Kiss and kill: Thriller (German Edition)
zum Abendessen serviert.
Das waren die mageren Zeiten gewesen, als ein fetter Katzenwels auf ihrem Tisch bedeutete, dass sie nicht hungrig ins Bett gehen mussten.
Etwas in ihm vermisste jene Phase seines Lebens. Nicht, dass er arm und hungrig sein wollte, aber das Lächeln seiner Mutter und ihre sanften Berührungen fehlten ihm. Griff war kurz davor gewesen, ihr ein besseres Leben ermöglichen zu können, voller Luxus und bar jedweder Mühen und Plagen. Die NFL wäre erst der Anfang gewesen.
Aber es gab kein Zurück. Nichts von dem, was geschehen war, ließ sich im Nachhinein ändern. Wenn er es könnte, würde er. Er würde wieder einundzwanzig und frisch aus dem College sein wollen, die Welt zu seinen Füßen. Seine Mama würde noch leben und gut auf ihn aufpassen.
Sie hatte ein hartes Leben geführt und war viel zu jung gestorben.
»Da ist ein Anruf für dich«, sagte Sanders und riss Griff jäh wieder in die Gegenwart zurück.
Griff blickte zu Sanders auf. Nach dem Mittagessen war er in sein Arbeitszimmer gegangen, hatte sich die letzte Präsidentenbiographie genommen, die er kürzlich gekauft hatte, und zu lesen angefangen.
»Wer ist es?«, fragte Griff, der wusste, dass es nicht der Skalpierer war. Er hätte auf Griffs Handy angerufen.
»Es ist Miss Smithe, Sir.«
»Lisa Kay? Sag ihr, dass ich … nein, warte. Ich nehme das Gespräch hier an.« Es war sinnlos, hier herumzusitzen, zu warten und sich Sorgen zu machen. Eine hübsche Frau bot ihm genau die Ablenkung, die er brauchte.
Griff stand auf, ging zu seinem Schreibtisch und nahm den Hörer auf. »Hallo, Süße, wie geht es dir?«
»Ich vermisse dich, mein Schatz. Seit letztem Samstag hast du dich gar nicht mehr gemeldet.«
»Tut mir leid. Ich war beschäftigt. Ich arbeite nämlich.«
Sie kicherte. »Was hältst du davon, an mir zu arbeiten? Du könntest nach Knoxville kommen und über Nacht hierbleiben, oder ich komme zu dir.«
»Reserviere uns einen Tisch in irgendeinem netten Restaurant«, sagte er. »Ich komme nach Knoxville und hol dich um halb sieben ab.«
»Bring deine Zahnbürste mit.«
»Ich packe mir das Nötigste ein.«
»Und nimm bitte den Porsche, ja? Ich liebe es, wenn alle Leute grün vor Neid werden, wenn wir aus dem Ding steigen.«
Griff lachte leise. »Mach ich.«
Seit ein paar Monaten ging er gelegentlich mit Lisa Kay Smithe aus. Sie hatten sich auf der Party eines gemeinsamen Bekannten kennengelernt. Eigentlich war sie mit dem Sohn eines hiesigen Immobilienunternehmers hingekommen, den Griff flüchtig kannte. Von dem Moment an, da er ihr begegnete, wusste er über Lisa Kay Bescheid. Sie war jung, flirtete gern und kam gleich beim ersten Date zur Sache. Genau sein Typ. Ach was, sie war jedermanns Typ.
Griff wurde in wenigen Monaten vierzig, fühlte sich allerdings nicht wie vierzig, und erst recht sah er sich nicht als Mann in mittleren Jahren. Er hielt sich körperlich fit, war nicht hässlich, aber vor allem schmolzen die Frauen aller Altersgruppen aus einem Grund dahin, wenn sie ihn kennenlernten: Sie alle waren von seinem Bankkonto beeindruckt. Die meisten Männer seines Alters waren verheiratet oder dachten ernstlich darüber nach, die Frau fürs Leben zu finden.
Andererseits war Griff nicht wie die meisten Männer.
Wenn er eine Frau brauchte, konnte er sich ohne weiteres eine kaufen. Und er hatte die freie Auswahl. Das einzige Problem war, dass er keine Frau wollte, die sich kaufen ließ.
Amber kam nur langsam zu sich. Sie war schrecklich erschöpft, hatte sehr schwere Lider und fühlte sich am ganzen Körper wund. Was war mit ihr los? Wieso konnte sie die Augen höchstens ein paar Sekunden öffnen? Und war um hatte sie Kopfschmerzen, als hätte man ihr eins mit dem Kantholz übergezogen?
Denk nach, Amber. Konzentrier dich!
Was war das Letzte, an das sie sich erinnerte? Ihr Wecker hatte um zwanzig nach fünf geklingelt. Sie hatte sich rasch ihre Shorts und ihr Trägershirt angezogen, war in ihre Laufschuhe geschlüpft und … War sie ohnmächtig geworden? Hatte sie einen Herzanfall gehabt? War sie überfallen worden?
Sie war auf ihrem normalen Drei-Meilen-Lauf gewesen. Mit aller Kraft hielt sie die Augen offen und versuchte, sich zu konzentrieren, aber alles verschwamm. Etwas stimmte nicht mit ihr. War sie krank?
Ihr Mund war furchtbar trocken, und ihre Lippen fühlten sich steif an. Sie benetzte sie. Gott, war sie durstig!
»Hallo?«, rief sie, doch ihre Stimme war bloß ein heiseres Flüstern.
Erst als
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