Kiss and kill: Thriller (German Edition)
sie sich vorbeugte, bemerkte sie, dass sie mit dem Rücken an einer kühlen, feuchten Wand saß. Steh auf. Beweg dich! Finde raus, wo du bist und was mit dir passiert ist.
Beim Aufstehen sah sie allmählich klarer, stellte allerdings auch fest, dass ihre Knöchel gefesselt waren, wie auch ihre Handgelenke. Sie blickte sich um, nach links, nach rechts, nach oben, nach unten. Alles war dämmrig, und die einzige Beleuchtung bestand in einer nackten Glühbirne, die in einer schäbigen Fassung von der Decke baumelte. Die Decke? Alte Holzbalken, von Spinnweben übersät. Der Boden war aus Ziegelstein, schmutzig und feucht, genau wie die Wände.
Sie war in einem Keller, der anscheinend zu einem alten Gebäude gehörte.
Wie war sie hergekommen?
Sie testete ihre Fesseln und schaffte es, gut anderthalb Meter zu gehen, bevor die Ketten an ihren Knöcheln und Handgelenken sie stoppten. Ein Blick über die Schulter verriet ihr, dass die Fesseln in der Mauer hinter ihr verankert waren. Es handelte sich um neue, blitzblanke Ketten, die inmitten einer Reihe von alten, rostigen mit zerbrochenen Hand- und Fußschellen angebracht waren.
O Gott! O Gott! Wo war sie? Was passierte mit ihr? Amber riss den Mund auf und schrie.
Oben in der Küche saß Pudge am Tisch und genoss ein Stück Limonenkuchen – sein spätabendlicher Imbiss, bevor er ins Bett ging.
Als er die Schreie hörte, lächelte er vor sich hin.
Aha, sie war endlich aufgewacht.
Arme Kleine.
Wahrscheinlich würde sie jetzt schreien, bis sie heiser war, und weinte sich dann in den Schlaf. Morgen früh würde er zu ihr in den Keller gehen, sich vorstellen und ihr die Regeln des Spiels erklären, das sie in den nächsten Wochen gemeinsam spielen würden.
Kapitel 8
Nic wachte vor dem Weckerklingeln auf, aber als sie den Regen hörte, stellte sie den Wecker ab, drehte sich auf die andere Seite und drückte sich eines der Kissen aufs Ohr. Eine weitere Nacht hatte sie sich nur hin- und hergewälzt und war immer wieder mit dem Gedanken an Amber Kirby aufgewacht. Sie war nicht sicher, ob irgendetwas, das der Skalpierer mit Amber anstellte, schlimmer sein könnte als die furchtbaren Dinge, die Nic sich im Halbschlaf vorgestellt hatte.
Der Skalpierer.
Griff hatte sich diesen bösartigen Beinamen für ihn ausgedacht, und leider schien er verteufelt gut zu dem Mörder und seinen Taten zu passen.
Vier Tage war es her, seit Amber Kirby bei ihrem morgendlichen Lauf verschwunden war. Auf der ganzen Strecke, die sie gewöhnlich lief, hatten sich keine Anzeichen auf einen Kampf finden lassen, aber die Polizei hatte Spuren entdeckt, die darauf hindeuteten, dass jemand mindestens drei Meter weit vom Weg in den Wald geschleift worden war. Den Spuren nach schlossen sie, dass der Täter sie dann über die Schulter gehievt und bis zu seinem Wagen getragen hatte. Schweißhunde hatten sie vom Wald zu einem abgelegenen Sandweg geführt, wo der Mörder geparkt haben könnte. Hier jedenfalls verlor sich die Spur.
»Wir vermuten, dass er sich ihr von hinten näherte und sie bewusstlos schlug oder irgendwie betäubte«, hatte der Detective in Knoxville gesagt, als Nic am späten Mittwochnachmittag mit ihm telefonierte.
»Ehe sie nicht tot aufgefunden wird, mit einer Kugel im Kopf und skalpiert, haben wir keinen Beweis, dass Amber Kirbys Verschwinden mit den anderen fünf Morden in Zusammenhang steht«, hatte der FBI-Leiter der Außenstelle in Knoxville erklärt. »Was Ihren mysteriösen Anrufer betrifft, der Ihnen Hinweise gibt, könnte der irgendein Irrer sein, der nichts mit den Morden zu tun hat.«
»Und wie kommt es dann, dass uns die Hinweise zu dieser Frau geführt haben?«
»Hören Sie, Baxter, ich weiß, dass Sie und Griffin Powell glauben, die Hinweise des Kerls entschlüsselt zu haben und so zu einem bestimmten Schluss gelangt sind, aber Fakt ist, dass alles ebenso gut purer Zufall sein kann. Ich werde mich jedenfalls nicht ohne konkrete Beweise in örtliche Ermittlungen einmischen.«
Wie viele Frauen mussten sterben, ehe sie ihre Kollegen überzeugen konnte, dass sie es mit einem umherziehenden Serienkiller zu tun hatten? Auf Dougs Anregung hin hatte sie nicht ihre Theorie erwähnt, dass der Skalpierer außerdem auch der zweite Beauty-Queen-Mörder war, der Cary Maygarden als letzten Triumphakt in ihrem bösen Spiel erschoss. Außerdem waren Griff und sie sich einig, dass es sinnlos war, alte Wunden bei Lindsay und Judd oder bei den Familien der anderen früheren Opfer wieder
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