Kiss and kill: Thriller (German Edition)
telefonierte.
»Muss ich dich eigenhändig ausziehen, in deinen Pyjama stecken und ins Bett verfrachten?«, hatte Griff gefragt.
Als er wieder nach ihr sah, lag sie im Bett und stellte sich schlafend. Vermutlich wusste er, dass sie Stunden brauchte, um endlich einzuschlafen, und dann immer wieder von Alpträumen aufgeschreckt wurde.
Heute Morgen hatte sie ihre zweite einstündige Sitzung mit Dr. Meng gehabt, und wenn sie ehrlich sein sollte, fand sie diese kleine Unterhaltung ebenso nutzlos wie die gestrige. Eigentlich war es eher eine Plauderei gewesen, in der sie beide Informationen austauschten. Nic wusste inzwischen, wo Dr. Meng geboren war, wer ihre Eltern waren und wo sie Medizin studiert hatte. Und Nic hatte der Frau, die sie sich immer noch sträubte Yvette zu nennen, ähnliche Eckdaten von sich gegeben.
Am frühen Nachmittag hatten Griff und sie eine mögliche Beschreibung der Frau, die Everharts neuestes Opfer sein könnte. Sicher waren sie sich natürlich nicht, und was noch schlimmer war: Sie hatten keine Ahnung, wann der Jäger wieder zuschlagen würde.
Trainiert, rekrutiert ließ auf militärische Ausbildung schließen. Eine Soldatin? Auf jeden Fall eine Frau, die bei den Streitkräften war.
Heil der kriegerischen Heldin legte nahe, dass die Soldatin etwas Heldenhaftes getan hatte, etwas, das sie ins Rampenlicht gerückt hatte, wenn auch vielleicht nur für einen kurzen Moment.
An Freibeuter hatten sie länger geknackt, weil es hier mehr mögliche Deutungen gab. Letztlich waren sie gemeinsam mit den FBI-Leuten und Powells Agenten zu dem Schluss gekommen, dass es ein Ortshinweis sein musste. Und Griff als Exsportler waren sofort die Tampa Bay Buccaneers eingefallen, die mit »Buccaneer« die Bezeichnung »Freibeuter« im Namen trugen. Und so landeten sie bei Tampa in Florida.
Everharts nächstes Opfer war folglich eine Soldatin aus Tampa, die in jüngster Zeit durch irgendeine heldenhafte Tat aufgefallen war.
»Wenn Doug doch endlich anrufen würde«, sagte Nic, die im Büro auf und ab lief.
»Er ruft an, sobald er Neuigkeiten hat.« Griff saß am Ende des langen Konferenztisches. »Was hältst du davon, wenn wir in der Zwischenzeit einen Happen essen?«
»Ich hab keinen Hunger.«
»Du hast mittags schon kaum was gegessen.«
»Ich frühstücke morgen mehr, versprochen.«
»Ich versuche nicht, dein Aufpasser zu sein«, sagte Griff. »Du sollst dich hier nicht wie eine Gefangene fühlen. Nicht nachdem … Verflucht, Nic, ich will mich doch nur um dich kümmern!«
Sie war versucht, ihn zu berühren, aber etwas in ihr hielt sie davon ab. »Ich weiß, aber lass es gut sein. Du kannst mir nicht mehr helfen, als du es ohnehin schon tust. Manche Dinge muss ich allein schaffen.«
Griff nickte. Sein ernster Gesichtsausdruck gefiel ihr nicht, zumal sie wusste, dass sie der Grund war. Doch wenn sie ihn belog und ihm erzählte, es ginge ihr bestens, würde er ihr nicht glauben, sondern sich erst recht um sie sorgen.
»Falls Everhart noch eine Frau entführt hat, darfst du dich nicht in den Fall verbeißen«, sagte Griff. »Du musst dich vor allem um dich selbst kümmern. Du selbst musst bei dir oberste Priorität haben.«
»Vom Verstand her stimme ich dir zu. Wenn ich mich emotional nicht vollkommen erholen und vergessen kann, was mir passiert ist, kann ich meine Arbeit nicht machen.«
Griff sah sie mit einem seltsam traurigen Ausdruck an. Sie wusste, dass er sie in die Arme nehmen und trösten wollte, und irgendetwas in ihr wünschte sich, dass er es täte. Zugleich war ihr klar, dass sie bei der kleinsten Berührung zu einem wimmernden Häufchen Elend würde. Und das durfte sie nicht riskieren. Es wäre, als würde man den Zünder einer Handgranate ziehen. Sich Griffins Trost hinzugeben, könnte sie zerstören.
»Nic, Liebes, du erwartest zu viel von dir, wenn du denkst, dass du das jemals vergessen kannst. Tritt keinen Kampf an, den du nur verlieren kannst.«
»Du hast mit Dr. Meng über mich geredet, stimmt’s? Das war fast ein wörtliches Zitat von ihr.«
»Nein, ich habe nicht mit Yvette über deine Sitzungen geredet. Ich habe sie lediglich gestern gefragt, ob die Sitzung gut verlaufen war, was sie bejahte. Falls ich mich anhöre, als würde ich Yvette zitieren, liegt es daran, dass Yvette lange Zeit meine Therapeutin war.«
»Sie war deine Therapeutin?«, wiederholte Nic verwundert. »Das verstehe ich nicht. Wieso hat sie …?«
Das Telefonläuten unterbrach sie, und prompt hielt Nic
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