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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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meiner Mom. Einerseits wollte ich sie keine Sekunde allein lassen, anderseits wünschte ich mir mindestens genauso sehr, meinen Vater zu sehen.
    »Geh nur«, lächelte sie.
    »Bist du sicher?«
    »Na los«, sagte sie, woraufhin ich aufstand und ihr einen Kuss auf die Wange drückte. »Ich bin bald zurück«, versprach ich. Sie nickte und ich schritt auf die Tür zu, bis ich von Ingo gestoppt wurde.
    »Willst du nicht wissen, wo er liegt?«, schmunzelte er.
    »Oh«, machte ich und wurde rot. »Könnte von Vorteil sein.«
    »Ein Stockwerk tiefer, Zimmer 156.«
    »Danke! Ach ja, und grüß Alena noch ganz lieb von mir«, bat ich ihn, winkte den beiden zu und bog auf den großen Flur, über den ich bereits heute Nacht mit Ingo gelaufen war. Nach kurzer Suche fand ich den Aufzug wieder und fuhr mit ihm ein Stockwerk tiefer, wo ich nach der richtigen Zimmernummer suchte. Als ich fündig wurde, blieb ich davor stehen und klopfte.
    »Herein«, hörte ich die Stimme meines Vaters und musste lächeln.
    »Mein Schatz«, strahlte er mich an, als ich eintrat.
    »Papa!« Ich stürzte förmlich aufs Bett zu und fiel ihm um den Hals. Er erwiderte meinen Ausbruch und obwohl ich mich wirklich bemühte vorsichtig zu sein, hörte ich ihn ein paar gequälte Laute von sich geben.
    »Wie geht’s dir?«, fragte ich und richtete mich auf.
    »Ach …«, stöhnte er und winkte ab. »Ich komme um vor Langeweile und ans Bett haben sie mich auch noch gefesselt.« Wenig begeistert deutete er auf seinen dicken Gipsfuß.
    »Wenn du schon wieder nörgeln kannst, geht es dir offenbar besser als erwartet.« Ich zog eine Augenbraue nach oben.
    »Alles halb so wild«, sagte er. »Wie geht es Mama? Ingo war vorhin hier und hat mir von ihren Verletzungen erzählt. Du warst die ganze Nacht bei ihr, hab ich gehört.«
    »Sie ist noch ziemlich schwach und scheint mehr Schmerzen zu haben, als sie zugeben will. Es wird noch sehr lange dauern, bis sie wieder gesund ist. Aber zumindest geht es ihr schon gut genug, um über meine Hochzeit zu sprechen.«
    Papa lächelte und schüttelte den Kopf. »Das ist nicht wahr, oder?«
    Ich seufzte. »Doch, jedes einzelne Wort.«
    »Ich glaube, dann stehen die Chancen auf eine Genesung nicht schlecht.«
    Dem konnte ich nur beipflichten. Ich nahm seine Hand und setzte mich auf seinen Bettrand.
    »Du siehst fertig aus, Emely«, sagte er. »Vielleicht solltest du erst einmal nach Hause gehen und dich ausschlafen.«
    »Dad, es gibt jetzt nichts Wichtigeres als euch«, antwortete ich. Ich dachte nicht im Traum daran, nach Hause zu gehen.
    »Du bist und bleibst ein unverbesserlicher Dickkopf«, seufzte er.
    »Tja, das sind eure schlechten Gene.«
    »Scheint so«, antwortete er. »Weißt du eigentlich, wer vorhin hier war?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Ingos Sohn, Elyas.«
    »Tatsächlich? Er war auch bei dir gewesen?«
    »Ja, ich war selbst ganz erstaunt. Ich habe auch zweimal hinsehen müssen. Es liegt bestimmt schon vier, fünf Jahre zurück, dass ich ihn zum letzten Mal gesehen habe.« Er sinnierte vor sich hin. »Jedenfalls hat er mir einen Krankenbesuch abgestattet und mir erzählt, dass du total unter Schock gestanden hast.«
    »Ach … Er übertreibt.«
    »Den Eindruck hat er nicht gemacht. Emely, es tut mir so leid, was du durchmachen musstest.«
    »Ich?«, fragte ich. » Ihr hattet einen Unfall, falls ich dich daran erinnern darf. Es geht hier nicht um mich.«
    »Du weißt doch, wie ich das meine …«
    Ich warf mich ein weiteres Mal in seine Arme. Ich war von Kopf bis Fuß mit Wärme erfüllt und einfach nur überglücklich, meine Eltern lebendig wieder zu haben. Dieser Moment war unbezahlbar .

KAPITEL 13
    Neustadt
    Ich lag auf meinem Bett und ließ den Blick durch mein altes kleines Zimmer schweifen, in dem sich überhaupt nichts verändert hatte. Immer noch der gleiche Schreibtisch, der gleiche zweitürige Kleiderschrank und dieselbe dunkelrote Couch. Ich hatte meine halbe Kindheit und Jugend in diesen vier Wänden verbracht und sowohl gute als auch schlechte Erinnerungen davon zurückbehalten. Doch auf eine seltsame Weise schien das inzwischen alles sehr weit weg. Zum ersten Mal spürte ich, wie sich Vergangenheit anfühlte.
    Seit drei Wochen war ich bereits hier. Neustadt – ein Kaff mit fünftausend Einwohnern und einem Supermarkt, in dem man Waren kaufen konnte, die das Haltbarkeitsdatum um ein Jahr überschritten hatten. Das war die einzige Touristenattraktion, die dieses Dorf zu bieten hatte.
    Es war mir

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