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Kishons beste Familiengeschichten.

Kishons beste Familiengeschichten.

Titel: Kishons beste Familiengeschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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seine Mutter ein:
    »Laß ihn doch nur ein einziges Mal gewinnen, um Himmels willen«, flüsterte sie mir zu. »Du mußt auf seine Selbstachtung Rücksicht nehmen. Wer weiß, was für seelischen Schaden du ihm zufügst, wenn du immer gewinnst…«
    Ich unternahm eine übermenschliche Anstrengung, um seine Selbstachtung zu steigern. Immer wenn einer seiner Pélés den Ball gegen mein Tor trieb, holte ich meinen Tormann höflich aus dem Weg, nur um meinem armen, mißhandelten Kind eine Chance zu geben, mir wenigstens einmal ein Tor zu schießen. Aber woher denn. Er kann sehr gut kopfrechnen, aber er wird wohl nie imstande sein, einen hölzernen Ball selbst in ein Tor zu treiben.
    Angesichts solcher Unfähigkeit verfiel ich auf den verzweifelten Ausweg, mir ein Eigengoal zu schießen. Ich drehte die Kurbel meines Mittelstürmers… der Ball sprang an die Querstange… sprang zurück… und rollte langsam und unaufhaltsam in Amirs Tor.
    Neuerliches Geheul war die Folge und wurde von einem hemmungslosen Wutausbruch abgelöst. Der leicht erregbare Knabe packte das Tischfußballspiel, schleuderte es zu Boden, mitsamt allen Querstangen, Spielern und dem Holzball.
    »Du willst mich nicht gewinnen lassen!« brüllte er. »Das machst du mit Absicht!«
    Ich hob das verwüstete Spielfeld auf und installierte es behutsam auf dem Tisch. Dabei merkte ich, daß drei meiner Spieler ihre Köpfe verloren hatten und nur noch halb so groß waren wie zuvor.
    »Jetzt hast du mir die Mannschaft zerbrochen«, sagte ich. »Wie soll ich mit diesen Stürmern weiterspielen? Sie kippen ja um und können den Ball nicht weitertreiben.«
    »Macht nichts.« Mein eigen Fleisch und Blut blieb ungerührt. »Spielen wir trotzdem weiter.«
    Und in der Tat: Kaum hatten wir das Match wiederaufgenommen, drückte Amir aufs Tempo und gewann allmählich die Oberhand. Ich mochte meine verkürzten Spieler drehen und wenden, wie ich wollte – sie waren zu Statisten verurteilt. Auf Amirs Seite hingegen wanderte der Ball unbehindert von Bloch zu Pélé, von Pélé I zu Pélé II – und endlich – endlich – ich hob sicherheitshalber das eine Ende des Tisches ein wenig hoch – endlich landete der Ball in meinem Tor.
    »Hoho!« Aus Amirs Siegesruf klang unverhohlener Triumph. »Tor! Tor! 1: 0 für mich! Ich hab dich geschlagen! Hoho! Ich bin der Sieger…«
    Am nächsten Tag waren alle meine Spieler kopflos. Ich hatte sie geköpft. Für die Hebung des Selbstbewußtseins meines Sohnes ist mir nichts zu teuer.

Klepto-Philatelie
     
     
     
    Vor etwa einer Woche begann mir aufzufallen, daß ich keine Briefe mehr bekam. Ich glaubte zuerst, daß ein Postnovize die Briefe nach einem neuen, geheimnisvollen Schlüssel zustellte. Gestern entdeckte ich durch Zufall die wahre Ursache. Als ich zu ungewohnter Stunde das Haus verließ, sah ich einen minderjährigen Angler, den Sohn der im Nebenhaus lebenden Familie Ziegler, wie er mit zwei zarten Fingern in den Schlitz meines Briefkastens fuhr und gleich auf den ersten Griff drei oder vier Briefe hervorzog. Bei meinem Anblick ergriff er die Flucht.
    Ich begab mich ebenso schnurstracks wie wutschnaubend zu Herrn Ziegler, der bereits an der Schwelle seines Hauses stand.
    »Was los?« fragte er.
    »Herr!« schleuderte ich ihm entgegen, »Ihr Sohn stiehlt meine Briefe!«
    »Er stiehlt keine Briefe. Er sammelt Briefmarken.«
    »Wie bitte?«
    »Hören Sie«, holte Herr Ziegler aus. »Ich lebe mit Gottes Hilfe seit dreiunddreißig Jahren in diesem Land und habe einiges geleistet, wovon nur sehr wenige Menschen wissen, darunter ein paar Minister. Ich spreche aus Erfahrung. Und ich sage Ihnen: heutzutage ist es nicht mehr der Mühe wert, Briefe zu bekommen.«
    »Und wenn einmal ein wichtiger Brief dabei ist?«
    »Wichtig? Was ist schon wichtig? Ist die Steuervorschreibung wichtig? Ist eine Gerichtsvorladung wichtig? Ist es wichtig, was Ihre amerikanischen Verwandten Ihnen schreiben? Glauben Sie mir: es gibt keine wichtigen Briefe.«
    »Entschuldigen Sie, aber – «
    »Mein Bruder war Karate-Trainer in der Armee und bekam plötzlich einen Brief mit der Nachricht, daß er als Gesandter nach Sansibar zu gehen hätte. Er gab ein Vermögen für neue Garderobe aus und las eine Menge Bücher, um sich über seinen neuen Wirkungsbereich zu informieren. Nach einer Woche stellte sich heraus, daß es sich um einen Irrtum handelte, und jetzt arbeitet er als Rausschmeißer in der ›Sansi-Bar‹. Nur damit Sie wissen, was ein wichtiger Brief ist,

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