herausstellte, bei dem Thema Musik und wir griffen es genau dort wieder auf, wo wir es gezwungenermaßen fallen gelassen hatten. Nach außen hin tat ich souverän, sprach munter mit Domenic weiter, doch innerlich war ich genau das Gegenteil davon. Mir war die ganze Situation einfach viel zu eng. Ich verkrampfte mich regelrecht auf meinem Stuhl und hasste es, wenn Elyas mit seinem Bein hin und wieder meins streifte. Aber weil das aus üblichen kleinen Bewegungen heraus geschah und daher eher unbeabsichtigt wirkte, konnte ich es ihm leider nicht zum Vorwurf machen und verkniff mir einen Kommentar.
Alex und Sebastian verfielen derweil ebenfalls in ein Gespräch, und auch wenn es anfangs noch leicht gehemmt wirkte, schien es sich mit der Zeit immer mehr aufzulockern. Elyas lauschte größtenteils meiner Unterhaltung mit Domenic, hielt sich selbst aber glücklicherweise raus.
»Du spielst in einer Band?«, wiederholte ich erstaunt Nicks Worte.
»Ja. Ich bin Drummer.«
»Und was ist eure Stilrichtung?«
»Hauptsächlich würde ich es als Rock bezeichnen, wobei auch ein bisschen Grunge , Punk und Electric mit einfließen«, antwortete er und schien meine Reaktion genauestens zu beobachten. »Es ist aber kein großes Ding«, fuhr er fort. »Wir hatten erst zwei kleine Gigs; ansonsten finden unsere Auftritte im Probenraum statt.«
»Ich würde sagen, dass zwei Gigs wesentlich mehr sind, als die meisten Garagenbands vorweisen können«, sagte ich.
»Es werden sogar bald drei sein«, lächelte er daraufhin viel versprechend. »Aber das genaue Datum steht noch nicht fest.«
»Oh, wenn du mehr weißt, musst du mir Bescheid geben. Ich würde gerne kommen.«
Gut, es würde mich zwar tatsächlich interessieren, weil ich für Rockmusik immer offen war, aber eigentlich diente das hauptsächlich als Dämpfer für Elyas.
»Klar gebe ich dir Bescheid, allerdings kann es noch ein bisschen dauern«, entgegnete er und zwinkerte mir zu.
»Dir ist aber schon klar, dass du mir dann die Drumsticks zuwerfen musst?«
Er lachte und nickte. »Ich glaube, du wirst auch die Einzige sein, die sie ernsthaft haben möchte.«
»Reden wir nach dem Konzert noch mal darüber, wenn ich zehn Kratzspuren von anderen Tussis im Gesicht habe«, scherzte ich und fragte mich im Nachhinein, was verdammt noch mal mit mir los war. Noch ein paar Bemerkungen dieser Art und er dachte bestimmt, dass ich auf ihn stand, was rein gar nicht der Fall war.
»Ich glaube, du kannst unbesorgt sein.« Er grinste, nippte noch mal von seinem Getränk und erhob sich
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