Kismet Knight
nichts«-Strategie und wurde dafür mit einem zweiten Klingeln belohnt.
Ich öffnete die Tür bei vorgelegter Kette einen kleinen Spalt weit und sah einen dementsprechend kleinen Teil der Außenwelt, was mir nicht weiterhalf. Ich erspähte nach wie vor nichts dort draußen.
Ich wollte die Tür gerade wieder schließen, als mir der Gedanke kam, dass ich vielleicht eine einfache Frage stellen sollte.
»Wer ist da?«
»Ich bin’s, Kismet. Devereux. Bitte lass mich herein.«
Devereux? Wenn es Devereux war, warum klingelte er an der Haustür? Warum tauchte er nicht einfach unangekündigt und uneingeladen in meiner Wohnung auf wie sonst auch? Warum kam er nicht wie eine aufdringliche Fledermaus hereingefegt und nahm mich einfach auf die nächste unheimliche Geisterbahnfahrt mit?
»Warum bist du hier?«
Eine selten dämliche Frage!
»Ich bin gekommen, um dich zu lieben.«
»Was?!«, krächzte ich. Ich konnte nicht behaupten, dass ich diesen Spruch schon einmal gehört hatte.
Weil ich nach wie vor auf den Boden außerhalb meiner Haustür hinunterstarrte, erkannte ich dort jetzt die schwarzen Lederstiefel, die in meinem Blickfeld erschienen waren.
Ich hob den Blick, sah sonst aber nichts als weiteres Schwarz und ein Aufblitzen, das möglicherweise blondes Haar war.
Offenbar konnte Devereux seinerseits den Fußboden hinter der Tür sehen, denn jetzt sagte er mit sehr hörbarer Erheiterung: »Was hast du da an den Füßen?«
Ich sah auf die doppelte Miss Piggy hinunter und hatte das Bedürfnis, sie zu verteidigen.
»Geht dich nichts an. Was willst du wirklich?« Obwohl ich zugeben musste, dass mir die ursprüngliche Antwort durchaus gefallen hatte.
»Ich habe die Wahrheit gesagt. Ich bin gekommen, um dich zu lieben. Bitte mach die Tür auf!«
Wie arrogant! Und du gehst einfach davon aus, dass mir das recht ist? Dass ich jetzt die Tür öffnen und mich auf den nächsten Pakt mit dem Teufel einlassen werde? Dass ich nach unserem letzten Ausflug in die Parallelwelt auch nur das geringste Interesse an Sex mit dir habe?
»
Woher soll ich wissen, dass das wirklich du bist? Normalerweise kommst du doch durch die Luft.«
»Wie du wünschst.«
Ich hörte das vertraute leise Knackgeräusch, spürte einen Luftzug und wusste sofort, dass er hinter mir stand. Ich drehte mich um, die Hände in die Hüften gestemmt.
»Hey! Das war keine Einladung!«
Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Du vergisst, dass ich diese sehr praktische kleine Fähigkeit zum Gedankenlesen besitze.«
Er verneigte sich, und ich stellte fest, dass er eine Variante seines üblichen »Gott in Leder«-Outfits trug. »Ich habe an der Tür geklingelt, weil ich dachte, du würdest es vorziehen, wenn ich dein Haus auf die normale, menschliche Art betrete. Ich habe den Eindruck, dass du das Drama satthast, zu dem dein Leben geworden ist, und ich möchte nicht auch noch zu deinem Unbehagen beitragen.«
Er nahm seine Hände, die er bisher im Rücken versteckt hatte, nach vorn. Sie hielten einen riesigen Strauß rosa Rosen und eine lächerlich große Pralinenschachtel.
»Geschenke für dich, Geliebte.«
Er beugte sich vor und streifte meine Lippen mit seinen. Sein vertrauter köstlicher Geruch eroberte meine Nase, und meine Lippen schoben sich automatisch nach vorn in Erwartung eines Nachschlags.
Er brach in Gelächter aus.
»Du hast Schweine an den Füßen!«
Er schob mir die Rosen und die Pralinenschachtel in die Arme, hob mich hoch und trug mich zum Sofa hinüber. Sobald er mit mir auf dem Schoß dort saß, streckte er die Hand aus und hob meine Füße an, um die farbenprächtigen Ferkeleien inspizieren zu können.
»So etwas habe ich noch nie gesehen. Tragen moderne Menschen alle Tierrassen an den Füßen oder nur Schweine?« Je länger er die Plüschschweinschuhe betrachtete, desto mehr musste er lachen. Er schnippte mit Daumen und Zeigefinger gegen die Schnäuzchen und zog an den Schwänzen.
So empörend es war, ausgelacht zu werden, irgendetwas daranwar zugleich auch ansteckend. Ich begann selbst zu kichern, was irgendwann zu ausgewachsenen Lachkrämpfen führte.
Auch dieses Mal wieder versiegte jede Entschlossenheit, die ich im Hinblick auf den Umgang mit Devereux aufgebaut hatte, in einem direkt proportionalen Verhältnis zu der Anzahl der Minuten, die ich damit verbrachte, in sein schönes Gesicht zu sehen. Es war Zeitverschwendung, mir einreden zu wollen, dass ich seinem Zauber gegenüber immun war – oder
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