Kiss and kill: Thriller (German Edition)
im mindesten überrascht, von ihr zu hören.
»Denken wir an Schulfarben. Welche Wappen fallen uns zu Orange ein?«
»Als Erstes fiele mir da natürlich die Universität von Texas ein.« Er stieß einen leisen Fluch aus. »Das ist zu einfach, aber …«
»Was, wenn die Frau, die er heute Morgen entführen will, im Basketballteam der UT spielt? Ich weiß, dass das weit hergeholt ist, aber …«
»Es ist besser als nichts.«
»Ich kann die Campus-Polizei anrufen«, schlug Nic vor.
»Die werden mich für bekloppt halten, was ich ihnen nicht mal verdenken könnte, und doch …«
»Lassen Sie mich das übernehmen«, unterbrach Griff sie.
»Ich habe gute Verbindungen zur UT. Ich kenne den Chef der Campus-Security, und wenn ich ihn bitte, die blonden Spielerinnen im Frauenbasketballteam zu überprüfen, macht er es.«
»Danke, Griff.« Sie zögerte, weil ihr nicht gefiel, dass er in diesem Fall schneller mehr unternehmen konnte als sie.
»Rufen Sie mich an, sobald Sie irgendwas erfahren haben.«
»Ihnen ist klar, dass es ein Schuss ins Leere sein könnte. Ja, Rot gemischt mit Gelb ergibt Orange, und Orange ist die Farbe der UT, aber wie Sie bereits selbst sagten, ist das weit hergeholt. Wahrscheinlich liegen wir falsch.«
»Sie meinen, ich liege falsch.«
»Wenn wir Partner sind, liegen wir entweder beide falsch oder beide richtig.«
»Wir sind keine Partner.«
»Wie Sie meinen, Nic.«
Bevor sie mit einer ähnlich spitzen Bemerkung kontern konnte, hatte er aufgelegt. Klugscheißer.
Nic sah zu ihrem Kaffee. Sie konnte ihn beinahe schon schmecken. Doch sie widerstand der Versuchung, eilte ins Bad, legte ihr Handy auf den Waschtisch und zog sich aus. Dann stieg sie unter die Dusche und schloss die Augen, während das Wasser auf sie hinabregnete.
Es war durchaus möglich, dass ihre Orange-These falsch war und entsprechend auch ihre Vermutung, dass es sich bei dem potenziellen Opfer um eine Basketballspielerin der UT handelte.
O Gott, bitte, lass mich recht haben! Und falls ja, lass es bitte noch nicht zu spät sein, um sie zu retten.
Amber Kirby machte sich zu ihrem morgendlichen Lauf auf. Unter der Woche stand sie früher auf als an den Wochenenden. Gewöhnlich hatte sie dann einen ganzen Teil der Strecke für sich allein. Wenn das Herbstsemester begann und mehr Studenten auf dem Campus waren, wäre der Wanderpfad längst nicht mehr so verlassen wie heute. Die Einsamkeit machte ihr allerdings nichts aus, denn oft hatte sie ihren iPod dabei und hörte sich über Ohrstöpsel ihre Lieblingssongs an.
Sie hatte gerade die Hälfte ihrer üblichen Strecke hinter sich, als sie einem Mann begegnete, der den Pfad entlangging, statt zu laufen oder zu joggen wie die meisten hier. Weil er erst die zweite Person war, die Amber an diesem Morgen sah, blickte sie zu ihm hinüber, und für eine halbe Sekunde schauten sie sich direkt in die Augen. Er sah wie jemand aus, der dringend Sport treiben sollte. Zwar war er nicht fett, doch er wirkte dicklich und wabbelig. Zudem war sein Gesicht rund und mopsig.
Als sie an ihm vorbeirannte, lächelte er, und sie erwiderte sein Lächeln.
Dabei lief ihr ein unbehaglicher Schauer über den Rücken.
Okay, der Typ war ein bisschen seltsam, aber deshalb musste sie noch längst keine Angst bekommen. Schließlich war es offensichtlich, dass sie ihm mühelos davonlaufen könnte. Und auch wenn er ein Mann war, dürfte sie mindestens genauso stark sein wie er – wenn nicht stärker.
Gib nichts auf dieses blöde Gefühl, da könnte was nicht stimmen. Lauf einfach weiter.
Amber blickte sich um.
Der Mann ging in die entgegengesetzte Richtung und war fast außer Sichtweite. Er war weder stehen geblieben noch hinter ihr hergekommen.
Wie blöd von mir zu denken, dieser pummelige Typ könnte gefährlich sein!
Nic war zwar offiziell noch im Urlaub, fuhr aber dennoch nach D.C. zum Justice Square, wo sie Doug traf, als der gerade ins Büro kam. Wäre sie zu Hause geblieben, hätte die Warterei sie verrückt gemacht, vollkommen wahnsinnig. Seit ihrem Telefonat mit Griff waren über dreieinhalb Stunden vergangen, und er hatte noch nicht zurückgerufen. Sie vermutete, dass er nichts zu berichten hatte, was bedeutete, sie hatte das Rubinen-und-Zitronendrops-Rätsel nicht gelöst. Schließlich standen die Chancen von Anfang an schlecht, dass sie tatsächlich diese letzten beiden idiotischen Hinweise entschlüsseln konnten.
Nic wollte eigentlich mit dem Stellvertretenden FBI-Direktor Ace Warren
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