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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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nicht, dass meine taktlosen Überlegungen sich als Nächstes über das ganze vampirische Netzwerk verbreiteten. Ich musste ein paar Fragen stellen und ein paar grundlegende Regeln etablieren.
    Ich hob eine Hand, und er sah mir kurz ins Gesicht, bevor er den Blick wieder senkte.
    »Es tut mir leid – ich kenne Ihren Namen nicht.«
    Er nickte und antwortete in aller Klarheit. »Ja, ich nehme an, den sollten Sie wissen. Ich bin Apollo.«
    Meine Augenbrauen wanderten nach oben, bevor ich es verhindern konnte. »Apollo wie der griechische Gott?«
    Er nickte wieder. »Ja, genau der. Ich weiß, dass ich meinem Namen nicht wirklich entspreche – ungöttergleich, wie ich fraglos bin –, aber es war zu Lebzeiten tatsächlich mein Familienname. Anthony Apollo. Meine menschlichen Vorfahren kamen ursprünglich aus Griechenland. In der Vampirwelt werden einprägsame Namen den banalen, menschlich klingenden meist vorgezogen, also nenne ich mich Apollo. Außerdem sorgt es meist für eine gewisse Erheiterung.«
    Er lächelte etwas, und die Finger in seinem Schoß lockerten sich.
    Ich erwiderte das Lächeln; es freute mich, dass er sich auchvon einer entspannteren Seite zeigen konnte, und ich begann zu hoffen, dass es nicht schon wieder eine Fehlentscheidung gewesen war, ihn überhaupt erst in mein Sprechzimmer zu lassen.
    »Sehen Sie, Apollo, wie Sie wahrscheinlich wissen, ist es eine verhältnismäßig neue Entwicklung, dass ich mit Vampiren arbeite. Ich bin selbst noch dabei, mich zu orientieren. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir ein paar Fragen beantworten könnten. Sind Sie dazu bereit?«
    Er nickte. »Wenn ich kann.«
    »Ich wüsste gern, über welche Kräfte Sie verfügen. Ich meine, können Sie meine Gedanken lesen? Werde ich gebannt sein, wenn ich Ihnen in die Augen sehe? Solche Dinge eben.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich bin erbärmlich schwach für einen Vampir. Ich bin noch nicht sehr lange einer – weniger als fünfzig Jahre –, und der Vampir, der mich gewandelt hat, war selbst eher ein Langweiler. Sie wissen sicherlich, dass ein Vampir immer nur so stark ist wie derjenige, der ihn geschaffen hat. Nehmen Sie dazu mein persönliches kleines Problem, und ich kann in aller Aufrichtigkeit sagen, dass ich keine große Bereicherung für den vampirischen Genpool bin. Aber um Ihre Frage zu beantworten – manche Gedanken kann ich lesen. Starke Emotionen sogar sehr gut. Sollten Sie sich Sorgen machen wegen etwas, das Sie gedacht haben, dann kann ich Ihnen versichern, bisher ist alles geradewegs an mir vorbeigegangen. Vergleichbares gilt für meine Augen – obwohl ich Ihnen vermutlich Kopfschmerzen verursachen könnte, wenn ich mich wirklich konzentrieren würde.«
    Ich nickte und versuchte, nicht zu lächeln. Ich kannte ihn einfach noch nicht gut genug, um entscheiden zu können, ob er sich über meine Erheiterung freuen oder eher gekränkt sein würde, weil ich ihn komisch fand. Aber zugleich war ich vonseiner Intelligenz und Wortgewandtheit beeindruckt. So viele redegewandte Vampire! Wer hätte das gedacht?
    »Gut, dann komme ich zum wesentlichen Punkt: Sie haben gesagt, Sie hätten gehört, dass man bei mir ungefährdet sei, dass Sie mit mir reden könnten. Nun würde ich gern wissen, ob ich bei Ihnen ungefährdet bin. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ein Interesse an meiner Halsschlagader entwickeln werden?«
    Himmeldonnerwetter, Kismet! Das war jetzt wirklich taktvoll
.
    Er lachte verlegen, mehrere Sekunden lang; die tiefen Lachfalten bildeten seltsame Rinnen in seinen narbigen Gesichtszügen, die an so viel Frivolität nicht gewöhnt zu sein schienen.
    »Entschuldigen Sie meine Erheiterung, aber wenn Sie die Warnungen gehört hätten, die Devereux seinem Zirkel für den Fall mitgegeben hat, dass irgendjemand Ihnen auch nur ein Haar krümmen sollte, dann würden Sie diese Frage nicht stellen. Glauben Sie mir, niemand möchte Devereux zum Feind haben! Sie werden vermutlich feststellen, dass die meisten von uns über eine sehr beachtliche Selbstkontrolle verfügen. Das nun ist etwas, was ich auch von mir selbst behaupten kann. Sie können sich also darauf verlassen, dass Sie in meiner Gegenwart nicht in Gefahr sind.«
    Sagte die Spinne zur Fliege
.
    Er zog ein Papiertuch aus der Schachtel auf einem in der Nähe stehenden Tisch und wischte sich die Lachtränen ab. Dann sagte er kopfschüttelnd: »Ah, das war ein gutes Gefühl. Es ist eine ganze Weile her, seit ich laut gelacht habe.«
    Ich

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