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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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nahm er seine Hand hinzu und wühlte in der Tüte herum.
    Ich hatte verloren. Endgültig hatte ich verloren. Einen tiefen Atemzug nehmend, wartete ich auf den erniedrigenden Moment, in dem er meine neu erworbene Unterwäsche dem ganzen Tisch präsentieren würde. Diese Szene ginge mit Sicherheit in die Top Ten der peinlichsten Augenblicke meines Lebens ein. Und es wäre keine jener Geschichten, über die man nach zehn Jahren wieder lachen könnte. Was Elyas tat, war einfach nur gemein.
    Als er ganz dem Anschein nach die Unterwäsche als solche identifiziert hatte, sah er über seine Schulter hinweg zu mir und zog frech eine Augenbraue nach oben. »Bring’s hinter dich, Arschloch«, antwortete ich innerlich und schwor mir, nie wieder im Leben ein Wort mit ihm zu reden.
    Beinahe zeitlupenartig verfolgte ich, wie Elyas‘ Hand im Inneren der Tüte einen Gegenstand umgriff und ihn langsam ans Tageslicht beförderte. Weil ich mir meinen eigenen gesellschaftlichen Untergang nicht mit ansehen wollte, schloss ich die Augen und wünschte mir, vom Erdboden verschluckt zu werden. Sekunden des Zitterns verstrichen. Und dann kam auf einmal alles ganz anders.
    »Wegen einem Buch und einer CD machst du so einen Aufstand?«
    Ruckartig öffneten sich meine Augen und mein Kopf schoss in seine Richtung. Er schenkte mir ein kurzes, verführerisches Lächeln, ehe er einen inspizierenden Blick auf die CD in seinen Händen warf. »Ich kenne die Band; ich hab mir die CD selbst erst vor kurzem geholt«, sagte er, bevor er sie wieder zu dem Buch und der Wäsche in die Tüte steckte. »Emely Schatz, ich wusste ja gar nicht, dass du einen so guten Musikgeschmack hast.«
    Ich wich seinem Blick aus, antwortete nicht und griff stattdessen nach der Tüte. Abermals zog er sie ein Stück zurück, ehe er sie mir endlich und grinsend überließ. Bei der Übergabe jedoch streichelte mir der Blödmann über die Finger, und das so was von absichtlich! Ich grummelte, entzog ihm die Hand und knüllte hektisch die Tüte zusammen, um sie anschließend unter dem Tisch verschwinden zu lassen. Damit kein weiterer Idiot auf die gleiche dumme Idee wie Elyas kommen konnte, presste ich sie fest zwischen meine Fußknöchel und lockerte diese Haltung auch für den gesamten Rest des Abends keine Sekunde mehr.
    Auch wenn mir Elyas das Schlimmste erspart hatte, so war mir dennoch allein schon im höchsten Maße unangenehm, dass ausgerechnet er meinen Einkauf hatte sehen müssen. Und die Tatsache, dass seine Blicke nach diesem Vorfall noch viel intensiver auf mir ruhten als ohnehin schon, ließ meine Laune nicht gerade besser werden. Ich ignorierte ihn, versuchte ihn wie mit einem dicken Radiergummi aus meiner Realität rauszulöschen. Hatte ich ihm zuvor die kalte Schulter gezeigt, so zeigte ich ihm jetzt die Minus achtzig Grad Trockeneis-Schulter. Trotzdem, und das machte mich wahnsinnig, bemerkte ich plötzlich, wie er sich zu mir herüber beugte. Wegen der Enge war es mir nicht mal möglich ihm auszuweichen und so verkrampfte ich die Arme vor dem Bauch, als sein warmer Atem auf meine Haut traf. Leise flüsterte er mir ins Ohr: »Ich hoffe, du bist dir im Klaren darüber, dass ich allein von der Vorstellung, du würdest diese Unterwäsche tragen, nie wieder ein Auge zumachen kann …«
    Von seiner Stimme und seinen Worten lief mir ungewollt ein Schauer über den Rücken und ich spürte, wie meine Ohren zu glühen anfingen. Es ärgerte mich, so auf ihn zu reagieren und es ärgerte mich noch mehr, dass es Elyas nicht entging.
    »Und ich hoffe«, fauchte ich leise zurück, » du bist dir im Klaren darüber, dass du nie wieder ein Auge aufmachen wirst, wenn du so etwas noch einmal tust!«
    Er lächelte mich an und ein Funkeln trat in seine türkisfarbenen Augen, als er sich langsam wieder zurück lehnte.
    Wie ich diesen Typen hasste!
    Mein Versuch, ihn wegzuradieren, funktionierte nicht im Geringsten. Elyas war keine dünne Bleistiftlinie, die man mal eben löschen könnte, nein. Elyas war schwarze Tinte, die sich in mein Leben saugte wie in trockenes Papier. Und weil ich mich nach einer halben Stunde noch immer nicht wohler fühlte, beschloss ich, den Abend für mich zu beenden und nach Hause zu gehen. Alex wirkte ein bisschen betrübt, aber da ich mich von meinem Vorhaben nicht abbringen ließ, wünschte sie mir schließlich einen guten Heimweg. Elyas versuchte sich natürlich aufzudrängen, in dem er mich fahren wollte, aber das konnte er so was von vergessen. Keine

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