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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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geprallt. Deine Mutter wurde einklemmt und konnte nur bedingt von den Sanitätern behandelt werden, bis die Feuerwehr eintraf. Carla musste regelrecht aus dem Fahrzeug geschnitten werden.«
    Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, was er da sagte und wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel.
    »Eine Metallstrebe hatte sich verbogen und ihren Oberkörper durchbohrt, wie ein Wunder aber alle lebenswichtigen Organe verfehlt. Trotzdem hat sie sehr viel Blut verloren und der Schockzustand des Körpers nach einem Unfall ist ebenfalls nicht zu unterschätzen.«
    Ich starrte auf das leicht lädierte und von Schürfwunden gezeichnete Gesicht meiner Mutter.
    »Eine Weile sah es sehr kritisch aus«, fuhr Ingo fort. »Vor allem, weil sie nicht schnell genug Hilfe bekommen konnte. Aber nachdem sie befreit war, wurde sehr schnell reagiert.
    »Die Operation verlief positiv und es traten keinerlei Komplikationen auf. Es wird sicher eine Weile dauern, bis sie wieder auf den Beinen ist, aber sie wird wieder ganz die Alte werden.« Ich hörte ein Lächeln in seiner Stimme und sah zu ihm auf. Kein Wort der Welt hätte ausdrücken können, wie dankbar ich war. Wie dankbar ich all jenen Menschen war, die in dieser Nacht um das Leben meiner Mutter gekämpft hatten.
    »Ich … Ich … weiß gar nicht, was ich sagen soll«, stammelte ich, doch Ingo zwinkerte mir zu. »Du brauchst überhaupt nichts zu sagen, Emely.«
    Nein, so einfach war das nicht. Das starke Bedürfnis formte sich in meinem Hals zu einem Kloß zusammen, aber die richtigen Worte wollten mir nicht einfallen. Stattdessen blitzte mein Vater in meinen Gedanken auf. »Was ist mit Karsten? … Wie geht es ihm?«
    »Die Fahrerseite hat glücklicherweise nur wenig abbekommen. Trotzdem wurde bei dem starken Zusammenprall sein rechtes Bein zweimal gebrochen und auch mehrere Rippen.
    Bei ihm bestand zu keiner Zeit Lebensgefahr, aber wegen des Schocks liegt er diese Nacht noch in einem Überwachungszimmer. Morgen, beziehungsweise heute Früh, wird er auf die normale Station verlegt.«
    »Kann ich zu ihm?«
    »Es ist besser, du lässt ihn schlafen, Liebes. Ihm geht es gut. Ich glaube, deine Mutter braucht dich jetzt dringender. Aber falls du möchtest, kann ich mich noch mal nach ihm umsehen.«
    »Ja, bitte.«
    »Kein Problem«, lächelte er. »Möchtest du dich setzen?«
    »Ich … Ich weiß nicht.«
    Er hingegen schien zu wissen, denn er lief an das andere Ende des Raumes und holte einen Stuhl, den er neben das Bett stellte. »Setz dich. Ich werde mit der Schwester reden und arrangieren, dass du heute Nacht hier bleiben kannst.« Weil ich augenblicklich einen ganz intensiven Drang verspürte, ließ ich die Hand meiner Mutter los und fiel Ingo um den Hals. Ich schluchzte. »Womit habe ich euch nur verdient?« Und damit meinte ich ausnahmsweise die gesamte Familie Schwarz. Einschließlich des Mitglieds, von dem ich mir immer gewünscht hatte, es würde überhaupt nicht existieren.
    Ingo geleitete mich auf den Stuhl und beugte sich mit einem Lächeln zu mir herunter. »Emely, du gehörst quasi zu unserer Familie und das wird auch immer so bleiben«, sagte er mit seiner rauen Stimme und drückte mir einen leichten Kuss auf die Stirn. »Du wirst jetzt sicher mit deiner Mutter allein sein wollen«, sagte er dann. »Wenn du etwas brauchst, findest du mich in dem Zimmer gegenüber, in Ordnung?«
    Ich nickte.
    »Ich werde einmal in der Stunde vorbeikommen und nach deiner Mutter sehen«, versprach er und legte kurz die Hand auf meine Schulter, ehe er sich Richtung Tür begab.
    »Vielen Dank, Ingo«, rief ich ihm nach.
    Kaum waren wir alleine, schob ich den Stuhl ganz nah an das Bett meiner Mutter heran. »Mama«, flüsterte ich und umschloss ihre Hand. Sie sah so gebeutelt, so mitgenommen aus, und doch gleichzeitig so friedlich, als würde sie nur ein Nickerchen machen.
    Ich saß einfach nur da und sah sie an. Meine Nerven waren am Ende. Erst die Schreckensnachricht, dann die langen Stunden der Ungewissheit, das Hoffen und Bangen, um nun letztendlich neben ihr zu sitzen, zu wissen, dass alles noch einmal gut gegangen war. Mit der Angst im Herzen, dass vielleicht doch noch etwas schief gehen könnte.
    Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er von einer dicken Schicht Watte umgeben, alles drang nur noch gedämpft zu mir durch. Dennoch wollte das Gefühlschaos in mir nicht zur Ruhe kommen.
    Mit den Fingerspitzen streichelte ich ihr Gesicht und versuchte zu realisieren, was passiert war.
    Mein

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