Kismet Knight
ließ ihm ein paar Sekunden Zeit, um sich zu sammeln.
»Das freut mich – vielleicht finden wir noch mehr Anlässe, bei denen Sie es tun können. Und vielen Dank dafür, dass Sie mir erzählt haben, was Devereux sagt. Ich bin froh, mir sichersein zu können, dass mir in Ihrer Gegenwart keinerlei Gefahr droht – wir könnten sonst nicht miteinander arbeiten.«
Reiß dich zusammen, Kismet! Das ist nicht einfach irgendein neuer Patient, bei dem du die Parameter festlegst. Das ist ein Wesen, das Leuten wie dir das Blut aussaugt. Hört das mit deiner politischen Korrektheit vielleicht auch irgendwo einmal auf?
»
Ich habe festgestellt, dass Ihre … äh … Reißzähne ausgefahren sind. Wenn ich recht verstanden habe, können manche Vampire sie gezielt ausfahren und wieder einziehen. Können Sie das auch?«
»Nein, unglückseligerweise besitze ich diese Fähigkeit oder Kontrolle nicht. Meine Reißzähne befinden sich dauerhaft in dieser Position.« Er hob eine Hand, um seinen Mund zu verdecken. »Ich hoffe, das macht Ihnen keine Schwierigkeiten?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das tut es nicht«, antwortete ich, und er ließ seine Hand wieder sinken.
Ich räusperte mich. »Entschuldigen Sie bitte die unhöfliche Frage, aber ich verstehe nicht ganz, woher Vampire die finanziellen Ressourcen nehmen, um einen Therapeuten aufzusuchen. Es ist mir ein Vergnügen, mich heute Abend mit Ihnen zu unterhalten, aber in der Regel sind dazu eine Terminabsprache und irgendeine Art von finanziellem Arrangement vonnöten. Wird das ein Problem sein?«
Schau an – ein Notausgang!
Er sah zu mir auf und lächelte breit. »Nein. Die Mitglieder von Devereux’ Zirkel sind gut versorgt. Geld ist das geringste unserer Probleme. Ich werde Sie bar bezahlen; die Höhe des Honorars ist nebensächlich.«
Sieh mal an! Sind das nicht genau die Worte, die das Therapeutinnenherz höher schlagen lassen?
»
Ich danke Ihnen. Sprechen wir doch über Ihr Problem. Inwiefernwirkt sich Ihr Widerwillen beim Anblick von Blut auf Ihre … Erfahrungen aus?«
»Ich fürchte, ich werde, um dies zu beantworten, etwas … drastisch werden müssen. Sind Sie sicher, dass Sie bereit sind, sich das anzuhören?«
Ich schluckte den Klumpen hinunter, der sich in meiner Kehle zu bilden begann. »Ich werde mein Bestes tun.«
Ich komme mir vor wie ein kompletter Anfänger, eine blutjunge Therapeutin, die mit ihrem ersten Patienten zusammensitzt und versucht, keinen Mist zu bauen. Die versucht, dem schwarzen Mann unter dem Bett einzureden, dass unter dem Bett kein schwarzer Mann ist
.
»Sie sind Vampirtherapeutin, insofern wissen Sie vermutlich, dass es Menschen gibt, die ihre Zeit freiwillig mit Vampiren verbringen, weil sie wollen, dass man bei ihnen Blut saugt. Sie haben das Bedürfnis nach dieser Erfahrung.«
Ich setzte mich aufrechter hin. »Ja, davon habe ich gehört.«
Seine Schultern entspannten sich sichtlich. Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
Er atmet. Atmen Vampire? Atmet Devereux? Warum habe ich auf solche Details nicht geachtet?
»
Insofern ist es kein Problem für mich, eine Halsschlagader zu finden. Die Leute bieten sie mir ständig an. Ich brauche nur zuzubeißen. Und solange ich das Blut nicht
sehen
kann, ist alles in Ordnung. Wie jeder andere Vampir auch liebe ich den Geschmack, und das Gefühl, das es mir vermittelt, würde jede Mühe wettmachen, die es mir etwa bereiten könnte, es zu bekommen. Aber es ist vollkommen unmöglich, Blut zu saugen, ohne dass es … Spuren gibt, kleine Spritzer, Tropfen – oder, die schlimmste denkbare Möglichkeit, unkontrollierte Blutungen.
Verstehen Sie, manchmal kann es mitten beim Trinken mit einem durchgehen. Es ist tatsächlich nicht unähnlich einem körperlichen Orgasmus, wenn Sie mir den unverblümten Vergleich verzeihen wollen, und es ist schon vorgekommen, dass ich die Einstichstelle mit meinen Zähnen etwas erweitert habe, wenn mein Körper auf die … äh … Stimulierung reagierte. Es kann eine überwältigende Erfahrung sein. Wie dem auch sei – wenn ich auch nur einen einzigen Tropfen Blut zu Gesicht bekomme, erbreche ich augenblicklich alles, was ich schon geschluckt habe. Und dann sehe ich natürlich noch viel
mehr
Blut, und es endet damit, dass ich würge, bis meine Bauchmuskeln vor Schmerzen brüllen.«
Seine Augen waren sehr weit aufgerissen und glasig, als er diese Geschichte erzählte, und seine Hände klammerten sich so fest umeinander, dass die weiße Haut blau
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